Im Blickpunkt: Vorstellung des neuen FCK-Trainers Friedhelm Funkel

"Als der FCK fragte, musste ich nicht lange überlegen"

"Als der FCK fragte, musste ich nicht lange überlegen"


Trotz seiner immensen Erfahrung als Aufstiegs­trai­ner und "Feuerwehrmann" sieht sich Friedhelm Funkel nicht als "Heiland", sondern als Teamplayer, der gerne zuhört. Er und Thomas Hengen betonen, worauf es jetzt ankommt.

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- Newsmeldung | Funkel: "Es geht um nichts anderes als den Klassenerhalt"

Großer Rummel am Mittwochnachmittag am und im Fritz-Walter-Stadion: Zunächst bezog Geschäftsführer Hengen gegenüber der versammelten Presse - darunter auch Der Betze brennt - Stellung zum erneuten Trainerwechsel beim 1. FC Kaiserslautern. Dann absolvierte Funkel vor mehr als tausend frohgestimmten Fans auf Platz 4 seine erste Übungseinheit als neuer Coach. Anschließend stellte sich der neue Hoffnungsträger am frühen Abend den Fragen der Journalisten. Wir haben die Zitate des Tages in ausführlicher Form zusammengefasst.

Der neue FCK-Cheftrainer Friedhelm Funkel über...

... die Reaktionen, die ihm beim ersten Training entgegengeschlagen ist: Ob die Erwartungshaltung so hoch ist, weiß ich gar nicht. Die Leute haben sich einfach gefreut, dass ich wieder zurück bin. Und es ist schön zu spüren, dass sie einen nicht vergessen haben, auch wenn es schon 40 Jahre her ist. Wir haben große Spiele hier erlebt. Verantwortung habe ich sowieso. Die habe ich, die hat die Mannschaft, die hat das Trainerteam. Vom Heiland sind wir aber weit entfernt.

... seine unmittelbare Zielsetzung: Wir müssen einfach in den nächsten 13 Spielen viele Punkte holen. Es geht um nichts anderes als darum, den Klassenerhalt zu erreichen. Dafür werden wir hart arbeiten. Und in Nürnberg wollen wir schon damit anfangen.

... seine Motivation: Ich habe in den vergangenen Wochen viele Spiele der Ersten und Zweiten Liga gesehen, stand auch ein paar Mal als Experte am Spielfeldrand. Da habe ich gespürt, dass das Feuer in mir wieder entfacht worden ist. Dass ich wieder Lust habe, eine Mannschaft zu trainieren. Das hat sich in den letzten Wochen immer stärker entwickelt.

... seine Sicht auf den FCK: Der FCK ist ein besonderer Verein, das habe ich schon vor 40 Jahren gespürt und das ist auch heute noch so. Als die Anfrage vom FCK kam, musste ich nicht lange überlegen. Wenn man sieht, wie viele Zuschauer immer hier sind, wie sie immer versuchen, der Mannschaft zu helfen - diesen Fans müssen wir jetzt etwas zurückgeben. Nicht nur zuhause, aber gerade die Heimspiele werden ganz wichtig sein.

... die Leistungsschwankungen im aktuellen FCK-Team: Richtig ist, dass wir gegen Mannschaften aus dem unteren Mittelfeld zu viele Punkte abgegeben haben. Warum, dazu muss ich mir erst noch ein Bild machen. Gerade in den Heimspielen müssen wir aber ein Stück weit anders auftreten.

... etwaige erste Lösungsansätze: Vielleicht werde ich das eine oder andere taktisch anders machen, das weiß ich jetzt noch nicht. Generell will ich mehr Feuer auf den Platz bringen - denn dann sind auch die Fans da. Das war in Kaiserslautern immer so und wird immer so sein. Die Leute müssen sehen, dass die Mannschaft alles in die Waagschale werfen, vor allem läuferisch und kämpferisch.

