Im Blickpunkt

Never change a winning team? Die FCK-Elf im DBB-Check

Never change a winning team? Die FCK-Elf im DBB-Check


Vier Siege in Serie, und das fast immer mit der gleichen Startelf. Das FCK-Team im Herbst 2021 steht - zumindest seine erste Garnitur. Doch wie sieht es dahinter aus? Da offenbart sich ein ziemliches Leistungs- und Form-Gefälle. Ein Überblick.

Zurzeit läuft es wirklich rund beim 1. FC Kaiserslautern. Marco Antwerpen hat nach der 0:1-Niederlage in Magdeburg am 7. Spieltag die Mannschaft umgekrempelt, lässt sie nun einer recht ungewöhnlichen 3-1-4-1-1-Formation auflaufen - und, siehe da, gleich mehrere Kicker, die bislang nicht recht in Tritt gekommen waren, blühen in neuen Rollen plötzlich auf. Seither wird die Startelf kaum noch verändert, und der Grundsatz "Never change a winning team" scheint berechtigter denn je. Fünf Spiele ohne Niederlage, vier Siege in Serie und null Gegentreffer sprechen für sich.

Doch die Saison ist lang, erst recht in der 3. Liga mit ihren 20 Teams. Formschwankungen, Verletzungen und Sperren werden immer wieder Wechsel erfordern. Wer oben ran und oben bleiben will, braucht einen breiten Kader.

Zeit für einen Kader-Check: Warum stehen die, die zurzeit in der Startelf stehen, zurecht dort? Und wie ist es um den zweiten Anzug bestellt? Die 1:2-Niederlage im Verbandspokal gegen TuS Mechtersheim ließ an diesem ja bereits Zweifel aufkommen. Die, wie sich zeigen wird, nicht ganz unbegründet sind.

Die aktuelle Startelf: Da gibt's zurzeit nichts zu meckern

Matheo Raab (22 Jahre): Erhielt nach der Saisonvorbereitung den Vorzug vor Avdo Spahic, dem Stammkeeper der Vorsaison - und wurde zum Volltreffer. Fünf Spiele in Serie "zu null" markieren Vereinsrekord, notenbester Lautrer im DBB-Ranking, bereits vier Berufungen in die Elf des Tages beim "Kicker" - noch Fragen? Auch gegen Freiburg II mit glänzenden Reflexen, dazu stark am Ball. Hoffentlich verlängert er bald seinen Vertrag.

Boris Tomiak (23): Der Senkrechtstarter. Schaffte problemlos den Sprung von der Regionalliga in die dritte Klasse. Stark in der Luft und im Zweikampf, legt auch gerne den Vorwärtsgang ein. Hat nach diversen Patzern hin und wieder Glück gehabt - vor Freiburgs Großchance in der 36. Minute tauchte er unter einer Weißhaupt-Flanke durch. Solange diese folgenlos bleiben, kratzen sie nicht am Selbstbewusstsein. Abgestellt werden müssten sie dennoch.

Kevin Kraus (29): Der aufgeflammte Dauerbrenner. Seit 2018 beim FCK, nicht immer unumstritten, aber fast durchweg am Start. Seit der Umstellung auf eine Dreier-Abwehrkette zentraler Innenverteidiger. Keiner für den ersten Pass, auch nicht der Schnellste, eher ein finaler Abräumer mit gutem Stellungsspiel. Bei Offensiv-Standards auch vorne zu gebrauchen, siehe Kopfballtreffer in Havelse.

Alexander Winkler (29): Der Wiederauferstandene. Der Linksfuß war in der vergangenen Rückrunde von Marvin Senger aus der Innenverteidigung verdrängt worden, schien auch beim Trainer nicht hoch im Kurs zu stehen, war im Sommer Streichkandidat. Blieb jedoch, wartete auf seine Chance - und nutzte sie. Überraschte zunächst in Halle als Sechser, der HFC-Torjäger Michael Eberwein ausschaltete, rückte dann zum Auswärtsspiel gegen Verl auf seiner Stammposition in die Startelf. Seither vier Zu-null-Siege hintereinander, wer will ihm da noch Schnelligkeitsdefizite vorhalten?

Philipp Hercher (25): Der Marschierer. Einer der großen Gewinner der neuen Grundordnung. Mit dem Rollenwechsel vom rechten Verteidiger zum "Schienenspieler" auf der rechten Seite kehrte die Torgefährlichkeit zurück, die der gelernte Stürmer bereits vergangene Rückrunde unter Beweis stellte. Schrubbt nicht nur die Seitenlinie rauf und runter, sondern schmuggelt sich auch immer wieder in Gegners Strafraum. Drei Treffer und zwei Assists sprechen für sich.

