Im Blickpunkt: Hendrick Zuck im DBB-Check

Zuck: Endlich mal Lob für einen ewig Unterbewerteten

Zuck: Endlich mal Lob für einen ewig Unterbewerteten

Foto: Eibner

Nach seinen Leistungen im Saisonfinale erscheint die Vertragsverlängerung beim 1. FC Kaiserslautern selbstverständlich. Doch Hendrick Zuck hat nicht immer nur Wohlwollen erfahren. Zeit für eine Hommage auf einen ewig Unterbewerteten, findet DBB-Autor Eric.

Wohl unter keinem anderen Trainer hat Hendrick Zuck so schnell eine feste Position gefunden wie unter Marco Antwerpen. Direkt zu seiner Premiere an der Seitenlinie beim 1. FC Kaiserslautern bot ihn der neue Coach als linker Verteidiger auf. Zuck dankte es ihm, indem er beim 2:0-Sieg im Derby gegen Waldhof Mannheim den ersten Treffer markierte. Fortan fehlte der 30-Jährige wegen Krankheit und Gelbsperre nur noch dreimal, in den übrigen 13 Partien dieser schicksalsschweren Saison stand er jeweils in der Startelf.

Und er blieb auf dieser linken Seite. Wenn Antwerpen mit Dreierkette spielen ließ, rückte er auf der Außenbahn ein Stück nach vorne. "Er ist ein sehr cleverer Spieler. Taktisch ist er sehr variabel und enorm wichtig für die Kabine", urteilte der Trainer im Gespräch mit der "Rheinpfalz" über ihn. Auch andere im Verein betonen die Wichtigkeit von Zuck auf und nicht zuletzt auch neben dem Platz.

"Kicker" und "CreateFootball": Viel Licht, aber auch Schatten

Zucks Statistik weist für die Saison 2020/2021 vier Treffer und drei Vorlagen aus. "CreateFootball" attestiert seinen Flanken und Torschüssen eine hohe Präzision und sieht ihn ebenfalls beim Abfangen gegnerischer Bälle stark. Seine Werte im Kopfball- und Passspiel sowie seine Dribblings sind laut Datenanalyse jedoch verbesserungswürdig.

In der aktuell erschienen "Kicker"-Rangliste, die die besten Drittliga-Profis in der Rückrunde identifizieren will, ist Zuck einer von fünf FCK-Profis, die im Gesamtranking Erwähnung finden. Während Marvin Senger und Felix Götze auf ihren Positionen als "herausragend" geführt werden, bewertete die Redaktion den 30-Jährigen neben Avdo Spahic und Jean Zimmer immerhin als "auffällig."

Fluch und Segen des Allrounders

So deutlich als Leistungsträger anerkannt wurde der gebürtige Saarländer bislang nur selten in seiner Karriere. Ihm haftet das Etikett an, das typisch ist für einen Allrounder, aber Fluch und Segen zugleich darstellt: Der Zuck kann alles spielen, aber nichts wirklich überragend. Geschätzt wurde er freilich von - beinahe - all seinen Trainern. Und davon durfte er seit seiner Rückkehr vom FCK im Sommer 2018 ja einige erleben.

Michael Frontzeck setzte ihn zunächst links offensiv ein, später rechts. Wo Zuck sich auch selbst am besten aufgehoben sieht: "Wenn ich von rechts nach innen gehe, habe ich den Ball auf meinem starken linken Fuß und das ganze Spielfeld vor mir, das ist mein Ding", erklärte er 2018 im Interview mit "blogvierzwei".

Auch bei Boris Schommers fand er zu Beginn der Fünf-Siege-Serie Ende 2019 seinen Platz, allerdings wieder auf der linken Seite. Später setzte ihn der Coach auch im zentralen Mittelfeld ein oder ließ ihn in seinem variablen Dreiersturm mal die Rolle von Florian Pick als fallender Mittelstürmer übernehmen. "Sehr effektiv, ein Paradebeispiel dafür, was geht, wenn die Chemie zwischen Spieler und Trainer stimmt", lobte Schommers im Interview mit DBB.

Chancenlos unter Hildmann - wie einst bei Christian Streich

Schommers-Nachfolger Jeff Saibene dagegen brachte Zuck dagegen nur fünfmal von Beginn an, nutzte dabei aber die beinahe komplette Angebotspalette Zucks: Er kam mal links, mal rechts, mal zentral zum Einsatz.

