Im Blickpunkt: Neuanfang auf dem Betzenberg

Hildmanns Ideen: Wie spielt der "neue FCK"?

Hildmanns Ideen: Wie spielt der "neue FCK"?


Seit Donnerstag ist Sascha Hildmann neuer Trainer des 1. FC Kaiserslautern. Bei seinem ersten Heimspiel lief zwar längst noch nicht alles rund - einige Elemente des neuen Coachs waren aber schon zu erkennen.

Keine Tore und ein weiterer Dämpfer: Die Premiere von Sascha Hildmann fällt auf den ersten Blick enttäuschend aus. Der neue Coach wird wie seine Vorgänger noch Zeit brauchen, bis seine Ansätze auf dem Rasen wirklich zum Erfolg führen können. Gegen die Würzburger Kickers ließen die Roten Teufel aber schon einige neue Leitsätze, die fortan auf dem Betzenberg gelten sollen, erkennen - zum Beispiel die Raum- statt Mannaufteilung bei Eckbällen. Ein paar weitere Beobachtungen:

1. Schnell und direkt

Hildmann sprach bei seiner Vorstellung von einem "Wiedererkennungswert", den er seiner Mannschaft geben möchte. Wie dieser im Grundsatz aussieht, umriss er nicht nur mit ein paar Worten. Sein Team folgte im Spiel gegen Würzburg einer bestimmten Devise: Künftig soll es bei den Männern in Rot schnell und direkt nach vorne gehen. Gerade gegen unsortierte Gegner darf es nach der Balleroberung fortan mit einem weiten, langen Pass direkt in die Spitze gehen.

Auch im geordneten Aufbau ging es direkter und geradliniger als noch unter Hildmann-Vorgänger Michael Frontzeck nach vorne. Vorzugsweise nahmen die Roten Teufel dabei den Weg über die Flügel.

2. Stärkerer Flügelfokus

Dort überraschte Hildmann mit der Startelf-Nominierung von Florian Pick. Der gebürtige Wittlicher zahlte ihm das Vertrauen mit einer starken Leistung zurück. Pick gehört zu der Art "Gangsterfußballer", die zu Hildmanns Linie passen könnte: Er sucht oft das Eins-gegen-Eins, führt den Ball eng am Fuß, ist wendig und probiert mutig den Abschluss. Entgegen kommt ihm dabei, dass er als Rechtsfuß auf der linken Außenbahn nach innen ziehen kann.

Das Spiel über die Flügel bezeichnete Hildmann nach seinem Einstand als einen wesentlichen Schwerpunkt für die Zukunft. Sofern es die Situation zulässt, sollen sich auch die Außenverteidiger dabei einschalten und bestenfalls bis zur Grundlinie vorstoßen. Mit schnellen Seitenverlagerungen können außerdem kompakte Gegner ausgehebelt werden. Gerade hier fehlte es den FCK-Akteuren aber noch an Übersicht - oder Mut?

Zu einer größeren Baustelle könnte sich hierbei die rechte Seite entwickeln: Christoph Hemlein fiel gegenüber Pick deutlich ab, musste allerdings auch häufig den Ball mit dem Rücken zum gegnerischen Tor in der Tiefe annehmen und verarbeiten. Weil Dominik Schad anfangs noch eher zaghaft nach vorne marschierte, war Hemlein oft auf sich allein gestellt oder musste ins Zentrum passen. In der 35. Minute führte das Zusammenspiel der beiden allerdings gleich zur besten Chance des FCK, die Thiele aus der Drehung vergab.

3. Klare Doppelspitze

Zum ersten Mal in dieser Saison spielte der FCK mit einer glasklaren Doppelspitze auf einer Linie: Christian Kühlwetter und Timmy Thiele. Hildmann begründete diese Maßnahme unter anderem mit dem Ansatz, für mehr Präsenz im Strafraum bei Flanken und Querpässen sorgen zu wollen. Grundsätzlich kann der FCK damit wuchtiger in der Offensive kommen. Thiele und Kühlwetter hatten am Samstag allerdings noch Mühe. Während Thiele wieder viel, viel Laufaufwand betrieb, fehlte es ihm ebenso am Abschlussglück wie seinem jüngeren Kollegen. Beide sind zudem nicht die geborenen Kopfballspieler, was gerade bei Kühlwetter ein ums andere Mal - zum Beispiel bei versuchten Verlängerungen in den Lauf des Mitspielers, zu bemerken war.

Geht es jedoch mit Tempo und steil auf das Tor des Gegners zu, sind beide in ihrem Element. Lukas Spalvis wäre im Übrigen eine richtig gute Alternative an der Seite von Thiele oder Kühlwetter. Der Litauer fehlt aber noch auf unbestimmte Zeit wegen seiner schweren Knieverletzung.

4. Pressing - aber wo?

Schon in Unterhaching hatte sich kurz vor der Pause gezeigt, wie gefährlich der FCK ist, wenn er mal früh attackiert und den Gegner unter Druck setzt. Mads Albaek hatte nach einem solchen Ballgewinn kurz vor dem gegnerischen Strafraum beinahe das Anschlusstor erzielt - gegen Würzburg bekam der Däne durch mutiges Anlaufen und Attackieren eine ähnliche Chance wenige Minuten nach Spielbeginn. Frühes Pressing ist ein Mittel, mit dem der FCK "punkten" könnte. Albaek dirigierte mehrmals, wer aus dem zentralen Mittelfeld nach vorne in die Linie mit Thiele und Kühlwetter rückt, wenn der Gegner mit drei Spielern aufbaut. Vorne pushten sich die Betze-Profis gegenseitig.

Sollen Ball und Gegner auch in Zukunft früh gejagt werden, was Hildmanns Idee von direktem Fußball entgegenkäme, wartet trotzdem noch viel Arbeit auf die Roten Teufel. Denn gelang es Würzburg mal, die erste Linie flach zu überspielen, bekam der FCK im Zentrum auffallend häufig wenig Zugriff. Albaek stellte zwar einige Male seine Gegenspieler - ging es aber ins direkte Duell, zog er wie Bergmann nicht selten den Kürzeren und die Kickers liefen mit Tempo auf die Verteidigung zu.

5. Defensive Stabilität

Je länger das Spiel dauert, umso häufiger stand der FCK ohnehin tiefer und kompakter. Hildmann hatte schließlich auch angekündigt: Bei allen Offensivüberlegungen sollte seine Mannschaft nicht kopflos nach vorne rennen. Dementsprechend blieben die Außenverteidiger noch häufiger etwas weiter hinten, im weiteren Spielverlauf wagten sich dann aber Janek Sternberg und mit Abstrichen Schad mehrmals nach vorne.

Hildmann beorderte seine Spieler aber trotzdem mehrmals nach Ballverlust sofort in die eigene Ordnung - aus guten Gründen. Stürmten die Kickers nämlich mal mit Tempo auf die löchrige oder ungeordnete Heim-Defensive zu, wurde es fast immer gefährlich - auch weil es in der Abwehr erschreckend häufig an Abstimmung fehlte. Paradebeispiel: Die völlig misslungene Abseitsfalle von Schad und André Hainault kurz vor der Pause, die Kevin Kraus fahrlässig aushebelte. Würzburgs Anthony Syhre hätte das Missverständnis beinahe mit einem Gegentor bestraft.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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