Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Carl Zeiss Jena 3:1

Heimsieg unter erschwerten Bedingungen

Heimsieg unter erschwerten Bedingungen


Der FCK kommt mit 3:1 gegen Jena am 11. Spieltag endlich zu seinem ersten Heimsieg in der Liga. Denkwürdig wird das Spiel aber aus einem anderen Grund bleiben. Als Reaktion auf die jüngsten Leistungen auf und neben dem Platz haben viele Fans die Faxen dicke.

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Heimsieg! Dass man einen Dreier gegen den nach zehn Spieltagen noch sieglosen Tabellenletzten Carl Zeiss Jena in dieser Form betonen muss, sagt viel aus über die Situation des 1. FC Kaiserslautern im Herbst 2019. Rücktritte und Chaos in der Führungsebene, ein Abstiegsplatz in der 3. Liga und ein Trainerwechsel inklusive: Nach nicht einmal einem Drittel der Saison befindet sich der vierfache Deutsche Meister aus der Pfalz einmal mehr im Krisenmodus.

Die jüngsten Auswärtspleiten in Meppen und München sowie die Nachspiele vor dem Gästeblock fielen dabei derart desaströs aus, dass sich das Fanbündnis 1. FC Kaiserslautern, ein Zusammenschluss mehrerer Dutzend FCK-Fanclubs, vor dem Heimspiel gegen Jena dazu entschlossen hat, die Partie zu nutzen, um der Mannschaft eindrücklich klar zu machen, dass es so nicht weitergehen kann.

Protest der FCK-Fanclubs: "Erspielt unseren Rückhalt!"

Dort, wo sonst der Stimmungskern der Westkurve beheimatet ist, aber auch in anderen Bereichen der Tribüne machen sich an diesem Samstag also viele Fans nach dem Warmlaufen der Mannschaft auf den Weg in Richtung der oberen Bereiche der Südtribüne, wo sie das Spiel ohne organisierten Support verfolgen wollen. Statt der üblichen Zaunfahnen hängt die kompletten 90 Minuten über ein Spruchband mit der Aufschrift: "Mit euren Leistungen (v)erspielt ihr euch unseren Rückhalt".

Man kann darüber streiten, ob so eine Aktion einer verunsicherten Mannschaft nicht erst Recht zusetzt. Ziemlich unstrittig ist aber, dass die Profis den treuen Fans in dieser Spielzeit bereits wieder zu viele unerklärliche Leistungen zugemutet haben. Für die Spielzeiten davor gilt übrigens das gleiche und so ist es das gute Recht der Protestierenden, ihrem Frust auf diese Art Luft zu machen.

Das gleiche gilt selbstverständlich für all die Anhänger, die trotz des Protestaufrufs ihren angestammten Platz in der Kurve nicht verlassen wollen und stattdessen versuchen, die Mannschaft bestmöglich zu unterstützen. Stadionsprecher Horst Schömbs hat sich bei der Vorstellung der Aufstellungen zwar bereits auf die ungewohnte Atmosphäre eingestellt und nennt die Nachnamen der Profis entgegen des üblichen Rituals gleich mit. Gerufen werden die Spielernamen aus der spärlich besetzten West aber trotzdem und auch der ein oder andere Schlachtruf ist nach dem Anpfiff zu vernehmen, auch wenn die Stimmung mit einem normalen FCK-Heimspiel nicht zu vergleichen ist.

Nur noch 16.083 Zuschauer - Minusrekord in diesem Jahr

Als der abgeschlagene Tabellenletzte Jena, der von seinen rund 700 mitgereisten Schlachtenbummlern sowohl vor als auch nach Spiel heftig beschimpft wird, durch einen von Lennart Grill verursachten Foulelfmeter früh mit 1:0 in Führung geht, kippt aber auch bei den Unentwegten unter den nur noch 16.083 Zuschauern auf dem Betzenberg - Minusrekord in diesem Jahr - die Stimmung. Die sich häufenden Rückpässe werden früh von ersten lauten Pfiffen begleitet. Auch Trainer Boris Schommers und sein Assistent Kevin McKenna sind mehrfach ungehalten, was unter anderem ein Stuhl und eine Wasserflasche zu spüren bekommen. Nach etwas mehr als 20 Minuten beordert der Coach die ersten Einwechselspieler zum Warmlaufen.

