Saisonvorschau 2021/22

Wohin führt Marco Antwerpen die Roten Teufel?

Wohin führt Marco Antwerpen die Roten Teufel?

Foto: Eibner-Pressefoto/Alexander Neis

Wir werfen die alljährliche Frage in den Raum: Wo landet der 1. FC Kaiserslautern in dieser Saison? Wie lautet Deine Prognose für die Roten Teufel? Auch die DBB-Autoren geben ihre Einschätzungen ab.

Kohlmeyers Vorschau:

Ich weiß, vergangene Saison habe ich mit meiner Prognose "Wir steigen auf" schwer daneben gelegen. Immerhin: Damit stand ich nicht allein, auch Kollegen renommierter Fußballmedien trauten dem FCK den Aufstieg zu. Doch auch vor dieser Saison werde ich nicht schwarzmalen. Denn diesmal, glaube ich, lässt sich mein Optimismus besser begründen als im Vorjahr.

Denn in diesem Sommer hat Lautern nicht seine drei besten Stürmer abgegeben. Die neu verpflichteten Spieler kamen nicht erst kurz vor Saisonbeginn, verletzt oder außer Form. Und sie haben eine Sommerpause hinter sich, in der sie regenerieren konnten.

Vor allem dank der vier Leihspieler, die weiterverpflichtet wurden, verfügt das Team direkt zum Start über ein bereits eingespieltes Grundgerüst. Das kann von der Konkurrenz kaum einer von sich behaupten. Bis auf 1860 München - für mich der Topfavorit 2021/22 - müssen alle Mannschaften zum Teil gewaltige Aderlässe verkraften. Von den Zweitliga-Absteigern hat sich keiner so stark neu formiert, wie es im Vorjahr Dynamo Dresden gelungen ist.

Auch die neue Handschrift in der Transferpolitik erscheint mir Erfolgversprechender. Beispiel: René Klingenburg. Da wird mal einer von der Reservebank eines Liganachbarn verpflichtet - für viele ein "No go" in einem ambitionierten Klub. Doch der Trainer ist der festen Überzeugung, in dem Spieler eine Qualität erkannt zu haben, die andere offenbar nicht sehen. Ich kann zwar noch nicht persönlich beurteilen, ob diese Einschätzung auf Klingenburg zutrifft, ich sage nur: Das ist der Stil, der einst Trainer wie Kalli Feldkamp ausgezeichnet hat - und der ursächlich dafür war, dass der FCK lange Jahre mit weniger Geld mehr erreichte als andere.

Überhaupt der Trainer. Was die theoretischen Grundlagen angeht, steht Marco Antwerpen seinem Vor-Vorgänger Boris Schommers in nichts nach. Allerdings versteht Antwerpen es nach meinem Eindruck besser, die Spieler für sich und seine Ideen zu begeistern. Ein weiteres Plus.

Meine Prognose: Wir spielen oben mit. Und steigen auf. Wenn wir von Verletzungspech weitgehend verschont bleiben, uns hin und wieder das Matchglück hold ist und die Schiris ihre Fehlentscheidungen auch mal zu unseren Gunsten treffen.


Flos Vorschau:

Irgendetwas war anders in dieser Saisonvorbereitung des 1. FC Kaiserslautern. Von "Aufstieg" wollte keiner der Verantwortlichen reden, stattdessen war immer öfter das Wort "Demut" zu hören. Nach den Plätzen 9, 10 und 14 in den vergangenen drei Spielzeiten backt man auf dem Betze dieses Mal verbal also etwas kleinere Brötchen, was dem FCK vor der vierten Drittliga-Saison in Folge auch guttut. Etwas muss man aus dem Fast-Abstieg 2020/21 ja gelernt haben.

Klar dürfte aber auch sein, dass die Ziele intern konkret gesteckt werden. Alleine aus finanziellen Gründen muss der FCK nach oben schielen. Womit wir auch beim Kader wären. Auch hier war irgendetwas anders. Mit Mike Wunderlich und Jean Zimmer, aber auch Felix Götze dürften in der kommenden Saison absolute Führungsspieler in der Lautrer Kabine sitzen. Genau diese fehlten in der komplett verkorksten vergangenen Saison lange. Mit Boris Tomiak, Neal Gibs oder Julian Niehues stehen hoffnungsvolle Talente im Kader, die ihren nächsten Schritt machen wollen und heiß auf ihre neue Aufgabe sein dürften. Nach der Vorbereitung könnte Elias Huth als reiner Strafraumstürmer im System von Marco Antwerpen endlich zum lang ersehnten Torjäger werden. Das Potential dazu hat er durchaus. Marlon Ritter hat die Ansage Antwerpens vor Beginn der Vorbereitung verstanden und hat sich vom Verkaufskandidaten ganz nah an die erste Elf gespielt.