... seinen Kenntnisstand zur Liga und zum FCK: Ich habe, seit ich vor zweieinhalb Jahren beim 1. FC Köln aufgehört habe, die Erste und die Zweite Liga sehr genau verfolgt. Bin am Wochenende zu Spielen gefahren, hab Stadien besucht. Den 1. FC Kaiserslautern habe ich dieser Saison einmal live gesehen, das war in Düsseldorf. Da hat die Mannschaft eine zeitlang unfassbar gut gespielt hat, ist dann aber, auch durch die Verletzung von Ragnar Ache, aus dem Rhythmus gekommen ist und hat noch 3:4 verloren.

... erste Eindrücke von seiner neuen Mannschaft: Die meisten Spieler sind mir nicht unbekannt, aber, klar, einige muss ich noch kennenlernen. Wir haben heute im Training bewusst eine Spielform gewählt, die mir ermöglichte, erste Eindrücke zu sammeln. Wer ist aggressiv? Wer ist bereit, in die Zweikämpfe zu gehen? Wer sucht den Torabschluss? Aufgrund meiner Erfahrung habe ich das Gefühl, dass ich Spieler sehr schnell kennenlernen kann. Und ich habe einen guten Trainerstab. Der ist wichtig für mich, denn ich höre auch gerne zu. Über künftige Formationen und Systeme müssen wir noch sprechen.

... die Suche nach der richtigen Balance: Der FCK hat die meisten Gegentore der Liga bekommen. Ganz klar, da müssen wir als allererstes ansetzen. Alle Mannschaften, die so viele Gegentore bekommen, stehen in der Tabelle weit unten. Aber: Wir haben auch ein Tor mehr geschossen als der Tabellenvierte Fürth. Offensiv haben wir gute Spieler für die Zweite Liga. Wir haben schnelle Spieler. Wir haben Spieler, die die schnellen Spieler gut einsetzen können. Und wir haben Spieler, die Standards gut ausführen können. Jetzt müssen wir den richtigen Mix zwischen Offensive und Defensive finden.

... Erwartungen, die mit seinem Namen und seiner Vita verbunden sind: Eine Garantie gibt's im Fußball nicht. Aber ich bin überzeugt, dass die mannschaftliche Qualität ausreicht, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen, sonst wäre ich nicht gekommen. Ich habe in der Vergangenheit das eine oder andere Angebot abgelehnt, weil ich mir nicht sicher war, ob ich das schaffe. Diese Mannschaft aber ist gut genug, um in der Zweiten Liga zu bleiben.

... die Arbeit mit seinem Trainerteam: Ich bin nie ein Einzelgänger gewesen, immer ein Teamplayer. Der Trainerstab hier besteht aus fünf Leuten, das ist schon außergewöhnlich wenig. Oft hast du heutzutage 15 Leute an deiner Seite, manchmal ist ein Betreuerstab sogar größer als der Spielerkader. Aber das ist ja auch gar nicht notwendig. Ich habe das Gefühl, dass hier gute Leute am Werk sind und freu mich auf die Zusammenarbeit. Und die Jungs freuen sich auch, das hab ich gespürt. Jetzt heißt es, Ärmel hochkrempeln, anpacken, den Platz umpflügen.

... den Umstand, bereits der dritte FCK-Trainer dieser Saison zu sein: Ich weiß nicht, woran meine Vorgänger hier gescheitert sind, Dirk (Dirk Schuster; Anm. d. Red.) hat ja auch lange Zeit sehr erfolgreich hier gearbeitet. Ich weiß nur, was ich machen werde, wenn ich die Spieler besser kennengelernt habe. Ich werde auch viel mit den erfahrenen Spielern sprechen. Damit bin ich immer gut gefahren.

... die aktuellen Neuverpflichtungen zur Winterpause: Mir ist es zunächst einmal egal, wann ein Spieler zum FCK gekommen ist. Da nehme ich keine Rücksicht. Ich schaue mir die Trainings an und ziehe draus meine Schlüsse.

