Gegner-Vorschau 2021/22

Die Absteiger: Alte Bekannte sind zurück

Die Absteiger: Alte Bekannte sind zurück


Sieben der 19 Drittliga-Gegner des 1. FC Kaiserslautern spielten in der letzten Saison höher oder niedriger. In Teil 1 unserer Gegner-Vorschau blicken wir auf die drei Zweitliga-Absteiger Würzburger Kickers, Eintracht Braunschweig und VfL Osnabrück.

Würzburger Kickers: Ein Wiedersehen für Marco Antwerpen

Die Vergangenheit: Fußballerisch ist die gemeinsame Vergangenheit des FCK mit den Kickers aus Würzburg noch recht überschaubar. Während die Roten Teufel in der 2. Bundesliga gegen die Franken noch ungeschlagen sind (1-1-0), ist die Bilanz in der 3. Liga gelinde gesagt noch ausbaufähig: In bislang vier Spielen steht ein kümmerlicher Punkt auf der Habenseite, während die Kickers bereits drei Siege sammeln konnten. Es wird also Zeit für den ersten Drittliga-Sieg gegen Würzburg.

Emotional sieht die Vergangenheit besonders für einen auf Lautrer Seite etwas anders aus: Coach Marco Antwerpen verbrachte im Herbst 2020 wenige Wochen am Dallenberg und stand bis zu seiner Entlassung lediglich fünfmal an der Seitenlinie. Nach nur einem Punkt war dann schnell wieder Schluss und Bernhard Trares übernahm. Wurde Antwerpen später als dritter FCK-Trainer der Saison noch der "Retter", musste Trares im April 2021 auch seine Koffer packen und an Ralf Santelli übergeben. Der vierte Coach der Würzburger konnte den Abstieg aber auch nur noch abwickeln, als abgeschlagener Tabellenletzter - nur am 3. Spieltag stand der Club nicht auf Platz 18 - ging es für die Kickers nach dem "Corona-Aufstieg" 2020 direkt wieder runter in die 3. Liga. Bis vor zehn Jahren pendelte der Klub übrigens noch zwischen Bezirksliga und Landesliga.

Das Personal: Wie bei einem Abstieg üblich, ändert sich auch der Kader der Würzburger Kickers recht umfangreich. Mindestens 18 Spieler aus der Abstiegssaison haben den Verein verlassen, viele davon sind bis dato noch ohne einen neuen Klub, unter ihnen auch der ehemalige Lautrer Abwehrchef Ewerton und der frühere Schalker Keeper Fabian Giefer sowie der erfahrene Abwehrspieler Arne Feick. Neuzugänge hat der neue Trainer Torsten Ziegner - der fünfte innerhalb eines Jahres - bislang noch nicht allzu viele begrüßen dürfen. Das prominenteste Gesicht ist bislang Wandervogel Fanol Perdedaj, der in Würzburg in seine siebte Profistation startet und der Kopf der Mannschaft werden soll. Die anderen Neuzugänge stammen aus der eigenen Jugend oder beispielsweise von Bayern II oder der U23 des FC Burnley. Hier sticht noch der Drittliga-erfahrene Moritz Heinrich von Absteiger Unterhaching heraus, der so seinen persönlichen Klassenerhalt noch schaffte.

Dies dürften allerdings noch nicht alle Neuzugänge gewesen sein, denn als Absteiger erhoffen sich die Würzburger natürlich, oben mitzuspielen - wie in allen bislang vier Saisons in Liga 3. Und da könnte noch der eine oder andere treffsichere Stürmer den Weg an den Dallenberg finden, denn im Angriff ist der Kader noch sehr dünn besetzt. Auch die Innenverteidigung stellt sich noch von selbst auf, hier dürfte auch noch "Nachwuchs" zu erwarten sein. So richtig einschätzen kann man den Kader daher heute noch nicht - ohne weitere Neuzugänge sähe es derzeit aber eher mau aus.

Die Fans: Euphorisch werden die Fans der Würzburger nicht in die Saison starten, nach dem katastrophalen Abschneiden der letzten Zweitliga-Saison. Grundsätzlich hält sich die Begeisterung um die Kickers nach einem starken Aufwärtstrend zwischen 2013/14 und 2016/17 (von einem Schnitt von 854 auf 11.145 in Liga 2) in Grenzen, schon in der Saison nach dem erstmaligen Abstieg kam nicht einmal mehr die Hälfte zu den Heimspielen. Letzte Saison waren in zwei Spielen Zuschauer zugelassen, dabei konnten die Kickers eine Auslastung von knapp 60% erreichen. Große Begeisterung und eine Aufbruchstimmung vor der Saison ist - nach der bitteren Saison und einem noch längst nicht abgeschlossenem Umbruch - noch nicht in Sicht.