Hoffnung ist also durchaus angebracht, für totale Euphorie ist es aber viel zu früh. Auf dem Papier hatten die Roten Teufel auch in der Vergangenheit immer gute Kader, oft stimmte es aber auf dem Platz im Kollektiv nicht. Die für die 3. Liga entscheidenden Tugenden dürfte das neue FCK-Team aber verinnerlicht haben. Interessant wird auch sein, wie die langfristige Strategie von Antwerpen und seinem Trainerteam aussieht und was passiert, wenn es einen Negativlauf gibt, der bei 38 Saisonspielen ganz bestimmt mal kommen wird.

Meine Prognose: Die 3. Liga ist schwächer besetzt als in den letzten Jahren. Einen wirklichen Aufstiegsfavoriten gibt es nicht. Mit diesem Kader wird der 1. FC Kaiserslautern oben mitspielen müssen. Alles andere scheint nicht vermittelbar. Die Rückkehr der Fans ins Fritz-Walter-Stadion könnte für die Antwerpen-Elf zudem zum Faustpfand werden. Ich traue dem FCK eine Platzierung zwischen 5 und 8 zu. Wenn alles perfekt läuft, dann ist mit ein bisschen Glück sogar noch mehr drin. Dann braucht es in einer Saison auch keine drei Trainer mehr.


Ingos Vorschau:

Die beim 1. FC Kaiserslautern seit Jahren bestehende Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit hätte den vierfachen Deutschen Meister in der letzten Saison um ein Haar aus dem Profifußball gerissen. Unvorstellbar eigentlich, wenn man sich an Ausgangslage und Jetzt-erst-Recht-Stimmung zu Beginn der Drittliga-Zeit im Sommer 2018 zurückerinnert. Gleichzeitig aber auch die Konsequenz der immer wieder gleichen Fehleinschätzungen und Fehler. Dass die Lautrer trotz dieser Entwicklung auch vor der neuen Saison zu den Aufstiegskandidaten gezählt werden, liegt vor allem an zwei Punkten. Zunächst ist die Schlüsselposition des Trainers zum ersten Mal so besetzt, dass in Person von Marco Antwerpen jemand relativ sicher im Sattel sitzt. Mit seiner emotionalen Art, aber auch mit seiner taktischen Flexibilität hat der Coach nicht nur den Klassenverbleib geschafft, er kommt damit gerade auch im Fan-Umfeld bestens an.

Zweitens setzt man bei den "Zugängen" massiv auf Spieler, die spätestens in der Rückrunde bereits für den FCK am Ball waren. Neben ausbleibenden Anpassungsproblemen sollte hier auch der im Abstiegskampf bewährte Teamgeist einen positiven Effekt haben. Bei den echten Neuen verbietet sich angesichts der Erfahrungen der vergangenen Jahre eigentlich eine Bewertung. Dafür sind Spieler, die genau in dieser Liga zuvor echte Leistungsträger waren, nach ihrem Wechsel an den Betze zu oft durchgefallen. Gehofft wird natürlich und auf bisherige Leistungsdaten verwiesen, trotzdem bleiben Fragezeichen, ob die einzelnen Mannschaftsteile tatsächlich nachhaltig besser geworden sind. Insbesondere im Angriff klafft noch immer die gewaltige Lücke des Dreier-Abgangs von Christian Kühlwetter, Florian Pick und Timmy Thiele im Vorfeld der vergangenen Spielzeit.

Meine Prognose: Mein eher skeptischer Ausblick aus dem Vorjahr entpuppte sich im Nachhinein noch als viel zu positiv, womöglich passt er in diesem Jahr besser. An die ganz vorderen Ränge glaube ich nicht. Dafür hatte auch die Aufholjagd unter Antwerpen noch zu viele Ausschläge nach unten. Ein dauerhaftes Mitkämpfen um einen Platz im oberen Drittel - wo der FCK sowohl in Sachen Marktwert als auch nach Einschätzung der Drittliga-Trainer eigentlich in jedem Jahr dazu gehören müsste - sollte aber drin sein, zumal mit Dresden und Ingolstadt zwei Schwergewichte aufgestiegen sind. Für Trainer Antwerpen und den seit März amtierenden Sportchef Thomas Hengen wäre das der nächste Schritt. Das Problem dabei: Der FCK als Ganzes müsste nach drei Jahren in der 3. Liga eigentlich weiter sein.