Marlon Ritter (27): Das Fett-weg-Wunder. Ist nach einem eher mauen ersten Jahr auf dem Betze endlich angekommen - als Aufbau- und Umschaltspieler auf der Sechser-Position. Körperlich fitter denn je. Unmittelbar nach dem Saisonstart leider vier Wochen verletzt. Im Derby gegen Waldhof gehörte er zu den acht FCK-Feldspielern, die zehn Mannheimer in Grund und Boden rannten. Seither eine feste Größe. Wichtiger Mann für diagonale Flankenwechsel.

Felix Götze (23): Der Zurückgekehrte. Zu Saisonbeginn nicht ganz fit, dann die üble Kopfverletzung gegen Berlin - für die mit so vielen Hoffnungen weiterverpflichtete Leihgabe aus Augsburg zeichnete sich eine Seuchensaison ab. Dann die Rückkehr beim 6:0 in Havelse. Fremdelte zunächst ein wenig mit seiner neuen Rolle als Achter. Gegen Freiburg jedoch lief's jedoch auch bei ihm rund, als i-Tüpfelchen gelang das erste Saisontor. Zweifel an seiner spielerischen Qualität gibt's ohnehin keine.

Mike Wunderlich (35): Der Stratege. Nach neun Jahren Viktoria Köln in Kaiserslautern mit Anlaufschwierigkeiten. Die dürften spätestens seit der Systemumstellung passé sein. Ist nun nicht mehr so oft in der engen Zehner-Zone, sondern in den offeneren Halbräumen unterwegs. Das bekommt dem älteren Herrn gut, da er nicht mehr der Schnellste ist. Kluger Ballverteiler, stark bei ruhenden Bällen und torgefährlich. Mit drei erzielten Treffer neben Hercher bester Torschütze bislang.

Hendrick Zuck (31): Der ewig Unterbewertete. Hat von der System-Umstellung am meisten profitiert. Ist als linker Verteidiger ohnehin nie eine Idealbesetzung gewesen. Als linker "Schienenspieler" im Gegensatz zu seinem Gegenüber Hercher mehr Passspieler als Marschierer. Wichtiges Element im Aufbauspiel, wie auch die regelmäßig auf DBB abgebildeten Positions- und Passgrafiken zeigen. Und langsam erkennen ihn endlich auch die Fans an: Gegen Freiburg war sogar ein "Zuck, Zuck, Zuck" aus der West zu vernehmen.

René Klingenburg (27): Der "Aggressive Leader". Auch er brauchte eine gewisse Anlaufzeit, nachdem er auf seinen jüngsten Karrierestationen in Dresden und Viktoria Köln kaum noch zum Zuge kam. Beendete mit seinem Premieren-Tor am 4. Spieltag gegen 1860 München seine persönliche Torflaute und die seines Teams - und ist seither zu einer Art "Aggressive Leader" in Lauterns Offensivspiel mutiert. Scheint als "versetzte Spitze" in Antwerpens ungewöhnlichem 3-1-4-1-1 ebenfalls nun seine Idealposition gefunden zu haben. Könnte aber bald mal ausfallen, weil er nicht nur viel auf die Knochen bekommt, sondern auch schon bei vier Gelben Karten steht.

Daniel Hanslik (25): Der Pendler. Lautern hat keinen Torjäger, und auch keine "Kante" für vorne hinein? Macht doch nichts, im Moment jedenfalls. Daniel Hanslik interpretiert die Rolle der vordersten Spitze auf seine Art. Bietet sich bei Ballbesitz mal links, mal rechts an, und bereitet mit Flankenläufen anderen die Tore vor. Drei Assists hat er schon auf dem Konto - und gegen Havelse traf er auch zwei Mal selbst. Geht doch.

Die Nachrücker: Sie können (fast) ohne Bedenken gebracht werden

Avdo Spahic (24): Der Reserve-Rückhalt. Das muss ein Keeper erst einmal schlucken: Nach einer insgesamt guten ersten Saison als Nummer Eins nur noch zweiter Mann, weil ein anderer sich noch stärker aufgedrängt hat. Er füllt die Rolle bislang aber klaglos aus und kann ohne Bedenken gebracht werden, falls Raab mal ausfällt. Das wird er sicher nicht ewig akzeptieren, im Moment aber ein Reservetorwart, wie es kaum einen in dieser Liga geben dürfte.

