Vorstellung des neuen FCK-Geschäftsführers Soeren Oliver Voigt

"Wir haben die Strukturen für eine bessere Zukunft"

"Wir haben die Strukturen für eine bessere Zukunft"


Vier Tage nach der Mitgliederversammlung wurde Soeren Oliver Voigt als neuer Geschäftsführer des 1. FC Kaiserslautern vorgestellt. Wir haben die wichtigsten Aussagen von ihm und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Keßler zusammengefasst.

- Pressemitteilung | Soeren Oliver Voigt ist neuer FCK-Geschäftsführer
- Fotogalerie | Vorstellung von FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt

Soeren Oliver Voigt heißt der neue starke Mann am Betzenberg. Er soll als Nachfolger von Michael Klatt und Martin Bader zukünftig die Geschicke der Roten Teufel leiten und unterschrieb einen Vertrag bis zum 30. Juni 2022. Zuvor arbeitete der 50-Jährige von 2000 bis 2019 bei Eintracht Braunschweig, davon zwölf Jahre in leitender Position. Im Presseraum des Fritz-Walter-Stadions stand Voigt zusammen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Keßler Rede und Antwort.

FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt über…

… seinen Weg zum 1. FC Kaiserslautern: "Ich muss gleich klarstellen: Für Wunder bin ich nicht verantwortlich. Dass ich dieses Angebot annehme, war mir aber unmittelbar klar. Die ersten Gespräche mit Markus Merk hatten ein sehr sympathisches und verbindliches Niveau. Man muss ja bedenken, dass er damals noch nicht in offizieller Funktion war (seit Montag ist Markus Merk neuer FCK-Beiratsvorsitzender; Anm. d. Red.). Das Team Merk hat ein eindeutiges Bild gezeichnet und mir hat dabei auch sehr gefallen, dass Merk nicht um den heißen Brei herum geredet hat. Ich möchte mich sehr herzlich für das Vertrauen bedanken. Ich habe mich entschieden, den Job anzutreten, weil der FCK ein super Verein ist. Das ist ein großer Klub, der große Probleme hat, aber auch große Chancen. Ich habe nach den Gesprächen mit dem Beirat den Eindruck, dass es klare Ziele gibt. Ich untermauere aber: Ich bin nicht hier, um nur eine kurze Mission zu erfüllen und dann wieder wegzugehen. Ich lege großen Wert auf Kontinuität - das sieht man ja an meiner langen Zeit, die ich in Braunschweig tätig war."

… seine ersten Amtshandlungen: "Wie schwierig die Situation hier ist, weiß jeder. Wir werden gerade zu Beginn sehr viel zu tun haben. Wir haben natürlich Prioritäten, in welcher Reihenfolge wir an die Dinge rangehen werden. Ich muss mir aber erstmal ein Gesamtbild des Klubs machen. In den ersten 48 Stunden habe ich mich viel mit den Mitarbeitern hier auf der Geschäftsstelle unterhalten und einen sehr guten Eindruck gewonnen. Das sind sehr kompetente und sympathische Menschen. Auf die Kolleginnen und Kollegen muss ich mich blind verlassen können - und hier ist in den letzten Jahren auch nicht nur schlecht gearbeitet worden. Wir wissen, was es an Themen zu bearbeiten gibt. Das Entscheidende ist erstmal die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Wir müssen uns jetzt mit Investoren, Sponsoren und der Stadt zusammensetzen."

… die bestehenden Möglichkeiten: "Wir haben die Strukturen für eine bessere Zukunft. Eine der wichtigsten Aufgaben wird die Lizenzierung sein. Dafür müssen wir alle an einem Strang ziehen und miteinander statt gegeneinander arbeiten - wenn wir das nicht machen, wird es nicht klappen. Man kann in allen Bereichen kontinuierlich arbeiten. Zum 31.12. oder 30.06. gibt es keine Auflagen und keine Bedingungen, die sagen, dass der FCK das negative Eigenkapital nicht verschlechtern darf. Wenn ich das schon richtig überblicken kann, hat mein Vorgänger Michael Klatt alles gut vorbereitet. Das ist auch durch die Nachlizenzierung des DFB bestätigt worden."

… die Lizenz-Planungen für nächste Spielzeit: "Zum 31.12. muss dem DFB vorgelegt werden, wie wir die Saison 2020/21 angehen. Die Dinge sind gut vorbereitet, wir werden das übernehmen. Die Wirtschaftsprüfer sollen uns das aber natürlich nochmal bestätigen. Es hängt nicht alles an mir alleine, wir müssen es zusammen machen. Klar, ich kann Entscheidungen treffen, die dann auch mal unpopulär sind."