Tatsächlich ist es schwere Kost, die der FCK den Zuschauern in dieser Phase anbietet. Nach einer frühen Doppelchance von Florian Pick, der zweimal an Jena-Schlussmann Jo Coppens scheitert, werden die Lautrer in der Anfangsphase nur noch einmal gefährlich, als der erneut als hängende Spitze aufgebotene Simon Skarlatidis eine Zwei-gegen-Eins-Situation mit Christian Kühlwetter vermasselt. Zum Glück stellen sich die Gäste bei ihren vereinzelten Kontergelegenheiten auch nicht besser an und so bringt Christoph Hemlein die Roten Teufel mit einem satten Abschluss zurück ins Spiel (31.). Andernfalls wären die Pfiffe zur Halbzeit wohl noch um einiges heftiger ausgefallen als vor zwei Wochen im Heimspiel gegen Magdeburg.

Direkt nach Wiederbeginn kommt Jena durch seinen Elfmeter-Torschützen Daniele Gabriele noch einmal zu einer Großchance, auf der Gegenseite setzt Skarlatidis einen gut getretenen Freistoß knapp über den Querbalken. Die beiden Aktionen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass womöglich etwas übermüdete Stadionbesucher nach knapp einer Stunde auch gut und gerne hätten wegnicken können. Wenn auch der trotz seiner klaren Ansagen an die FCC-Spieler über weite Strecken der Begegnung supportende Gästeblock innehält, herrscht im weiten Rund eine regelrechte Geisteratmosphäre. Über das fußballerische Niveau auf dem Platz wurden weiter oben schon genügend Worte verloren.

Es geht doch: Mannschaft wehrt und belohnt sich

Immerhin - und das ist neben dem Ergebnis wohl die positivste Erkenntnis dieses Spieltags - zeigt die FCK-Mannschaft in der letzten halben Stunde eine Reaktion. Zuerst ist es Skarlatidis, der bei einer bis zu ihm durchkommenden Flanke zu überrascht ist für einen gefährlichen Abschluss. Wenige Minuten später wird ein Versuch von Kühlwetter geblockt, dann jagt Skarlatidis einen Schuss nach Vorarbeit des eingewechselten Antonio Jonjic an die Latte. Von dort fällt die Kugel Pick vor der Füße, der zu seinem bereits achten Saisontor einschießt. Druck aufgebaut, Spiel gedreht. Es geht doch! Große Erleichterung unter den FCK-Fans, zumal angesichts der immer schwächer werdenden Gäste der erste Liga-Heimsieg der Saison auch ohne den dritten Treffer durch Gino Fechner gut zehn MInuten vor Schluss wohl nicht mehr in Gefahr geraten wäre.

In den letzten Minuten der Partie kommt auch wirklich einigermaßen gute Stimmung auf inklusive einem "You’ll never walk alone" aus dem verbliebenen Teil der Westkurve. Doch machen wir uns nichts vor: Mehr als ein absoluter Pflichtsieg war das nicht. Für eine nachhaltige Stimmungsaufhellung müssen weitere Schritte her - letztlich auch die der Mannschaft in Richtung der eigenen Fans. Nach dem Jena-Spiel bedankt sie sich aus sicherer Entfernung für die Unterstützung und macht dann zügig kehrt in Richtung Katakomben.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Schommers: "Die Mannschaft wollte diesen Sieg" (Der Betze brennt)
- Blick in die Kurve | Protest am Betze: "Hört auf uns zu verarschen!" (Der Betze brennt)

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