Völlig aufs Abstellgleis geraten war der Allrounder nur nach eigentlich auch gutem Beginn unter Sascha Hildmann. Ursächlich dafür gewesen sein dürfte sein Auftritt bei der 0:1-Niederlage gegen den VfR Aalen im April 2019. Da wurde der Linksfuß bereits nach 18 Minuten für den verletzt ausgefallenen Zehner Theo Bergmann eingewechselt - und fand gar nicht in die Partie gegen den Tabellenletzten. Bis zu seiner Entlassung im September 2019 gönnte Hildmann ihm daraufhin keine einzige Einsatzminute mehr.

Vergleichbar chancenlos war Zuck bislang lediglich unter einem Coach: dem Freiburger Christian Streich. Die Breisgauer hatten ihn im Januar 2013 aus Lautern geholt, nachdem das aus der U23 aufgerückte Talent unter Trainer Franco Foda eine glänzende Hinrunde im Profiteam hingelegt hatte. Der als FCK-Fan groß gewordene Zuck wollte eigentlich gar nicht weg, aber der Verein konnte die gebotene Ablösesumme gut gebrauchen. An der Dreisam jedoch brachte der vermeintliche Newcomer in den folgenden anderthalb Jahren kein Bein auf den Boden. Nur drei Einsätze im Profiteam, ansonsten durfte er lediglich in der zweiten Mannschaft Wettkampfpraxis sammeln.

Als linker Verteidiger eine Option für Adam Hlousek

Interessant: "Als ich ihn mir das erste Mal wieder ansah, spielte er in Freiburgs U23 linker Verteidiger", erinnert sich ein Trainer, der Hendrick Zuck länger als jeder andere unter seinen Fittichen hatte. Torsten Lieberknecht, der mit Darmstadt 98 gerade einen neuen Verein gefunden hat, coachte den Saarländer vier Jahre lang bei Eintracht Braunschweig.

Zudem verfolgt der gebürtige Bad Dürkheimer, der als Jungprofi für den FCK aktiv war, seinen Heimatverein seit jeher sehr aufmerksam. Dass Zuck sich "am Betze" nun ausgerechnet als linker Verteidiger etabliert hat, überrascht Lieberknecht insofern nicht, als dass Marco Antwerpen wohl "einen schnelleren Mann als Adam Hlousek auf der linken Seite haben wollte - und da war Zuck natürlich eine Option."

Sauberer Torschuss, guter Blick - und ein Talent zum Polarisieren

Grundsätzlich aber sieht Lieberknecht seinen einstigen Schützling weiter vorn besser aufgehoben. "Er hat einen sehr sauberen Torschuss - so ein Schlenzball mit der linken Innenseite ins lange Eck, das ist Zucki." Und: "Er hat einen guten Blick für den einlaufenden Stürmer und kann diesen schön einsetzen."

Sein unscheinbares Auftreten polarisiere oft aber auch. "In Braunschweig hatte er mal eine Phase, in der er ein paar gute Torgelegenheiten ausließ. Danach hatte er einen schweren Stand bei den Fans, der sich kaum wieder korrigieren ließ." Ein Phänomen, das sich auch in Lautern feststellen lässt. Sieht man mal vom Saisonfinale ab, fallen in den FCK-Foren die Urteile über Zuck oft extrem aus, manchmal sogar überhart.

Lieberknecht: Halblinks im Mittelfeld, das wäre optimal für Zuck

In seinen vier Jahren mit ihm hat Lieberknecht dessen Allrounder-Qualitäten ebenfalls reichlich genutzt. Aus heutiger Sicht würde er ihn allerdings bevorzugt auf der halblinken Position im Mittelfeld einsetzen, "weil er von da gut aufdrehen kann." Für einen offensiven Flügelspieler fehle es ihm halt doch an einem wirksamen Trick im Dribbling Eins gegen Eins, um richtig gut zu sein. Was im übrigen auch die Datenanalyse bestätigt.

Doch auch wenn sein ehemaliger Schützling nicht auf seiner optimalen Position eingesetzt war: "Für mich gehört er ganz klar zu denen, die dem FCK auf der Saison-Zielgeraden Halt und Kontinuität gegeben haben", so der 47-Jährige. "Und er ist auch außerhalb des Platzes wichtig fürs Team." Außerdem kann Hendrick Zuck sicher sein: Auch von Darmstadt aus wird sein Ex-Trainer stets ein Auge auf ihn haben.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Hendrick Zuck verlängert und bleibt ein Roter Teufel (Pressemeldung FCK)

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