Jean Zimmer (27): Der Kapitän im Wartestand. Teilte ein wenig Götzes Schicksal: Leistungsträger im Finale der vergangenen Saison, in die neue Spielzeit eher mau gestartet, dann verletzt. Nach seiner Rückkehr sitzt er fürs Erste auf der Bank, da es in der ersten Elf derzeit rundläuft. Aufgrund seines Standings im Team und seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten aber wohl der erste Nachrücker, falls einer aus der Startformation ausfällt.

Dominik Schad (24): Der Wechsel-Turbo. Nach elf Monaten Verletzungspause in der vergangenen Saison schien der einstige Stamm-Rechtsverteidiger schnell in die erste Elf zurückzufinden. Seit der 0:1-Niederlage gegen Halle jedoch kommt Schad nur noch von der Bank. Doch auch von da kann er wertvoll sein: Nach Einwechslungen setzt er dank seiner Schnelligkeit stets Akzente. Idealer Spieler, um Konter zu fahren, wenn es eine Führung zu verteidigen gilt und die Mannschaft tief steht.

Nicolas Sessa (25): Das ewige Talent. Da hatte er am 6. Spieltag endlich in die Startelf gefunden, und in Verl und gegen Osnabrück lief es für ihn und mit ihm richtig gut. Doch dann setzte ihn ein Infekt schachmatt - und mit Rückkehrer Götze ersetzte ihn einer, der sich kaum verdrängen lässt, wenn er fit ist. Bedeutet erst mal wieder Bank für Sessa. Wann kommt die Karriere dieses feinen Fußballers endlich in Schwung? Von seinen technischen Fähigkeiten her müsste Sessa eigentlich der Messi der 3. Liga sein.

Muhammed Kiprit (22): Der Joker. Nach seinem ersten Startelf-Einsatz gegen 1860 München und eigenem Torerfolg hatte er im internen Stürmer-Ranking die Nase vorn. Nach der 0:1-Niederlage in Magdeburg aber bekam Hanslik wieder den Vorzug. In den ersten drei Partien der aktuellen Siegesserie war Kiprit aber jedes Mal erster Einwechselspieler für die Sturmpositionen. In Verl markierte er seinen in der Offensive zweiten Saisontreffer. Nur zuletzt gegen Freiburg II blieb er mal ganz außen vor. Jugend und Talent sprechen aber weiter für ihn.

Die Fragezeichen: Da weiß man noch nicht, wie es weitergeht

Julian Niehues (20): Der Azubi. Nicht jeder Schritt in die nächsthöhere Klasse glückt so eindrucksvoll wie im Fall Tomiak. Sechs Kurzeinsätze nach zwölf Saisonspielen sind aber auch kein so schlechter Anfang für Niehues. Beim 1:2 im Verbandspokal gegen Mechtersheim traf er sogar, legte danach aber dem Gegner den Ausgleich auf, so dass der Auftritt insgesamt missglückte. Ob der 1,95-Meter-Hüne, der mit dem Ball auch am Boden was anzufangen weiß, auch mit dem im Profifußball geforderten Tempo klarkommt, wird sich noch zeigen müssen.

Max Hippe (23): Der Last-Minute-Transfer. Wegen einer Fußverletzung war noch nichts zu sehen von der Last Minute-Verpflichtung aus Dortmunds zweiter Mannschaft, für die er am ersten Spieltag immerhin noch für zwölf Minuten in der 3. Liga debütierte. In Magdeburg sollte er eigentlich direkt starten, verletzte sich dann kurz vor dem Anpfiff, gegen Freiburg II stand er nun erstmals im Kader. Soll als weitere Alternative für die Innenverteidigung dienen. Allerdings: Hippe ist schon 23, also dem Talent-Alter so gut wie entwachsen. Wenn er den Durchbruch im Profifußball noch schaffen will, muss dieser ihm in den nächsten beiden Jahren gelingen, in denen er in Lautern unter Vertrag steht.

Neal Gibs (19): Das Nesthäkchen. Laut Antwerpen derjenige von den U19-Absolventen des vergangenen Sommers, der am dichtesten dran war am Profi-Kader. Und wenn der Trainer ihn in den Spieltagskader aufnimmt, gönnt er ihm auch immer mal ein paar Einsatzminuten. In den Liga-Spielen war das bislang drei Mal der Fall. Mal wieder einen Jungen aus dem eigenen Nachwuchs bei den Profis zu etablieren, wäre ein starkes Signal in Richtung NLZ. Ob's klappt? Schau'n mer mal.