Tocos Vorschau:

Jedes Mal mit Saisonbeginn beginnen alle Mannschaften bei Null und das Fan-Gedächtnis setzt aus. War da was letzte Saison? Es fühlte sich wie die Hölle an. Die schlechte Hölle, aber sonst? Trainer wurden gewechselt, Kapitäne auch. So weit, so normal. Jubiläen wurde verschoben und nach überstandener Insolvenz gab es tatsächlich einen gefühlten Neustart, der - selbstverständlich - in die Binsen ging. Aber das ist eben nicht die gesamte Geschichte. Stichwort Derby. Es war nicht alles schlecht. Natürlich haben sich Verantwortliche und Mannschaft in eine beinahe ausweglose Situation manövriert und standen am Ende vor verschlossenen Toren. Aber sie sind da auch wieder rausgekommen. Wenn auch in anderer Besetzung, und dieser kleine Unterschied könnte eine große Änderung nach sich ziehen.

Zur neuen Saison ist der neue Kapitän der alte, und man muss sich keine Sorgen machen, dass dieses Amt das Sprungbrett zu einem anderen Verein bedeutet. Jean Zimmer ist gekommen, um zu bleiben. Daniel Hanslik ebenso. Und die beiden auch geschätzten Leihspieler Felix Götze und Marvin Senger wollen wenigstens den bleibenden Eindruck noch vergrößern. Mit Philipp Hercher und Rückkehrer Dominik Schad sollte die Abwehr nichts anbrennen lassen. Das Herz von Viktoria Köln, Mike Wunderlich, schlägt inzwischen auch auf dem Betze und dürfte mit einer gesunden Mischung aus Erfahrung und Gier die junge Truppe aus dem Mittelfeld heraus stabilisieren. Die zusätzlichen Verpflichtungen von Thomas Hengen und Marco Antwerpen und auch die kompromisslose Haltung zu inzwischen ehemaligen Spielern zeugen von einem Konzept, das zwar noch aufgehen muss, aber schon jetzt eine willkommene Abwechslung zur Flickschusterei der Vergangenheit darstellt.

Bleibt noch die vermeintliche Schwachstelle in der Offensive. Hier galt und gilt es, die Taktik so zurechtzulegen, dass Elias Huth nicht neben sich steht oder dem Ball hinterherjagen muss, sondern endlich an seine Leistung aus Zwickauer Zeiten anknüpfen kann. Dank Hanslik oder Neuzugang Muhammed Kiprit verteilt sich die Verantwortung immerhin auch ein wenig und mit dem hoffentlich zahlreich zurückkehrenden Publikum wird der Ball dann notfalls häufiger ins Tor geschrien. Auf der anderen Seite steht bei Verbesserungsbedarf auch das Transferfenster noch länger offen.

Meine Prognose: Vier gewinnt! Nachdem drei Jahre lang ein Hau-Ruck scheiterte und der Betze tabellarisch weiter abrutschte, geht es unter anderen Voraussetzungen jetzt in höhere Tabellenregionen. Bei der Konkurrenz ragt meines Erachtens niemand heraus. Dazu weiß der Trainer, wo er die Spieler verbessern kann und wird, um oben mitzuspielen, und - notfalls über die Relegation - wie er mit dieser Mannschaft den Aufstieg erreicht. Außerdem ist der Verein weiterhin zum Aufstieg verdammt.


Thomas' Vorschau:

Die Sommerpause ist - mittlerweile kann man schon sagen: traditionell - die Zeit der Optimisten beim 1. FC Kaiserslautern. Das DBB-Stimmungsbarometer steigt regelmäßig auf seinen Höchststand, die Kaderplanung klingt vielversprechend, und es geht in der engen 3. Liga schließlich bei Null los, die Aufstiegsplätze sind also zum Greifen nahe. Aber wir wissen auch, wie schnell aus den Optimisten wieder Pessimisten werden, wenn der Saisonstart misslingt und der Trainer mit jedem Punkt mehr Rückstand zu wackeln beginnt. Dabei wirkt es in diesem Jahr besonders klar: Wenn Marco Antwerpen mit diesem stark auf ihn zugeschnittenen Kader scheitert, dann bekommt der FCK ein ziemliches Problem.