… den Anspruch des FCK: "Der Anspruch für den FCK muss sein, dass man nicht in der 3. Liga spielt und natürlich auch nicht tiefer. Man muss sich nur die ewige Bundesliga-Tabelle anschauen, da steht der FCK auf Platz 11. Mehr braucht man eigentlich nicht zu sagen. In Deutschland gibt es einfach nicht so viele Klubs, die einen solchen Ruf haben. Wir wollen die glanzvollen Zeiten reaktivieren, aber das wird nicht von heute auf morgen gehen."

… das Thema Fritz-Walter-Stadion: "Das Stadion-Thema ist bekannt und ein wichtiger Teil der Lizenzierung. Wir reden hier aber über eine sehr schlechte negative Eigenkapitalsituation und einen im nächsten Sommer wieder schlechten Stadionpachtvertrag. Dieser kann in der 3. Liga von unserer Seite nicht gehalten werden. Bis zum 30.06. müssen wir daher mit dem Vertragspartner die entscheidenden Gespräche geführt haben, wie es bei diesem Thema ab dem 01.07. weitergeht (der Kaiserslauterer Stadtrat muss über eine erneute Pachtsenkung entscheiden, ansonsten wären ab Mitte 2020 wieder volle 3,2 Millionen Euro fällig; Anm. d. Red.). Wie sind uns aber einig, dass der FCK mit seiner ersten Herrenmannschaft hier im Fritz-Walter-Stadion spielen muss."

… seine Sicht auf die Fangemeinde: "Wir werden nach der Lizenzierung in alle Fanregionen reisen, zur Vorausplanung werde ich mich noch vor Weihnachten mit unserem Fanbeauftragten treffen. Die Fans spielen eine ganz erhebliche Rolle, insbesondere bei einem Klub wie hier in Kaiserslautern. Wir müssen auf dem Weg zu den Zielen, die wir verfolgen, jeden mitnehmen. Ich weiß, dass es sehr wichtig ist, daher ist auch an sie eine direkte Ansprache nötig. Sie können mir in solchen Gesprächen dann beispielsweise dann ihre Sorgen und Nöten mitteilen. Ich will die Leute kennenlernen, die hinter den Choreographien stehen und so weiter. Wir werden dort ein flammendes Plädoyer dafür halten, dass wir es gemeinsam machen wollen. Es gehören alle mit dazu. Wir werden keinen ausgrenzen, aber es gibt auch gewisse Spielregeln."

… seine Personalplanung: "Die sportliche Situation haben wir aufgrund der Kürze der Zeit noch nicht besprochen. Die Arbeit von Boris Schommers ist momentan sehr wichtig. Wir sind mit den drei Siegen in Folge auf dem richtigen Weg. Jetzt warten wir mal ab, was es am Ende des Jahres ist. Derzeit haben wir einen Cheftrainer, der gut mit unserem Sportdirektor Boris Notzon zusammenarbeitet. Alles Weitere wird sich im neuen Jahr ergeben. Wir werden viele Gespräche führen. Das Team werde ich nun nach und nach kennenlernen. Am Samstag treffen wir uns nach dem Heimspiel nochmal mit allen, auch mit der Geschäftsstelle. Die Mannschaft muss aber erstmal sehen, dass sie am Samstag ein gutes Spiel macht. Das steht im Vordergrund. Der einzige, den ich von früher aus Braunschweig kenne, ist Hendrick Zuck. Vielleicht hat der ein oder andere ihn mal angesprochen, was ich für ein Typ bin."

… seine Tätigkeit als alleiniger Geschäftsführer: "Es ist für einen Drittliga-Klub nicht angemessen einen Sport-Geschäftsführer und einen Sportdirektor zu engagieren. Das ist meine Auffassung und die habe ich den Herren schon in den ersten Gesprächen mitgeteilt. Ich denke, dass da in unseren Verhandlungen dieselbe Meinung geherrscht hat, nicht zuletzt ist das schließlich auch eine Kostenfrage. Wir waren uns einig, dass dieses System maximal wieder in der 2. Bundesliga zum Tragen kommen kann."

… seine ersten Gespräche auf der Geschäftsstelle: "Ich habe mit Martin Bader und Michael Klatt, aber auch schon mit Boris Schommers gesprochen. Mit Boris Notzon habe ich einen Termin, da werden wir mal den ganzen Tag ins Nachwuchsleistungszentrum gehen. Ich interessiere mich für die Hintergründe. Also beispielsweise: Warum sind bestimmte Entscheidungen so getroffen worden? Martin Bader und Michael Klatt stehen noch bis 31.12. Gewehr bei Fuß, darüber freue ich mich sehr."

… seinen ersten Eindruck von FCK-Cheftrainer Boris Schommers: "Mein erster Eindruck war, dass er ein sehr selbstbewusster, junger Trainer ist, Er weiß, wo er hin will. Seine Veränderungen im Kader waren überraschend, untermauern aber, dass er keine Scheu hat. Es hat sich gezeigt, dass er mit der Entscheidung richtig lag."