... öffentliche und nicht-öffentliche Trainings: Ab und an werden wir auch nicht-öffentlich trainieren. Aber die Mehrheit unserer Trainings sollte öffentlich sein. Und meine Spieler sollten für die Fans auch ansprechbar sein. Ich kann das nicht leiden, wenn Spieler an Fans vorbeigehen, die ein Autogramm haben wollen. Als Junge habe ich mal zwei Stunden angestanden, um ein Autogramm von Uwe Seeler zu bekommen, mein großes Idol.

... Lauterns Chancen im DFB-Pokal: Ehrlich gesagt, der Pokal interessiert mich noch überhaupt nicht. Er hat auch in den Gesprächen, die wir bislang geführt haben, keine Rolle gespielt. Das Halbfinale ist erst Anfang April. Bis dahin müssen wir Punkte machen. Und über den Pokal auch weiterhin nicht sprechen.

... die Entscheidung für Co-Trainer Matthias Lust: Den habe ich erst gestern Abend angerufen und gefragt, ob er mein Co-Trainer werden wolle. Er fragte zurück: "Warum ich?" Ich sagte: "Weil ich dich kenne und schätze. Und weil du schon bei einigen Kollegen Erfahrung als Co-Trainer gesammelt hast." Zuletzt haben wir uns nur immer mal bei Trainerkongressen getroffen. Ich empfand Matthias aber schon als Spieler immer sehr korrekt. Obwohl er mir mal einen Korb gegeben hat, als ich noch Trainer beim MSV Duisburg war, da ist er lieber zum VfL Bochum gewechselt. In den Gesprächen mit den anderen drei Kollegen vom Trainerteam habe ich schon gespürt, dass wir auf einer Wellenlänge liegen. Ich lasse übrigens meine Co-Trainer auch gerne mal das Training leiten, während ich selbst nur beobachte. Machen mittlerweile viele, aber ich mache das schon seit Ewigkeiten so.

... den Umstand, selbst mal FCK-Spieler gewesen zu sein: Ich glaube schon, dass das ein Vorteil ist, weil ich dadurch den Verein bereits kenne. Aber ich muss diesen Vorteil auch durch Erfolg bestätigen.

... Jean Zimmer und Marlon Ritter, die er beide schon trainiert hat: Marlon Ritter war 2016/17 mein Spieler in Düsseldorf. Da hat man zwar gesehen, dass er ein guter Fußballer war, aber zum Stammspieler hat es noch nicht gereicht. Mittlerweile hat er sich enorm verbessert, ist absoluter Leistungsträger. Taktgeber im Mittelfeld, schießt überragende Standards. Jean Zimmer war bei mir Stammspieler, ist es auch wieder geworden, nachdem ihn eine schwere Verletzung zurückgeworfen hatte. Er wird einer der ersten Spieler sein, mit dem ich ausführlich sprechen werde. Ich erwarte, dass er kompromisslos vorweg geht. Er ist einer der erfahrensten Spieler, und das will ich auch auf dem Platz sehen.

... die Dauer seines Engagements: Ich bleibe bis zum Sommer. Dann ist Schluss.

FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen über:

... die Gründe für den erneuten Trainerwechsel: Jeder hat die Atmosphäre am vergangenen Wochenende gesehen. Dazu die Ergebniskrise in der Liga, wo Dimi der Turnaround leider nicht gelungen ist. Im Pokal hat es ja komischerweise funktioniert, aber in der Liga nicht so, wie wir es uns erhofft und erwünscht haben. Deswegen haben wir uns zu diesem Schritt entschieden. Damit wollen wir auch der Mannschaft einen neuen Impuls geben und ihr ein mögliches Alibi nehmen.

... die Entscheidung für Grammozis' Nachfolger: Friedhelm Funkel hat eine Vita, die ihresgleichen sucht. Er ist ein Fachmann, war auch beim FCK früher als Spieler eine Größe, aber vor allem ist er ein sehr erfahrener Trainer, der schon alles mitgemacht hat. In unserer Situation brauchst du diese Erfahrung und das Fingerspitzengefühl, um in die Köpfe der Spieler zu kommen.

