Im Blickpunkt: Die Sommer-Transferphase 2018

Kommen und Gehen: Die Kaderwerkstatt auf dem Betze

Kommen und Gehen: Die Kaderwerkstatt auf dem Betze


Der Abstieg steht für den 1. FC Kaiserslautern so gut wie fest. Die Kaderplanung für die kommende Drittliga-Saison läuft inzwischen auch Hochtouren. Wir geben eine Übersicht über den aktuellen Stand.

Wie wird die Mannschaft in der kommenden Drittliga-Spielzeit aussehen? Sportvorstand Martin Bader und Sportdirektor Boris Notzon tüfteln an der Zusammenstellung eines Kaders, der in der kommenden Saison um den Aufstieg spielen soll. "80 bis 90 Prozent" des aktuellen Personals hat allerdings nach Angaben von Bader keinen gültigen Kontrakt im Abstiegsfall. Das heißt: Den Roten Teufeln steht wieder ein Monster-Umbruch bevor.

Baders Zukunftsformel: Einige Spieler mit Stammplatzpotential halten, Neuzugänge mit Drittliga-Erfahrung holen und dazu viele eigene Talente

In welcher Zusammenstellung der FCK nach der Sommerpause angreifen will, ließ der Sportvorstand bereits durchblicken. Aus dem aktuellen Kader sollen einige Spieler mit Stammplatzpotenzial gehalten werden, vielleicht fünf oder sechs, und um Routinier Halil Altintop ein Team aufgebaut werden. Hinzu kommen mindestens ein halbes Dutzend externe Neuzugänge mit Drittliga-Erfahrung. Und den erweiterten Kreis des Kaders sollen regionale Talente bilden, vor allem Nachwuchsspieler aus der eigenen U21 und U19 des FCK, die teilweise auch schon in der abgelaufenen Saison Profi-Luft schnuppern konnten.

Der Betze brennt gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Planungen und eine Prognose zu den einzelnen Personalien:

Torwart:

Marius Müller: Der von Leipzig ausgeliehene Torhüter wird den FCK verlassen. Eine Weiterverpflichtung ist nahezu ausgeschlossen, auch weil Müller für ein weiteres Leih-Jahr erst einmal seinen Vertrag beim sächsischen Bundesligisten verlängern müsste, da dieser 2019 ausläuft. "Sag niemals nie", sagte Müller zwar jüngst im "SWR", doch der FCK muss die Torhüter-Position neu besetzen.

Jan-Ole Sievers und Lennart Grill: Beide rücken mit dem Weggang Müllers stärker in den Fokus und werden dem FCK voraussichtlich auch in Liga drei erhalten bleiben. Ob einer der beiden auch Stammtorhüter wird, wird sich in der Sommervorbereitung zeigen. Torwarttrainer Gerry Ehrmann bezeichnete Grill erst vor wenigen Tagen in der "Rheinpfalz" als den "Torhüter der Zukunft".

Ausblick:

Auf der Torhüter-Position steht auf jeden Fall ein Wechsel an, auch die Rangfolge dahinter ist noch nicht klar geregelt. Gut möglich, dass die Roten Teufel noch einen erfahrenen Mann als Stammkeeper oder Backup verpflichten. Hier machten kürzlich Gerüchte um Wolfsburgs Schlussmann Max Grün die Runde. Kein Thema ist derweil eine Rückkehr des an Regensburg ausgeliehenen André Weis, dessen Vertrag im Fall des FCK-Abstiegs ebenfalls nicht mehr gültig ist.


Abwehr:

Jan-Ingwer Callsen-Bracker: Der Leihspieler des FC Augsburg wird den 1. FC Kaiserslautern verlassen. Eine feste Verpflichtung für die 3. Liga ist ebenso ausgeschlossen wie eine weitere Leihe, da der Verteidiger hierfür seinen Vertrag in Augsburg zunächst verlängern müsste. Für den FCK ein herber, aber erwarteter Verlust.

Marcel Correia und Benjamin Kessel: Die Chancen stehen gut, dass beide vor der Saison zurückgeholten Ex-Lautrer auch nach der Sommerpause auf dem Betzenberg spielen und als Führungspersönlichkeiten im Kader vorgesehen sind. Mit Erfahrungen bis hin zur Bundesliga könnten Correia (28 Jahre alt) und Kessel (30) eine ganz wichtige Rolle spielen - wenn sie verletzungsfrei bleiben.

