Porträt: Daniel Ferino

Der Graffiti-Künstler vom Betzenberg

Der Graffiti-Künstler vom Betzenberg


Der 1. FC Kaiserslautern hat in dieser Saison das schönste Stadion der Welt weiter aufgehübscht. Verantwortlich dafür ist Daniel Ferino, der sich in und um den Betze mit einzigartigen Graffiti-Kunstwerken verewigt hat.

- Fotogalerie | Graffiti-Kunst von Daniel Ferino am Fritz-Walter-Stadion

Es ist ein Donnerstag, als wir unser Gespräch führen. Kein Spieltag. Das Fritz-Walter-Stadion ist wie leer gefegt, ganz anders als in den vergangenen Monaten, als regelmäßig um die 40.000 oder mehr Fans den Berg wieder zum Beben gebracht haben. Gleich als wir die Fanhalle in der Westkurve betreten, sticht uns das neuste Kunstwerk von Daniel Ferino ins Auge. Ein FCK-Fan mit imposanter Kutte ist darauf abgebildet. Noch nicht ganz fertig, aber bis zum Heimspiel gegen Nürnberg zwei Tage später wird es soweit sein. Wenn man mit dem 37-jährigen Ferino spricht, dann sieht man sofort das Feuer in seinen Augen, wenn er über die Roten Teufel erzählt. Doch wie kommt man eigentlich dazu, professionell Graffiti zu sprühen? Noch dazu für seinen Herzensverein?

"Durch meinen Beruf und meine Vorkenntnisse in Grafik und Design konnte ich mich Mitte der 2000er Jahre recht schnell in der 'Generation Luzifer' einbringen und engagieren, was die Umsetzung von Choreos angeht. Irgendwann brauchte es einen neuen Vorsänger für die Westkurve, was ich dann von 2009 bis 2013 gemeinsam mit Sascha Kempf gemacht habe. Dadurch wurde die Bindung und die Nähe zum FCK immer enger. 2013 ging die Vorsängerzeit aber zu Ende, weil es mir beruflich nicht mehr möglich war", erzählt Ferino zunächst von seinen Anfängen in der FCK-Fanszene.

Vom Vorsänger zum Künstler: Die Resonanz ist gewaltig

Seit Saisonbeginn hat Daniel Ferino mehrere großflächige Graffiti im Fritz-Walter-Stadion angebracht, darunter große Porträts von Fritz Walter, Otto Rehhagel mit der Meisterschale und dem Betzi-Teufel. Nicht die ersten Spuren, die der ehemalige Vorsänger auf Deutschlands höchstem Fußball-Berg hinterlassen hat. "Das allererste Graffito hier im Stadion entstand bei der Teufelsbande. Dort habe ich eine kleine Spielecke gestaltet. Dann folgten ein Auftrag für die IKK und schließlich 2017 die Neugestaltung des Spielertunnels und der Katakomben. 2018 habe ich die Layenberger-Lounge mitgestaltet und mich bei der Neueröffnung des Fanshops 2019 eingebracht. 2020 haben wir dann vor dem Stadion die Wand an der Ecke Nordtribüne/Osttribüne mit einem Teufel und dem Schriftzug "Hier regiert der FCK" verschönert. Im Oktober 2021 dann auch das Nachwuchsleistungszentrum. Schließlich kamen zuletzt im Januar 2022 die Aufträge für das Stadioninnere. So hat sich das Stück für Stück entwickelt", listet Ferino seine beeindruckenden Werke auf. Und die Resonanz ist gewaltig. "Wenn ich alles teilen würde, worauf ich verlinkt werde, dann könnte ich den ganzen Tag mit Instagram-Storys füllen."

Graffito mit Fritz-Walter-Motiv in der Westkurve

Durch seine Tätigkeit am Betze hat sich auch beruflich einiges verändert. "Ich war früher angestellt als Autolackierer und hatte am Wochenende nebenher Jobs und Aufträge. In dieser Hinsicht habe ich dem FCK viel zu verdanken. Durch ihn sind viele Leute auf mich aufmerksam geworden. Hier auf den Betze kommt schließlich jede Art von gesellschaftlicher Gruppe: Schüler und Studenten, Rentner, normale Angestellte, Arbeitslose, aber auch Ärzte genauso wie Firmenchefs und Geschäftsleute. Einige davon haben die Graffiti hier gesehen und gesagt: 'Das brauche ich auch in meiner Firma.' So bin ich zu meinen größten Kunden gekommen: Die Stadtwerke Kaiserslautern möchte ich da beispielsweise nennen, Amazon, Wasgau, Porsche hier in Lautern. Aber auch für viele Fans sowie für aktuelle FCK-Spieler wie unseren Kapitän Jean Zimmer und einige Ehemalige habe ich schon gesprayt. Zurzeit plane ich etwas für Markus Karl, der mittlerweile auch zu einem guten Freund geworden ist", berichtet der gebürtige Wormser stolz.