Dass das nicht passieren muss, zeigt der Blick auf die vergangene Saison. Ja, genau, diese Katastrophen-Saison gibt Anlass zur Hoffnung: "The trend is your friend!" Seit Antwerpen im Februar Trainer wurde, ist der FCK im Fritz-Walter-Stadion ungeschlagen (vier Siege, vier Unentschieden), und das sogar noch ohne die Unterstützung von den Rängen. Im berühmten Zehn-Spiele-Endspurt gab es zuhause und auswärts zusammengerechnet 17 Punkte. Diese beiden Trends gilt es jetzt fortzusetzen und noch einen Schritt nach vorne zu gehen, aber bloß keinen Schritt mehr zurück: So bissig bleiben wie zuletzt, dazu noch dumme Platzverweise und Last-Minute-Gegentore abstellen, und dann sähe die Punkte-Bilanz doch eigentlich schon sehr gut aus. Oder?

Sportlich nicht adäquat ersetzt wurde (bisher) Marvin Pourié, der viel Erfahrung mitbringt, vor zwei Jahren noch Drittliga-Torschützenkönig war und selbst beim FCK trotz vergebener Chancen noch die klar beste Trefferzahl hatte. Aber sonst wurden gute Transfers getätigt, etwa Mike Wunderlich, oder natürlich die gehaltenen Leihspieler wie Jean Zimmer, Felix Götze und Daniel Hanslik. Aber der FCK hat schmerzlich gelernt, dass es sowieso nicht an den Einzelspielern hängt, sondern am Mannschaftsgefüge, an der Mentalität und am Trainer. Diese drei Faktoren funktionierten im Endspurt gut und - ich wiederhole mich - müssen jetzt noch weiter verbessert werden. Wenn dann noch ein bisschen Glück dazu kommt, Stichwort Verletzungen, Schiedsrichter, Matchglück, dann kann es was werden.

Meine Prognose: In der 3. Liga gibt es auf Dauer nur "Aufstieg" oder "Abstieg", so etwas wie eine "ruhige Saison" erlebt man nur in seltenen Fällen. Und mal ehrlich, das wäre doch auch langweilig. Deshalb mein mutiger Tipp, auch wenn ich zugegebenermaßen noch kein Geld darauf wetten würde: Der FCK steigt auf!


Sebastians Vorschau:

Euphorie. Ein Wort, das seit dem Abstieg in die 3. Liga vor der Saison immer seltener auftauchte und während der laufenden Saison gänzlich in Vergessenheit geriet. Aber nun ist sie wieder aufgetaucht, wenn auch in Kombination mit "vorsichtig". Zu sehr sind die Enttäuschungen der letzten zehn Jahre noch im Kopf, aber die neuen Verantwortlichen im sportlichen Bereich nähren die Hoffnung auf einen besseren Saisonverlauf - und damit den ersten Aufschwung seit dem Jahr 2011. Danach ... lieber nicht daran denken, um das zarte Pflänzchen nicht schon vor dem ersten Spiel zu zertrampeln.

Marco Antwerpen passt als Trainer bislang hervorragend, sein Umgang mit den Spielern scheint genau richtig zu sein - warum sonst kommen so viele Leihspieler zurück? Daran hat auch Thomas Hengen seinen Anteil. Beide zusammen als Team wirken aus der Ferne überzeugend in ihrer Arbeit und im Auftreten. Auch die Spieler machen einen vielversprechenden Eindruck, absolvierten eine konzentrierte Vorbereitung und scheinen etwas zu sein, was wir seit vielen Jahren vermissen: eine Mannschaft! Und zwar eine mit sportlicher Qualität, mit mehr Erfahrung als zuletzt und hoffentlich mit genug Ehrgeiz. Die Vorbereitung auf die Saison wird als "gelungen" bezeichnet, trotz der schlimmen Vorsaison wird der Betze von manchen Trainern als möglicher Aufsteiger genannt.