Patrick Ziegler: Der Vertrag eines der teuersten FCK-Neuzugänge der vergangenen Jahre läuft wie bei fast allen Mannschaftskameraden beim Abstieg aus. Eine Weiterverpflichtung ist sehr unwahrscheinlich, zuletzt blieb Ziegler ohnehin nur noch die Reservisten-Rolle. Die Zeichen stehen auf Trennung.

Stipe Vucur: Der gebürtige Wiener könnte eine wichtige Rolle in den Gedankenspielen rund um die nächste Saison einnehmen. Ein Verbleib ist nicht ausgeschlossen, sofern Vucur den Gang in die 3. Liga antreten möchte. Als absoluter Stammspieler in der Innenverteidigung hat Vucur aber auch das Interesse anderer Vereine geweckt: Zuletzt wurde er mit Sturm Graz in Verbindung gebracht. Der österreichische Bundesligist steht vor der Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation.

Giuliano Modica: Der Innenverteidiger kam in der laufenden Spielzeit aufgrund von Verletzungen nur selten zum Einsatz, hat aber in der Spielzeit 2015/16 seine Qualität in der 3. Liga in Dresden schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Modica hat zuletzt einen Verbleib nicht ausgeschlossen und könnte gemeinsam mit Correia und/oder Vucur die neue Innenverteidigung bilden.

Joel Abu Hanna: Der Linksverteidiger gilt als Perspektivspieler und dürfte auch in der kommenden Spielzeit eine Rolle beim FCK spielen. Ein Verbleib ist wahrscheinlich, hängt aber auch von den Stammplatzaussichten ab - denn auch andere Vereine sollen ein Auge auf den 20-jährigen geworfen haben.

Leon Guwara: Die Leihe des Außenverteidigers von Werder Bremen endet, ein Verbleib in der 3. Liga ist ausgeschlossen. Guwara wird ziemlich sicher in der nächsten Saison bei einem anderen Verein spielen, eventuell sogar in der ersten Liga.

Phillipp Mwene: Auch bei Mwene tendieren die Chancen auf eine Weiterverpflichtung gen Null. Der variable Österreicher hat sich für höhere Aufgaben empfohlen, zumal Kandidaten für die Außenverteidiger-Position in allen Ligen gesucht werden. Selbst bei Klassenerhalt wäre Mwene wohl kaum zu halten gewesen, hätte dann aber wenigstens eine Ablöse von zwei, drei Millionen Euro einbringen können.

Ausblick:

In der Verteidigung stehen die Chancen gut, dass drei bis vier Akteure aus dem aktuellen Team gehalten werden. Die Viererkette wäre für Drittliga-Verhältnisse damit überaus gut besetzt. Mit Jan-Ingwer Callsen-Bracker und dem zuletzt aber sowieso eher im Mittelfeld aktiven Phillipp Mwene werden allerdings zwei Leistungsträger definitiv gehen. Als Außenverteidiger kommt Flavius Botiseriu noch ein Talent aus dem Nachwuchsbereich dazu.


Mittelfeld:

Gino Fechner: Der defensive Mittelfeldmann spielt in den Überlegungen für die kommende Saison eine Rolle und soll gehalten werden. Ein Verbleib ist möglich und Fechner könnte dann durchaus Stammspieler werden. FCK-Trainer Frontzeck hält viel von dem gebürtigen Bochumer.

Mads Albaek: Der Däne verpasste einen Großteil des Saison verletzungsbedingt. Nun muss er festlegen, wie es weitergeht und ob er in der 3. Liga wieder zu alter Stärke finden möchte. Ein Abgang, womöglich ins Ausland, ist aber sehr viel wahrscheinlicher als ein Verbleib.

Christoph Moritz: Der Vertrag des Kapitäns läuft im Sommer ohnehin aus, ein Verbleib wäre auch bei Klassenerhalt nicht sicher gewesen. Auch wenn die Verantwortlichen sich sicher bemüht haben: Dass Moritz mit in die 3. Liga geht, ist ausgeschlossen. Im Raum steht ein Wechsel innerhalb der 2. Liga.

