Im Blickpunkt: Zur Vertragsauflösung von Halil Altintop

Danke Halil - ein Rückblick auf eine intensive Karriere

Danke Halil - ein Rückblick auf eine intensive Karriere


Halil Altintop hat seine aktive Spielerkarriere beim 1. FC Kaiserslautern beendet. Flo blickt zurück auf eine bemerkenswerte Laufbahn und versucht zu erörtern, warum die Rückkehr auf den Betzenberg doch nicht funktionierte wie gewünscht.

Als Halil Altintop im Sommer 2003 von Regionalligist Wattenscheid 09 zum 1. FC Kaiserslautern in die Bundesliga wechselt, kennen ihn nur die Insider im Profigeschäft. Der junge Mann ist in seiner ersten Saison beim FCK als dritter Stürmer hinter den etablierten Vratislav Lokvenc und Miroslav Klose eingeplant. Trotzdem macht er 27 Spiele, sein erstes Bundesliga-Tor erzielt er am 01. Mai 2004 beim 2:2 gegen Mönchengladbach. Da ist Erik Gerets als FCK-Trainer schon Geschichte, Kurt Jara hat das Ruder übernommen. Unter dem Österreicher erhofft sich Altintop mehr Spielzeit, zumal Klose und Lokvenc am Ende der Saison den FCK verlassen. Doch der Verein holt mit Ioannis Amanatidis und Carsten Jancker gleich zwei neue Stürmer. Altintop setzt sich trotzdem durch - in der Rückrunde ist er schon Stammspieler. Seine Tore helfen dem FCK beim Kampf um den Klassenerhalt, der am Ende erneut gelingt.

Altintops bestes Jahr: 20 Tore in der Saison 2005/06

Dann folgt die beste Saison in der nun steil nach oben gehenden Karriere des Halil Altintop. In der Spielzeit 2005/06 erzielt der Angreifer 20 Saisontore, zudem steuert er drei Assists bei. Sieben Tore macht er dabei alleine in den ersten vier Saisonspielen. Gegen Duisburg, Dortmund und Wolfsburg schnürt er jeweils einen Dreierpack. Frühzeitig weckt Altintop deshalb Begehrlichkeiten bei den Top-Klubs der Liga, auch weil sein Vertrag am Ende der Saison ausläuft. Im Januar entscheidet er sich für einen Wechsel zu Schalke 04, auch um mit seinem Bruder Hamit zusammen in einem Team zu spielen. Den Lautrer Fans verspricht er damals: "Ich werde bis zum letzten Spieltag alles für den FCK geben und versuchen, den Klassenverbleib zu schaffen." Jener Klassenverbleib gelingt im Mai 2006 nicht. Der FCK steigt nach einem 2:2 in Wolfsburg zum zweiten Mal aus der Bundesliga ab, obwohl Altintop auch im Saisonendspurt wichtige Tore erzielt - unter anderem überwindet er Oliver Kahn im Heimspiel gegen Bayern am vorletzten Spieltag.

» Video: Halil Altintops Führungstor gegen Bayern München (Saison 2005/06)

Altintop türkischer Rekordspieler der Bundesliga

Fortan zieht Halil Altintop durch die Fußballwelt. Vier Jahre Schalke 04, zwei Spielzeiten bei Eintracht Frankfurt, Champions League mit Trabzonspor. 2013 löst er seinen Vertrag in Trabzon auf und schlägt als gestandener Profi beim FC Augsburg auf. "Ich habe gemerkt: Da passe ich rein", sagt Altintop seinerzeit über den Wechsel nach Schwaben. Zehn Tore in der Saison 2013/14 sprechen erneut für ihn. Im Mai 2015 qualifiziert sich der kleine FCA sogar für die Europa League, Altintop ist mittlerweile ein Führungsspieler. Trotzdem wird der Vertrag am Ende der Spielzeit 2016/17 nicht verlängert. Mit 351 Spielen ist Altintop türkischer Rekordspieler in der Bundesliga, will aber auch nach der Zeit in Augsburg noch weiter aktiv Fußball spielen und heuert beim tschechischen Spitzenklub Slavia Prag an. Dort läuft es zum ersten Mal in Altintops Karriere nicht wirklich rund. Nach kurzer Zeit wird er aussortiert und trainiert fortan nur noch in der zweiten Mannschaft.

Rückkehr zum FCK nach mehr als einem Jahrzehnt

Zum Ende der völlig verkorksten Vorrunde 2017/18 machen in Kaiserslautern erste Gerüchte von einer möglichen Rückkehr Altintops die Runde - elfeinhalb Jahre nach seinem Abgang nach Schalke. Im Wintertrainingslager in Spanien wiegelt Sportdirektor Boris Notzon noch ab. Einen Spieler aus dieser Kategorie könne sich der FCK niemals leisten. Ende Januar verdichten sich jedoch die Anzeichen einer Rückholaktion und am 1. Februar 2018 ist es soweit: Halil Altintop ist nach mehr als einem Jahrzehnt zurück auf dem Betzenberg und unterschreibt einen Vertrag bis 2019, auch gültig für die 3. Liga. Doch die Rückkehr läuft nicht wie gewünscht. Inmitten der fast abgeschlossenen Verhandlungen platzt die Nachricht über die gesundheitlichen Probleme von Trainer Jeff Strasser. Michael Frontzeck heißt der Nachfolger auf der FCK-Trainerbank. Er nimmt am selben Tag wie Altintop die Arbeit auf. Beim Debüt in Braunschweig wird der Einwechselspieler Altintop von den mitgereisten FCK-Fans lautstark gefeiert.

Aber: Schnell wird klar, dass der Routinier nicht der Wunschspieler Frontzecks zu sein scheint. Der neue FCK-Trainer bringt Altintop zunächst in Serie Mitte der zweiten Hälfte, findet im Verlauf der Rückrunde nie eine Position für den Mann mit den Startelfansprüchen. Zugegeben: Der Halil Altintop 2018 ist auch nicht mehr der Halil Altintop 2006. Seine läuferischen Defizite sind nicht zu übersehen, aber technisch und mit seinem Spielwitz - hier sei an seinen Geistesblitz vor dem Ausgleichstreffer gegen St. Pauli Mitte März erinnert - kann er der Mannschaft immer noch helfen. Als ihn Frontzeck in Bochum aufgrund von Sperren und Verletzungen eher notgedrungen von Beginn an aufstellen muss, gelingt Altintop auch gleich ein Tor. Am Ende stehen 14 Einsätze, aber nur zwei von Beginn an. Auch das im Winter ausgerufene Saisonziel wird verfehlt, der erstmalige Abstieg des FCK in Liga drei ist Realität.

"Sonderurlaub" beim Trainingsstart, dann Vertragsauflösung

Beim Trainingsauftakt wenige Wochen später gibt der Verein bekannt, dass Altintop eine Woche “Sonderurlaub” bekommt. Schon länger kursieren Gerüchte, dass eine Trennung bevorstehen könnte. Sie besagen, dass es Altintop aus Sicht der sportlich Verantwortlichen schwer haben dürfte, ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft zu werden. Nun ist die Zeit des Rückkehrers als aktiver Spieler auf dem Betzenberg tatsächlich schon wieder vorbei. Trotzdem muss man den Hut ziehen. Vor einer bemerkenswerten Karriere und vor Altintops Bereitschaft, dem Verein in der schwierigsten Phase seiner Geschichte helfen zu wollen. Danke Halil und alles Gute für die Zukunft. Wo und in welcher Funktion auch immer.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Flo

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