Im Blickpunkt

Betze meets Vinschgau: Das FCK-Trainingslager in Südtirol

Betze meets Vinschgau: Das FCK-Trainingslager in Südtirol


Eine Woche in Südtirol: Der 1. FC Kaiserslautern hat die neue Zweitliga-Saison dort vorbereitet, wo schon vor einem Jahr der Grundstein für den Aufstieg gelegt wurde. Wir sind mitgereist und haben einen Blick auf Training, Land und Leute geworfen.

- Fotogalerie | Impressionen aus dem FCK-Trainingslager in Mals/Südtirol

Die Roten Teufel absolvierten ihr Sommertrainingslager zum zweiten Mal in Folge in Mals, einer beschaulichen Gemeinde in der Region Obervinschgau in Südtirol, kurz hinter der Grenze von Österreich zu Italien. Doch außer dem kleinen Stadion des ASV Mals, wo zweimal pro Tag trainiert wurde, und dem familiengeführten Bio-Hotel Panorama hat der FCK-Tross nicht viel gesehen. "Es ist schön, wenn man mal vom Hotelzimmer oder dem Frühstücksraum raus auf die Berge schauen kann. Aber viel mehr ist nicht drin, denn wir sind ja hier, um zu arbeiten", setzte Sportchef Thomas Hengen im Gespräch mit Der Betze brennt klare Prioritäten. Zwei, drei touristische Highlights waren in Verbindung mit dem Fußball-Programm dann aber doch drin.

Einmal rund um den Reschensee: Dirk Schusters "Schweine-Einheit"

Denn die Gegend um Mals hat tatsächlich einiges zu bieten. "Für uns gibt es zwei große Zugpferde. Das eine ist die Natur und das Wandern, die andere die Kultur", sagt Katharina Fritz vom Tourismusverein der Ferienregion Obervinschgau, mit dem auch der FCK im Rahmen des Trainingslagers zusammenarbeitete. Auf den vielen Wanderwegen in und um Mals kann man durchaus mal einen ganzen Tag verbringen, wie auch einige der mitgereisten FCK-Fans bestätigen können. Heraus sticht dabei die Wandertour "360 Grad Obervinschgau", bei der man in neun Etappen über insgesamt 110 Kilometer die Dörfer erkunden kann. Aber auch Radfahrer kommen zwischen den Bergen und Seen voll auf ihre Kosten: Gemütliche Biker können beispielsweise auf der Etschradroute atemberaubende Ausblicke genießen, während ambitionierte Rennradler sich über 48 Kehren und insgesamt 1.869 Höhenmeter am Stilfser Joch mit einer Etappe des Giro d'Italia messen können.

Wenn man aus Österreich kommend die letzten Kilometer bis nach Mals zurücklegt, kommt man automatisch am Reschensee vorbei, wo direkt neben der Straße ein Kirchturm aus dem Wasser ragt: Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde an dieser Stelle ein Stausee angelegt und 150 Familien ihrer Eigenheime beraubt. Der versunkene Turm im See, eine romanische Kirche aus dem 14. Jahrhundert, gilt heute als Wahrzeichen und Mahnmal zugleich. Dirk Schuster ließ seine Mannschaft nach zwei anstrengenden Einheiten in Mals am Donnerstagnachmittag genau dort schwitzen: In Zweier-Teams schickte der Coach seine Mannschaft auf die 16 Kilometer rund um den Reschensee. Allerdings bekamen die je zwei Spieler nur ein Fahrrad dafür - einer durfte also fahren und der andere musste laufen, immer abwechselnd mit frei wählbarer Taktik. Die anstrengende See-Runde gewannen Jean Zimmer und Hendrick Zuck mit einer beachtlichen Zeit von rund 54 Minuten.

Der Reschensee; Foto: Noclador / Creative Commons

Das Kloster Marienberg; Foto: Snowdog / Creative Commons

Auf dem Rückweg vom Reschensee nach Mals lässt der Blick auf Europas höchstgelegene Benediktinerabtei einen als FCK-Fan fast automatisch Parallelen zum Fritz-Walter-Stadion ziehen: Auf 1.350 Metern Höhe über dem Örtchen Burgeis thront das Kloster Marienberg. Der Abt des weit über die Region bekannten Klosters, Markus Spanier, ist eng mit dem FCK verbunden, ist er doch in Kaiserslautern geboren und im benachbarten Hauptstuhl aufgewachsen - ein echter Roter Teufel in Diensten der katholischen Kirche also.