Das Stadion: Das Stadion am Dallenberg, heute benannt nach einem Anbieter für Printwerbung, fasst eigentlich 13.090 Zuschauer, aber diese würden auch bei großer Euphorie nicht erreicht werden: aus Lärmschutzgründen sind nur 10.006 Besucher pro Spiel erlaubt. Aber selbst die sind in der 3. Liga eher nicht zu erwarten.

Eintracht Braunschweig: Und der Fahrstuhl hält nicht an ...

Die Vergangenheit: Eintracht Braunschweig und der FCK treffen seit Jahren in der zweiten und dritten Liga regelmäßig aufeinander. Ab und an steigt einer auf oder ab, aber man trennt sich nicht allzu lange. Wettbewerbsübergreifend stehen schon 60 Spiele zwischen den beiden Gründungsmitgliedern der Bundesliga in den Geschichtsbüchern, so dass es folgerichtig auch das heißeste Duell am 1. Spieltag sein dürfte.

Spannenderweise hat Marco Antwerpen auch hier seine Duftmarke hinterlassen - der letzte Aufstieg der Blau-Gelben geht auf sein Konto! 2019/20 übernahm er die Eintracht während der Saison, um sie im "Corona-Endspurt" überraschend in die 2. Bundesliga zu führen und anschließend keinen weiteren Vertrag mehr zu erhalten. Er war somit auch Trainer beim letzten Aufeinandertreffen im Frühjahr 2020, als er einen 2:0-Erfolg seiner Elf bejubeln durfte. Gejubelt wurde dann in der darauffolgenden Saison eher weniger, 31 Punkte reichten am Ende nur für einen enttäuschenden 17. Rang im Endklassement.

Nach dem letzten Abstieg 2018, als man gemeinsam mit den Roten Teufeln in die 3. Liga rutschte, folgte um ein Haar der Super-Gau: der Durchmarsch in die Regionalliga konnte nur durch eine gewaltige Kraftanstrengung abgewendet werden. Eine solche Zittersaison möchte man in Braunschweig natürlich nicht noch einmal erleben.

Das Personal: Alles auf Null? Nicht ganz, aber auch die Eintracht trennte sich nach dem Abstieg von einigen Spielern, mindestens 17 werden den Gang in die 3. Liga nicht mitgehen. Unter ihnen sind illustre Namen wie Felix Kroos, und auch Martin Kobylanski wird mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht.

Von den Neuzugängen sticht vor allem der auch kurz beim FCK im Gespräch gewesene Benjamin Girth (Holstein Kiel) heraus, der seine Treffsicherheit in der 3. Liga schon bewiesen hat, in den letzten Jahren in der 2. Bundesliga aber weniger erfolgreich war. Ansonsten kamen bislang mit Maurice Multhaup, Bryan Henning (beide VfL Osnabrück) und Robin Krauße (FC Ingolstadt) solide Spieler für die 3. Liga, zudem wurde von Bremen II das Sturmtalent Luc Ihorst geliehen. Drittliga-erfahren sind die Braunschweiger zumindest, Spieler wie Nick Proschwitz, Ex-FCK'ler Benjamin Kessel oder Jasmin Fejzic haben ihre Klasse dort und höher schon mehrfach bewiesen - haben aber auch schon ein gewisses Alter erreicht, Kessel ist mit 33 der Jüngste.

Die Fans: Wenn Zuschauer erlaubt sind, kommen sie in Braunschweig. Im Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße kommen in pandemiefreien Zeiten stets deutlich über 10.000 Zuschauer im Schnitt, auch nach den Abstiegen in den vergangenen Jahren blieben die Fans dem Deutschen Meister von 1967 treu. Wenn die Stadiontore wieder öffnen, füllt sich das weite Runde auch in der kommenden Spielzeit mit Sicherheit - da hat der BTSV sogar den viel erfolgreicheren Bundesliga-Nachbarn aus Wolfsburg etwas voraus. Manchmal sieht man dank Fanfreundschaft auch das eine oder andere Waldhof-Wappen im Pulk der Heimzuschauer.

Das Stadion: Das Stadion ist ein alter Bekannter für Lautrer Schlachtenbummler. Es gibt schönere Spielstätten als das Eintracht-Stadion, aber trotz der ansonsten gerne einmal stimmungstötenden Laufbahn zwischen Spielfeld und Tribüne herrscht oft eine gute Atmosphäre. Aus dem Gästeblock sieht man zwar nicht berauschend gut und bei schlechtem Wetter wird es auch schnell ungemütlich, aber immerhin sticht das Stadion zwischen den vielen Standardbauten doch heraus und zeugt von der langen und abwechslungsreichen Geschichte der Eintracht.