... die Gespräche mit Friedhelm Funkel: Wir kennen uns ja auch schon ein bisschen länger und irgendwann registriert man dann auch, dass er wieder Lust hätte auf eine neue Aufgabe. In unseren Gesprächen kam dann auch ziemlich schnell rüber, dass er das beim FCK gerne machen würde und dafür brennt. Dann sind wir uns auch relativ schnell einig geworden.

... die dreieinhalb Tage, die es bis zur Bekanntgabe gedauert hat: Wir haben die Atmosphäre sehr wohl wahrgenommen, aber intern auch gesagt, dass wir uns nicht treiben lassen. Wir nehmen uns die Zeit und beraten uns und haben dann entschieden, dass wir diesen Schritt vollziehen.

... den Abschluss des Trainerwechsels Am Dienstag haben wir bis spätabends zusammengesessen und dann auch ein sehr vertrauensvolles Gespräch mit Dimi und Sven (Trainerteam Dimitrios Grammozis und Sven Piepenbrock; Anm. d. Red.) gehabt. Da haben wir die Trennung vollzogen. Die Nacht haben wir dann durchtelefoniert und mit dem Berater des neuen Trainers die Eckdaten und Zahlen besprochen. Frühmorgens sind wir uns einig geworden, Friedhelm hat sich ins Auto gesetzt und ist runtergekommen. Und vor einer Stunde ungefähr (gegen 14:30 Uhr; Anm. d. Red.) hat er unterschrieben. Deswegen konnten wir es auch nicht früher bekanntgeben, weil wir das erst machen, wenn die Tinte trocken ist.

... die Verabschiedung von Dimitrios Grammozis: Nach der Entscheidung wurden die Pläne umgestellt, das eigentlich für vormittags geplante Training am Mittwoch wurde auf nachmittags verlegt. Wir sind dann am Dienstagabend mit Dimi und Sven übereingekommen, dass es besser ist, wenn sie zu ihrer Familie fahren und den Kopf freibekommen. Sowas muss man ja erstmal verdauen. Er hat sich dann am Mittwoch von den Spielern verabschiedet, allerdings nicht mehr in der Kabine, sondern telefonisch.

... den Zeitplan und die Zielsetzung mit Friedhelm Funkel: Es geht nur um diese Saison. Es geht darum, das Ziel zu erreichen, in der Klasse zu bleiben. Auch wenn es eine Phrase ist, aber wir denken von Spiel zu Spiel und schauen nicht auf die Tabelle. Unser Ziel ist es, in den verbleibenden 13 Spielen auf die nötigen 40 Punkte zu kommen - mindestens.

... die notwendigen Stellschrauben Für uns gilt es zunächst vor allem, die Defensive zu stabilisieren. Es ist logisch, wenn du die schlechteste Abwehr der Liga stellst und kein Spiel zu null spielst, dass du dann im Abstiegskampf landest. Die defensive Grundordnung muss nicht nur eine Halbzeit lang, sondern auch 90, 100 oder mittlerweile 115 Minuten auf den Platz gebracht werden.

... mögliche Kritik auch an seiner eigenen Arbeit: Das habe ich seit ich hier bin schon immer betont: Ich mache mir um meine Person überhaupt keine Gedanken. Es geht um den Verein, für den ich die bestmöglichen Entscheidungen treffen will, und um seine Ziele. Diese sind bei 13 ausstehenden Spielen in der Liga noch zu erreichen, außerdem haben wir das Pokal-Halbfinale.

... die Trainersuche für die kommende Saison: Wir machen im Hintergrund immer unsere Arbeit, aber ich philosophiere jetzt nicht, was in der Zukunft ist. Wir sollten im Hier und Jetzt bleiben und da gilt es, alles andere dem Klassenerhalt unterzuordnen.

» Zum Video: Pressekonferenz zur Vorstellung von Trainer Friedhelm Funkel

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer, Thomas Hilmes

Weitere Links zum Thema:

- Chronologie im DBB-Forum: Friedhelm Funkel wird neuer Trainer der Roten Teufel

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