Meine Prognose: Auch bei mir ist eine gewisse Hoffnung vorhanden - natürlich aus Erfahrung "vorsichtig". Auf mich wirken die Verpflichtungen durchdacht und schlüssig (wenn auch noch nicht komplett), die Vorbereitung konnte mit fast allen neuen Spielern absolviert werden und die Mannschaft scheint tatsächlich eine zu sein. Zudem wurden alle wirklichen Leistungsträger gehalten, mit Ausnahme von Marvin Pourié und eventuell Anas Ouahim. Gute Spieler, die sich weiter verbessern und zu einer verschworenen Einheit werden hat schon so manchen Underdog nach oben gespült und ich kann mir kaum vorstellen, dass die Mannschaft nicht deutlich besser punkten wird als letzte Saison. Ich bin mir sicher, mit dem Abstiegskampf haben wir dieses Mal nichts zu tun und können erstmals seit zehn Jahren eine bessere Saison als die vorherige spielen. Die obere Tabellenhälfte ist für mich gesetzt, wie weit es nach oben gehen kann, hängt natürlich nicht nur von uns ab. Läuft es richtig gut, greift die Mannschaft in den Aufstiegskampf ein. Sollten es zu viele Rückschläge werden, wird es Platz 8 bis 10.


Gerrits Vorschau:

Demut ist angesagt. Diesen Satz hört man in den vergangenen Wochen in und um den Betzenberg auffallend oft. Und das ist gut so. Große Worte wurden in den nunmehr schon drei Drittliga-Jahren genug geschwungen, erfüllt hat sich davon fast nichts. Im Gegenteil: Die Roten Teufel haben in der abgelaufenen Spielzeit nur mit Ach und Krach den Totalabsturz verhindert. Dennoch: Was der neue Sport-Geschäftsführer Thomas Hengen und Trainer Marco Antwerpen im bisherigen Transferfenster auf die Beine gestellt haben, ist beachtlich. Kapitän Jean Zimmer und Stürmer Daniel Hanslik fest zu verpflichten, das erforderte ordentlich Nerven und Verhandlungsgeschick. Und dass obendrein die Leihspieler Marvin Senger und Felix Götze zumindest für ein weiteres Jahr am Betzenberg gehalten werden konnten, das war schon ein Ausrufezeichen. Dazu kommen mit René Klingenburg und Mike Wunderlich Drittliga-Routiniers, mit Muhammed Kiprit ein junger, hungriger Stürmer, der Talent hat und weiß, wo das Tor steht.

Doch am Ende kommt es eben auf das Gesamtgefüge an, der Mix muss stimmen. Dass Hengen dabei auch auf junge, unverbrauchte Spieler aus der Regionalliga setzt, wie etwa bei Innenverteidiger Boris Tomiak oder dem defensiven Mittelfeldmann Julian Niehues, anstatt auf "gescheiterte" Zweitliga-Kicker, ist genau der richtige Weg für die hart umkämpfte 3. Liga. Bedarf könnte nach dem Abgang von Tim Rieder trotzdem noch in der Innenverteidigung bestehen, auch dem linken Flügel täte eine weitere Alternative zum oftmals sehr durchwachsenen Kenny Redondo gut. Im Sturm muss Elias Huth endlich zünden, das Potential dazu hat er allemal, auch seine Torausbeute der Vorbereitung macht Hoffnung.

Meine Prognose: Auf den ersten Blick liest sich die Transferpolitik in diesem Sommer wirklich gut. Aus der Horror-Saison 2020/21 scheinen die richtigen Lehren gezogen worden zu sein, ein Mega-Umbruch blieb trotzdem aus. Leistungsträger, die am Ende noch für den Klassenerhalt gesorgt haben, konnten gehalten werden. Zudem gehen die Roten Teufel endlich einmal nicht mit einem bereits angeschossenen Trainer in die neue Spielzeit. Dennoch wird der FCK nicht durch die auch in diesem Jahr sauenge 3. Liga marschieren. Sollten die ersten Spiele nicht wie gewünscht laufen, darf nicht wieder direkt am Trainer gezweifelt werden. Demut und Geduld sind dann dauerhaft gefragt. Wenn Lautern aber wie im Schlussspurt zusammensteht, die Nerven behält und nicht direkt nach den ersten Spielen der Musik der 3. Liga hinterherläuft, dann könnte eine Überraschung drin sein. Für den ganz großen Wurf wird es aber nicht reichen. Mein Tipp: Platz 6 bis 9.