VfL Osnabrück: Zurück in der "Heimatliga"

Die Vergangenheit: Nachdem der VfL bis 1993 Dauergast in der 2. Bundesliga war, wechseln sich seitdem meist ein paar Jahre Drittligafußball mit einer ein- bis zweijährigen Stippvisite in Liga 2 ab. Nach zwei Saisons "dort oben" und der Niederlage in der Relegation gegen den FC Ingolstadt starten die Niedersachsen nun den nächsten Anlauf. In der Hoffnung, dass dieser nicht wieder acht Jahre dauert wie beim letzten Mal.

Nach einer soliden Zweitliga-Saison 2019/20 (Platz 13) verließ Erfolgstrainer Daniel Thioune die Bremer Brücke, um den Hamburger SV zurück in die Bundesliga zu führen (was bekanntlich missglückte). Nachdem es mehrere Jahre bergauf ging, kam nun der Bruch und inklusive Interimstrainer schafften es drei Coaches nicht, den Klassenerhalt zu sichern. Dabei gelang das Kunststück, 13 Heimspiele am Stück zu verlieren, bevor der HSV am 33. Spieltag alle seine Aufstiegshoffnungen nach einem 2:3 in Osnabrück begraben musste.

Bislang kreuzten sich die Wege mit dem FCK sieben Mal. Besonders der Lautrer Sieg in der Verlängerung der ersten DFB-Pokal-Runde 2010 ist vielen Fans noch in Erinnerung, vor über 15.000 Zuschauern siegten die Roten Teufel in einem packenden Match unter Flutlicht mit 3:2 - wer erinnert sich noch an Jimmy Hoffer?

Das Personal: Nach dem Abstieg verpflichtete der VfL mit Daniel Scherning einen neuen Coach, der an der Bremer Brücke seine erste Cheftrainer-Stelle im Profifußball antritt. Auch sonst ist der derzeitige Kader mit vielen Unbekannten bestückt. Doch ein Spieler sticht heraus: Der frühere FCK-Stürmer Andrew Wooten wechselt von Admira Wacker nach Osnabrück und soll dort für die nötigen Tore sorgen. Die sonstigen Neuzugänge gehören zur Kategorie "müssen sich erst noch beweisen" und haben bis auf den aus Verl zurückgekehrten Sven Köhler noch keine Erfahrung in der 3. Liga - der letzte Neuzugang Manuel Haas (SV Ried) hat immerhin schon knapp 150 Spiele in den oberen beiden Ligen Österreichs auf dem Buckel.

Dafür verließen mit Etienne Amenyido (St. Pauli), Sebastian Kerk (Hannover 96), Ken Reichel, Kevin Wolze oder Christian Santos (alle noch ohne Verein) Spiele mit Erfahrung und Qualität den Verein. Mit Marc Heider, Ulrich Taffertshofer oder Lukas Gugganig sind aber einige Spieler mit in die 3. Liga gegangen, die durchaus einen Unterschied ausmachen können. Dennoch fehlt vor allem im Mittelfeld noch Erfahrung, neben Taffertshofer stehen vor allem junge Spieler im Kader - sofern hier noch nachgebessert wird, sollte die Mannschaft zumindest nicht in Abstiegsgefahr geraten.

Die Fans: Die Lila-Weißen kennen das ja schon - hoch und recht schnell wieder runter. Immerhin haben sie in der kommenden Saison wieder ein kleines Derby vor der Brust, wenn es gegen den SV Meppen geht. Dies ist zwar nicht ganz so brisant wie Partien gegen Arminia Bielefeld, Preußen Münster oder letzte Saison gegen Paderborn, aber sollten dann wieder Gästefans erlaubt sein, wird es im Stadion noch ein paar Dezibel lauter werden.

Das Stadion: Klein, eng, stimmungsvoll. Die Bremer Brücke ist eines der Stadien, auf die man sich in der Liga freuen kann. Knapp 16.000 Plätze fasst das enge Viereck, das über eine Eigentumsgesellschaft quasi dem Verein gehört. Als Gästefan fühlt man sich hier übrigens wirklich wohl, sei es aufgrund der Fans der Gastgeber oder der zurückhaltenden Ordner - der Tausch gegen Ingolstadt ist aus Auswärtsfan-Sicht definitiv gern gesehen.

Morgen im zweiten Teil unserer Gegner-Vorschau: Die Aufsteiger SC Freiburg II, Borussia Dortmund II, Viktoria Berlin und TSV Havelse.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian Gliem

Weitere Links zum Thema:

- Gegner-Vorschau 2021/22 | Die Aufsteiger: Viel Geschichte, wenig Gegenwart (Der Betze brennt)

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