Teambuilding auf der Alm: Letztes Jahr der Grundstein zum Aufstieg

Ein weiteres Aushängeschild des Obervinschgau sind die Almen. Dort wurden einst Reisende und Pilger beherbergt. Nun kann man dort zum gemütlichen Beisammensein einkehren, um sich bei einem Bier oder einer Mahlzeit zu stärken. Die Haltung von Milchvieh samt Herstellung von Butter und Käse ist zudem schon immer ein fester Bestandteil der Almwirtschaft im Vinschgau. Auf dem Birkenhof in Schluderns hielt der FCK zum Abschluss des Trainingslagers am Sonntag seinen Mannschaftsabend ab - jene Teambuilding-Maßnahme, die mit Rückblick aufs vergangene Jahr von allen Beteiligten als Grundsteinlegung für den späteren Aufstieg genannt wird.

Wer Südtirol mal "von oben" sehen will, dem sei der Tartscher Bichl empfohlen. Von dort kann man sogar bis rüber in die Schweiz schauen, die Landesgrenze ist nur rund zehn Kilometer von der Region Obervinschgau entfernt. Und auch ein Blick auf den Rasenplatz des ASV Mals, auf dem der FCK in der vergangenen Woche seine Trainingseinheiten absolvierte, ist von dort möglich. Eine gute Aussicht über die Region bietet zudem die Churburg in Schluderns, die aber ausschließlich im Rahmen von offiziellen Führungen besichtigt werden kann. Oder man dreht gleich mit dem Gleitschirm eine Runde, so wie es Ricardo Bernardy am Samstag machte: Der Lautrer Physiotherapeut schwebte mit dem Spielball fürs Testspiel gegen Unterhaching auf den Rasenplatz in Mals.

Gleitschirmfliegen im Obervinschgau; Foto: Flyout / Creative Commons

Testspiel des FCK gegen Unterhaching

Wasser, Land und Luft: Die Bergwelt rund um Mals hat einiges zu bieten

Ein weiterer Ansprechpartner vor Ort war für die FCK-Verantwortlichen Helmut Thurner, der Präsident des ASV Mals ist und beruflich ein Skigebiet im Obervinschgau managt. Thurner hatte sich für den Aufenthalt des Zweitliga-Aufsteigers extra eine Woche Urlaub genommen, wie er im lockeren Gespräch am Rande einer Trainingseinheit verriet. "Ich bin passionierter Fußballer, da muss man Herzblut vorleben. Kaiserslautern verfolge ich schon lange, das ist für mich ein Mega-Klub." Thurner war bei allen Einheiten der Roten Teufel präsent und kümmerte sich in enger Absprache mit Team-Manager Florian Dick um die Wünsche und Probleme des Lautrer Trosses. "Anliegen müssen schnell gelöst werden. Das zweite Jahr funktioniert natürlich ein bisschen einfacher, weil sich der FCK hier schon auskennt. Letztes Jahr brauchte es da noch ein bisschen mehr Betreuung", erzählt Thurner. "Wir hatten dieses Jahr mit dem FC Lugano auch noch eine weitere Mannschaft hier. Das war dann für uns ein wenig mehr Arbeit, aber so konnten wir natürlich auch für die Testspiele hier garantieren. Insgesamt gibt es sehr viele positive Aspekte." Neben den beiden Lautrer Tests gegen den Schweizer Erstligisten Lugano (3:4) und Regionalligist Unterhaching (3:0) spielte in der gleichen Woche auch noch Lugano gegen Ingolstadt (0:1), was von vielen Fans und auch den meisten Spielern des FCK als gemütliche Freizeitbeschäftigung mitgenommen wurde.

Vereinspräsident Thurner und Tourismusmanagerin Fritz hoffen, dass der FCK im kommenden Sommer sein Trainingslager wieder in Mals aufschlägt. Und sie setzen dabei auch etwas auf den Aberglauben, denn nach dem ersten Aufenthalt stand am Saisonende schließlich der Aufstieg in die 2. Bundesliga. "Es braucht jetzt erstmal eine Zeit, um zu analysieren, was hier gut und schlecht gelaufen ist. Ich wünsche mir natürlich, dass wir mit dem FCK eine längerfristige Partnerschaft hinbekommen und hoffe, dass sie nochmal nach Mals kommen", betont Thurner. Die Vorzeichen dafür scheinen nicht schlecht zu stehen, denn sowohl Trainer Dirk Schuster ("Optimaler hätten wir es nicht treffen können, ich bin total begeistert von den Bedingungen") als auch Hengen ("Wir haben hier top Bedingungen, das ist schon sehr gut") zeigten sich von der Organisation und den Gegebenheiten begeistert. Und wenn die Roten Teufel dann im Sommer 2023 wieder als Zweitligist nach Mals kämen, wären wohl alle Beteiligten mehr als zufrieden. Vielleicht wird auch dann wieder auf einer Almhütte die Grundlage für den Teamgeist gelegt oder es geht für eine schweißtreibende Einheit rund um den Reschensee.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis, Thomas Hilmes

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