Hikmet Ciftci (23): Der Unglückliche. Gegen 1860 München am 4. Spieltag rückte er kurzfristig als zentraler Aufbauspieler in die Startelf - und machte ein Riesenspiel. Danach gleich wieder verletzt. Auch in der Vorsaison haben ihn immer wieder Blessuren zurückgeworfen, auch schien die Chemie zwischen ihm und dem Trainer nicht so recht zu stimmen. Im Sommer wollte er eigentlich weg, blieb dann aber doch. Und nun? Die Qualität, nochmal zurückzukommen, hat er. Angesichts der Konkurrenz, die sich jetzt etabliert hat, wird dies jedoch schwer.

Die Abgesackten: Bald weg - oder macht noch einer den Winkler?

Marvin Senger (21): Der Durchhänger. Starke Auftritte im schicksalsträchtigen Saisonfinale 2020/21, im Sommer zur Freude aller Verlängerung seiner Leihe vom FC St. Pauli, dann der Start in die neue Runde - und plötzlich lief es nicht mehr richtig rund bei Marvin Senger. Patzer etwa vor Zwickaus Ausgleichstreffer am 6. Spieltag, Rot gegen Mannheim, seitdem außen vor, gegen Freiburg II nicht mal mehr im Kader und zum Oberliga-Team abgeschoben. Mit Hippe steht nun ein fest verpflichteter Innenverteidiger als weiterer Konkurrent bereit. Wird schwer werden für ihn, vor seiner Rückkehr nach Hamburg weiter Spielpraxis zu sammeln.

Elias Huth (24): Der Gescheiterte. 2019/20 als Leihgabe in Zwickau Torjäger, doch beim FCK will es einfach nichts werden ihm. Fehlt ihm ein kantiger Sturmpartner wie Ronny König? Oder liegt ihm die Lautrer Spielanlage insgesamt nicht? Einsatzzeiten hatte er immer wieder, nach der jüngsten Saisonvorbereitung stand er zur Liga-Premiere in der Startelf, doch schon am 2. Spieltag musste er Hanslik weichen. Traf zuletzt nicht mal mehr im Oberliga-Team. In der Winterpause sollte sich Huth mal mit Sportchef Thomas Hengen zusammensetzen.

Kenny Redondo (27): Der Rot-Geschädigte. Wunschspieler von Antwerpen-Vorgänger Jeff Saibene, bei diesem folgerichtig auch gesetzt. Bei Antwerpen dagegen stand Redondo nicht mehr in jeder Startelf, blieb aber gerne genutzte Alternative. Seit seinem - kaum gerechtfertigten - Platzverweis gegen Mannheim und der anschließenden Sperre nur noch ein Fünf-Minuten-Einsatz zuletzt gegen Freiburg. Dazwischen war er einer derjenigen, die ihre Bewährungschance in Mechtersheim verpatzten. Wird es nach der Systemumstellung nun schwer haben, da auch er sich nun um einen von nur noch zwei Offensivplätzen bewerben muss. Oder sich als Alternative zu Zuck anbieten.

Marius Kleinsorge (25): Der Fehlzünder. Er kam, um dem FCK-Spiel im wahrsten Sinne des Wortes Flügel zu verleihen, und schien dank seiner Schnelligkeit dafür auch prädestiniert - zumal er mit dieser Fähigkeit im Kader ziemlich konkurrenzlos ist. Diverse Verletzungen hinderten ihn jedoch immer wieder am Durchstarten. In der aktuellen Grundordnung ist für offensive Flügelspieler im Grunde gar kein Platz mehr. Kleinsorge muss daher warten, bis Antwerpen gegebenenfalls situationsbedingt mal wieder auf eine echte Flügelzange umstellt - oder er einen weiteren Einwechselspieler für schnelle Konter braucht.

Simon Stehle (20): Das Rätsel. Marco Antwerpen hatte sich als Last-Minute-Verpflichtung eigentlich noch einen Stürmer gewünscht, der möglichst schnell integriert werden kann - und es kam, als Leihgabe von Hannover 96, der Flügelsprinter Simon Stehle. Seither drei Kurzeinsätze, in denen er wie ein Fremdkörper wirkte, gegen Zwickau wurde er sogar ein- und wieder ausgewechselt, Höchststrafe. Woran hängt's?

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer

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