Der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Keßler über…

… die Gründe für Voigts Verpflichtung: "Wir haben uns im Team Merk frühzeitig Gedanken gemacht. Nach der Zeit von Martin Bader und Michael Klatt war uns klar, dass wir eine starke Geschäftsführung brauchen, um den Verein zu stabilisieren. Wir haben uns sehr viel Input geholt und sind dabei schnell auf Soeren Oliver Voigt gestoßen. Markus Merk hat die ersten Gespräche mit ihm geführt, dann auch wir anderen. Wir hatten schnell das Gefühl, dass er uns weiterhilft. Er ist jemand, der aus der Branche kommt und in mehreren Ligen seine Erfahrung gesammelt hat. Das war das Idealbild zum Anforderungsprofil, das wir uns selbst gestellt haben. Von seiner Seite war sofort eine unheimliche Bereitschaft da, sich in das Abenteuer FCK zu stürzen. Wir werden nur einen Geschäftsführer haben, so ist der Vertrag ausgestaltet. Das hat sich einfach aus Herrn Voigts Kompetenzen ergeben. Er ist sowohl im sportlichen als auch im wirtschaftlichen Bereich in der Lage, die Geschäftsführung zu übernehmen. Dazu muss auch der Gesellschaftsvertrag des FCK nicht geändert werden. Es ist darin vorgesehen, dass man es so machen kann."

… die kurz- und langfristige Zukunft: "Wir haben auch Visionen. Wir wissen aber um die Realität. Die erste Priorität liegt in der wirtschaftlichen und sportlichen Stabilisierung. Dieser Verein hat ein großes Potenzial und eine Macht. Das war sicher ein Faktor, warum wir Soeren Oliver Voigt für den Job gewinnen konnten. Wir wollen jetzt Stück für Stück arbeiten."

… die finanzielle Situation des Vereins: "Wir haben ein negatives Eigenkapital, das ist auch nicht unerheblich. Man muss da die Gesamtkonstellation betrachten, Verein und KGaA. Wir haben bei der Jahreshauptversammlung die Bilanz des Vereins veröffentlicht, aber das ist ja nur ein Teil des Konstrukts. Seit Dienstag haben wir eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt. Sie sollen uns den finanziellen Status besorgen. Dann können wir erkennen, wo die Herausforderungen liegen. Wir wollen das aber auch dafür nutzen, dass wir auch für Dritte belastbares Zahlenmaterial haben. Wir hoffen, dass wir das zeitnah gestalten können und dann die Investorensuche forcieren können. Denn auch den Investoren wollen wir die Antworten auf ihre Fragen liefern. Es gibt noch keine neuen Erkenntnisse der Wirtschaftsprüfer, wir wurden in diesen zwei Tagen auch noch nicht von irgendwas überrascht."

… Gespräche mit Investoren: "Es gibt mehrere Potenziale für Investoren. Es kann sich in unserer Situation aber nicht auf einen reduzieren. Wir müssen schon sehen, dass wir unsere Netzwerke nutzen. Wir waren sehr stolz darauf, dass wir die Entscheidung für Soeren Oliver Voigt als Geschäftsführer so kommuniziert haben, dass es nicht vorher irgendwo stand. Das ist auch für Investoren wichtig. Der FCK ist noch interessant und hat in Deutschland noch ein hohes Ranking. Wir müssen ganz zeitnah die identifizieren, die wirklich ein Interesse am FCK haben. Das ist ein Thema, das wir im Auge haben. Wir brauchen jetzt belastbare Aussagen von Investoren, die wirkliches Interesse am FCK haben."

… die Öffnung der Fan-Säule: "Wir haben bei der Jahreshauptversammlung gesagt, dass wir dem Mitgliederwillen verpflichtet sind. Die Mitglieder haben sich im Juni 2018 für das Vier-Säulen-Modell entschieden. Wir haben sehr deutlich kommuniziert, dass wir dem gerecht werden wollen. Wir müssen jetzt die wirtschaftlichen belastbaren Zahlen haben, um auch die Fan-Säule dann möglichst zeitnah zu realisieren. Das bietet dem Verein auch wieder eine Investoren-Gelegenheit. Wenn man in den Foren liest oder sich mit den Menschen unterhält, dann merkt man, dass eine große Bereitschaft da ist, den FCK zu unterstützen. Für uns ist es daher ganz wichtig in Verbindung mit der Geschäftsführung schnell zu prüfen, wann wir dem gerecht werden können, was wir versprochen haben."

» Zum Video: Pressekonferenz mit Soeren Oliver Voigt und Rainer Keßler

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Flo

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