Stadiongesellschaft erst kritisch: "Viele denken sofort an Schmierereien"

Dabei ist es gar nicht so selbstverständlich, dass die Meisterwerke von Ferino jetzt in und um den Betze zu bestaunen sind. Schließlich muss von solchen Projekten nicht nur der Verein, sondern auch die städtische Stadiongesellschaft überzeugt werden, der das Stadion seit 2003 offiziell gehört. Das kann sich manchmal wie ein mühsamer Gang durch die Behörden anfühlen.

Ferino erklärt: "Lange war es von der Stadiongesellschaft nicht gewollt, am Fritz-Walter-Stadion etwas zu verschönern. Der FCK ist auf mich zugekommen, eigentlich mit der Intention, dass ich die neuen Dauerkarten designe. Ich hatte dann die Idee, dafür eine Wand hier im Stadion zu gestalten, die man als Hintergrund für Dinge aller Art, wie etwa die Dauerkarten oder die Autogrammkarten benutzen kann. Der FCK war sofort angetan, musste es aber mit der Stadiongesellschaft abklären. Die war zunächst etwas zurückhaltend. Viele Leute verbinden Graffiti eben immer noch mit Schmierereien. Ich habe dann aber einfach ein paar Entwürfe erstellt, die FCK-Marketing-Manager Johannes Adam für mich eingereicht hat. Darunter auch das große Fritz-Walter-Porträt. Davon waren sie dann sofort begeistert, haben sich mit dem FCK getroffen und schließlich alle Entwürfe sofort genehmigt."

"Ich ziehe dem Verein doch kein Geld aus der Tasche"

Die Arbeit für den FCK ist ehrenamtlich. Ehrensache für Ferino. Damit ist aber nicht nur ein hoher Zeitaufwand verbunden, sondern auch finanzielle Ausgaben, wie der Familienvater erzählt: "Die Vorzeichnungen gehen eigentlich relativ schnell. Da habe ich zirka zwei Stunden pro Zeichnung gebraucht. Das eigentliche Sprayen hat dann ungefähr zwei Tage pro Motiv in Anspruch genommen. Die Materialkosten pro Bild belaufen sich insgesamt ungefähr auf 300 bis 400 Euro."

Um Geld ging es Ferino aber ohnehin nie: "Der FCK wollte mich bezahlen. Aber ich brenne so für den Verein, das war mein großer Traum, hier drin zu arbeiten - da nehme ich doch kein Geld dafür. Und schließlich ist es für mich auch die beste Werbung, wodurch ich einige Folgeaufträge bekommen habe. Da ziehe ich dem FCK doch nicht noch Geld aus der Tasche. Der FCK hat mir aber die Materialien, die Farbe und die Hebebühne für die Arbeit zur Verfügung gestellt."

Weitere Pläne in Aussicht: "Erst wird die Westkurve komplett voll gemacht"

FCK-Fan mit Kutte als Graffiti-Motiv in der Westkurve

Und Ferino hat noch lange nicht genug. Pläne für zukünftige FCK-Projekte gibt es schon. "Wir haben natürlich Ideen im Kopf, aber es muss auch zeitlich passen. Aber mir schwebt einiges vor. In der Südtribüne sind schließlich freie Wände, die sind doppelt so groß wie die bisher bemalten. Aber jetzt machen wir erst einmal die Westkurve voll und dann wandern wir vielleicht weiter."

Wie gut die Sprühkunst ankommt, zeigt sich auch bei den Heimspielen gegen Nürnberg und Karlsruhe, als hunderte Fans in der Westkurve Fotos von dem neuen Wandbild mit der FCK-Kutte machen. Selbst der abgebildete Kuttenträger Michael Beucher wird zum Motiv und steht genauso bereitwillig wie stolz für Schnappschüsse bereit, wie auch der sichtbar glückliche Graffiti-Artist Ferino.

Wer sich ein Stück FCK und Ferino in sein Wohnzimmer oder seine Garage holen will, der muss sich einfach nur melden: "Wer interessiert ist, der kontaktiert mich am besten über meine E-Mail-Adresse info@maltag.de. Ich stehe für Aufträge immer bereit." Auch hochwertige Kunstdrucke seiner Betze-Werke sind in limitierter Auflage immer wieder direkt beim Graffiti-Künstler erhältlich. Weitere Informationen:

- Website: maltag.de
- Facebook: @maltag
- Instagram: @ferino_daniel

Ganz aktuell hat außerdem "medienproduktion 2.0" eine sehenswerte Video-Dokumentation online gestellt, für die Daniel Ferino über mehrere Tage bei seinen FCK-Projekten begleitet wurde:

» Zur Doku: Graffitikünstler, Familienvater und FCK-Fan: Daniel Ferino

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel, Thomas Hilmes

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