Markys Vorschau:

Ich bin echt froh und dankbar, dass ich diesen Text für eine erneute Saison des 1. FC Kaiserslautern im Profifußball schreiben darf. Eigentlich wollte ich in diesem Juli noch eine Kolumne schreiben, meine Trilogie vervollständigen, doch nach den alles entscheidenden Wochen am Betze, schoben sich der Job und die Familie wieder in den Vordergrund. Eigentlich ein gutes Zeichen.

Vor paar Wochen ist Norbert Thines gestorben. Wie traurig wäre es gewesen, wenn seine Worte vor seinem Ableben ohne Wirkung verhallt und verblasst wären: “Ich weiß, was Pfälzer, wenn sie zusammenhalten, bewegen können. Was vorher nie denkbar war, ist beim FCK möglich!” Doch Thines hat Recht behalten. Wieder einmal. Weil er den Verein gekannt (und durchdrungen) hat, wie kaum ein anderer. In den Wochen nach dem Magdeburg-Spiel waren die Pfälzer und alle Nicht-Pfälzer, die dem FCK ihr Fan-Leben vermacht haben, unzertrennlich und der Betze damit letztendlich auch unzerstörbar.

Und mancher hat seine Verbundenheit zum Verein wieder entdeckt, wie ich in meiner Nachbarschaft, in persönlichen Gesprächen und in Erzählungen mitbekommen habe. Ob Fan oder nicht, der FCK ist tief in Generationen von Pfälzern und Wahl-Pfälzern verwurzelt. Und gerade in Corona-Zeiten wirkt ein Klub aus der Region womöglich authentischer und anziehender als die grellen Fußball-Bühnen aus der Bundesliga, die reihenweise entzaubert wurden oder sich selbst entzaubert haben.

Ich hatte jüngst gefragt, was können wir tun, dass der FCK den Klassenerhalt feiert. Jetzt heißt es für mich, was können wir aus der Endphase der Saison mitnehmen. Für Thomas Hengen und Marco Antwerpen hat das unter anderem bedeutet, dass sie die Mannschaft weitestgehend zusammengehalten haben. Wir Fans haben (wieder) gelernt, was es braucht, um am Betze erfolgreich zu sein. Einmalig, wie wir Schlacht um Schlacht geschlagen haben - auch angesichts des besonderen Umstandes, dass wir gar nicht vor Ort waren. Aber wir hatten alle das Messer zwischen den Zähnen - und das hat man in jedem Zentimeter der Pfalz gemerkt - und auch weit darüber hinaus. Der Betze war auf einmal bei den Gegnern wieder berüchtigt und gefürchtet. Eigenschaften, auf die wir so lange neidisch bei anderen geschaut haben, wurden auf einmal uns attestiert.

Marco Antwerpen (und sein Co-Trainer Frank Döpper) stehen für diese Geilheit auf Erfolg, die uns alle anmacht. Die Angst und Unsicherheit, die alles überlagert hat, ist Vorfreude und Leichtigkeit gewichen. Vorerst. Das Pendel im Verein der Extreme hat sich endlich wieder bewegt und im Moment scheint nahezu alles möglich - wie auch das ARD-Live-Spiel im DFB-Pokal zeigt. Die Übertreibung gehört zum System.

Und doch ist für mich die Maßgabe für die kommende Saison: Jedes Spiel ein Endspiel - alles und alle für den Verein. Das Erfolgsrezept der Nach-Magdeburg-Ära. Wir haben alle noch leibhaftig vor Augen, wie nervenaufreibend jede Partie gelaufen ist, wie verdammt eng das alles war und wie viele Körner uns dieser Endspurt gekostet hat. Man muss kein Prophet sein: Leichter bzw. anders wird es auch in der Drittliga-Spielzeit 2021/22 nicht werden.

Also, 38 Endspiele - Drama - Leidenschaft - Messer zwischen die Zähne - Betze!

Meine Prognose: Wir gewinnen das erste Endspiel gegen Braunschweig. Alles andere - und da bin ich voll bei Antwerpen - interessiert mich nicht.

Das waren unsere Tipps, jetzt bist Du an der Reihe: Wie lautet Deine Prognose für die FCK-Saison 2021/22? Im DBB-Forum steht eine Umfrage zur Endplatzierung bereit sowie viel Platz zum diskutieren, welche Argumente für eine gute oder schlechte Saison sprechen. Wir freuen uns auf Eure Einschätzungen!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Redaktion

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