Kummt Senf druff

Florian Dick und der Kampf gegen den Fluch

Florian Dick und der Kampf gegen den Fluch


Von seinen Mannschaftskollegen ist Florian Dick zum neuen Kapitän gewählt worden. Der 33-Jährige muss in der kommenden Saison gegen einen besonderen Fluch ankämpfen. Doch wer, wenn nicht Dick sollte diesen besiegen?

Wann genau fing das eigentlich mit dem Kapitänsfluch beim 1. FC Kaiserslautern an? Und ist es eigentlich überhaupt richtig, von einem Fluch zu sprechen? Klar ist: Die vergangenen Jahre haben Spieler das Kapitänsamt übernommen, die entweder kurze Zeit später in ein schier endlos dauerndes Formtief fielen, sich verletzten oder die Roten Teufel bei nächster Gelegenheit verließen.

Den Anfang der Unglückseligen machte Christian Tiffert. Vor der Bundesliga-Saison 2011/12 wurde er vom damaligen Cheftrainer Marco Kurz als Kapitän bestimmt, obwohl sein Vorgänger Martin Amedick in den Mannschaftsrat gewählt worden war und in Kaiserslautern als einer der Sympathieträger schlechthin galt. Tiffert gab keine gute Figur ab, wirkte stattdessen, je näher der Abstieg rückte, überfordert, bisweilen sogar gleichgültig.

Von Tiffert über Bunjaku und Orban bis Halfar



Im Sommer 2012 ernannte Kurz' Nachfolger Franco Foda nach einem großen Umbruch Neuzugang Albert Bunjaku zum neuen Mannschaftsführer. Der Schweizer allerdings kämpfte mit einer langen Knieverletzung und verließ die Roten Teufel zwei Jahre später. Verteidiger Marc Torrejon vertrat Bunjaku, verabschiedete sich aber nur wenige Wochen nach dessen Abgang ebenfalls Richtung Freiburg. Der im Januar 2014 zurückgekehrte Srdjan Lakic - einstmals Co-Kapitän neben Amedick - übernahm die Binde. Nach anhaltendem Formtief ging der Kroate im Januar 2015 nach Paderborn. Willi Orban rückte auf - doch das Eigengewächs zog nach sechs Monaten und dem verpassten Aufstieg einen Wechsel nach Leipzig vor.

Gefragt war fortan Chris Löwe. Der Linksverteidiger überwarf sich jedoch frühzeitig mit dem in Kaiserslautern so wichtigen Publikum und wurde schon nach zwei Monaten wieder abgesetzt: Ab September 2015 sollte Daniel Halfar, der selbst erst seit Sommer wieder zurück war, es richten. Nach dem Fast-Abstieg 2017 verletzte sich der Rückkehrer an der Hüfte. Ihn vertrat Christoph Moritz, der frühzeitig mit einem Wechsel liebäugelte, sollten die Roten Teufel absteigen. Vor wenigen Wochen machte der Mittelfeldmann seine Ankündigung wahr.

Gab es Alternativen zu Dick?



Nun also Dick, wie Lakic und Halfar ein Rückkehrer, der die Binde erhält. Anders als bei seinem Vor-Vorgänger Norbert Meier bestimmte Michael Frontzeck den Kapitän nicht selbst, sondern ließ diesen wählen. "Es heißt ja Mannschaftskapitän, nicht Trainerkapitän", erklärte der Trainer vergangene Woche diesen Schritt in der "Rheinpfalz".

Es fällt auf, dass mal wieder ein Spieler, der ganz oder relativ neu beim FCK ist, das Kapitänsamt übernimmt. Alternativen hätten sich allerdings angesichts des gewaltigen Kaderumbruchs nicht unbedingt aufgedrängt, denn es sind ja kaum noch Spieler von der letzten Saison oder gar von noch früher da geblieben.

Altintop wäre ebenfalls ein denkbarer Kapitän gewesen



Die geeignetste Alternative wäre wohl Halil Altintop gewesen. Der 35-Jährige hatte aber vom Trainer keine realistische Perspektive aufgezeigt bekommen und löste seinen Vertrag letzte Woche daraufhin auf. Und auch wenn Altintop vergangene Spielzeit von seinen Teamkollegen stets als Führungsspieler geschätzt wurde, der oft auch in der Kabine die richtige Ansprache fand, wäre auch er erst ein halbes Jahr in der Pfalz gewesen.

Was zum grundsätzlichen Problem bei den Roten Teufeln führt: Die Fluktuation im Kader ist seit Jahren gewaltig. Vor dem Abstieg in die 3. Liga waren Halfar, Stipe Vucur, Patrick Ziegler und Kacper Przybylko die dienstältesten FCK-Profis. Sie spielten vor Beginn der abgelaufenen Spielzeit "satte" zwei Jahre am Stück auf dem Betzenberg. Urgesteine und Identifikationsfiguren? In Kaiserslautern gibt es sie seit längerer Zeit nicht mehr. Eine Hierarchie bildete sich so erst recht nicht heraus.

Dick war schon einmal interimsweise FCK-Kapitän



Mittlerweile haben die Kaderplaner einen neuen Anlauf unternommen und mit der fertiggestellten Mannschaft für die Drittliga-Spielzeit ein Gerüst gebaut, das zumindest auf dem Papier mit Talent, Erfahrung und Qualität das Potenzial hat, die Roten Teufel über einen längeren Zeitraum zu tragen.

Auf dem Weg angeführt wird die Mannschaft zumindest in der kommenden Saison vom erfahrenen Mannschaftsrat, der aus Dick, Wolfgang Hesl, Mads Albaek, Christoph Hemlein und André Hainault besteht. Vier Neuzugängen also und ein Spieler, der in der vergangenen Saison nur sieben Einsätze absolviert hat.

Dick ist aus diesem Quintett die beste Wahl für den Kapitän, denn der Rechtsverteidiger bringt mehr Erfahrung mit als alle anderen Spieler. Das Umfeld auf dem Betzenberg, die Höhen und Tiefen, kennt er außerdem aus seiner ersten Zeit beim FCK zwischen 2008 und 2014, in der er auch zu Zweitliga-Zeiten das eine oder andere Mal als "Aushilfskapitän" fungierte und den verletzten Bunjaku vertrat.

Dick wurde schon einmal weggeschickt



Gute Voraussetzungen also - wäre da nicht der "Kapitänsfluch", den Dick nun bekämpfen muss. Doch wer wenn nicht Dauerläufer und Vollblutkämpfer Dick könnte diesen besiegen? An der Einstellung hatte es bei dem Defensivmann nie gehapert. Mit dem letzten "echten" FCK-Kapitän, Martin Amedick, hat der Badener noch zusammengespielt, sie bildeten zusammen die "Abwehr aus Granit", das Fundament für den Aufstieg 2010.

"Wenn wir alle, Mannschaft, Fans und das gesamte Umfeld, die 3. Liga annehmen, dann bin ich davon überzeugt, dass wir eine gute Runde spielen werden", sagte Dick bei seiner Vorstellung - und griff der Kapitänsentscheidung sogar schon ein kleines bisschen vor. "Ich möchte meinen Teil dazu beitragen. Auf und neben dem Platz."

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Florian Dick zum neuen FCK-Kapitän gewählt (Pressemeldung FCK, 22.06.2018)

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