Nils Seufert: Die Zukunft des jungen Mittelfeldmanns ist ungewiss, die FCK-Verantwortlichen wollen aber mit ihm verlängern. Denkbar ist sowohl ein Wechsel zu höherklassigen Klubs als auch der Verbleib in der 3. Liga. Seufert und seine Berater-Agentur (Rogon) dürften nun wohl genau sondieren, welche Angebote mit welchen Zukunftsaussichten nun vorgelegt werden. Prognose: Seufert wird höherklassige Angebote bekommen, das macht die Sache für den FCK schwer.

Ruben Jenssen: Die Leihe des Norwegers endet im Sommer, eine Kaufoption hätte der FCK nur im Fall des Klassenerhalts besessen. Jenssen wird die Pfalz wieder verlassen und vorerst zum FC Groningen zurückkehren.

Daniel Halfar: Der etatmäßige Kapitän hatte in dieser Spielzeit mal wieder mit Verletzungen zu kämpfen und kann somit kein Thema für die FCK-Zukunft sein: Sportvorstand Bader hat bereits klar gemacht, dass er für die 38 Spieltage in der 3. Liga keine verletzungsanfälligen Spieler verpflichten möchte. Bei Halfar ist derweil noch ungewiss, ob der 30-jährige seine Profikarriere überhaupt fortsetzen kann.

Halil Altintop: Der 35-Jährige hat einen Vertrag, der auch für die 3. Liga gültig ist und bleibt in jedem Fall. Um den Führungsspieler herum soll das Team der kommenden Saison aufgebaut werden.

Brandon Borrello: In einer insgesamt düsteren Saison gilt der Australier als strahlender Gewinner. Nach seinem schwierigen Start trumpfte Borrello mit seiner Ballsicherheit und seinem Offensivdrang groß auf. Die FCK-Verantwortlichen dürften alles dafür tun, um ihn in der 3. Liga zu halten. Durch Borrellos Kreuzbandriss ist ein Wechsel zu einem höherklassigen Klub ein Stück weit unwahrscheinlich geworden. Denkbar, dass der Spieler in Kaiserslautern seine Reha absolviert und dann ab Winter 2018 wieder angreift.

Ausblick:

Mit Altintop und Fechner ist mit zwei Mittelfeldspielern aus dem aktuellen Kader auch für die kommende Spielzeit zu rechnen. Gelingt es, Seufert zu halten, dürfte dieser ab Sommer eine Schlüsselrolle im Aufbauspiel einnehmen. Hinzu kommt Carlo Sickinger aus dem Oberliga-Team für das defensive Mittelfeld. Ansonsten steht ein großer Umbruch, vor allem auf den Flügeln, an. Die Rückkehr des nach Wehen Wiesbaden verliehenen Max Dittgen ist noch offen, da auch dessen Vertrag mit dem Abstieg ausläuft. Florian Pick, in Magdeburg als offensiver Außenbahnspieler eingesetzt, soll hingehen auf jeden Fall nach Lautern zurückkehren.


Angriff:

Sebastian Andersson: Der Schwede kam Ende August, als der FCK schon im Abstiegskampf steckte, für rund 700.000 Euro und wird den FCK nun ablösefrei verlassen - bitter! Sicher wäre Andersson in der 3. Liga eine echte Waffe gewesen, doch wahrscheinlich muss der FCK auf die Tore des Stürmers ebenso verzichten wie auf eine stattliche Ablösesumme.

Lukas Spalvis: Die Leihe des Angreifers endet, doch der litauische Angreifer fühlt sich in der Pfalz wohl, sein Kind ist hier zur Welt gekommen und er hat ein paar wichtige Tore geschossen. Sollten die Roten Teufel den Stürmer halten können, wäre das wohl ein echter Coup. Als höchst problematisch dürfte sich allerdings Sporting CP erweisen, wie man es schon vor einem Jahr bei der Personalie Ewerton sehen konnte. Dem Traditionsklub aus Lissabon gehört Spalvis noch. Sein Vertrag endet 2019, was auch eine weitere Leihe erschwert.

Osayamen Osawe: Der Engländer hat in der Rückrunde seinen zuvor verlorenen Stammplatz zurückerobert, wenngleich seine mangelnde Technik immer wieder seine Schnelligkeit überlagert. Dennoch hat Osawe das Interesse anderer Zweitligisten auf sich gezogen. Ein Wechsel ist wahrscheinlich.

Gervane Kastaneer: Der Niederländer steht vor dem Abgang. Zuletzt spielte er beim FCK keine Rolle mehr und sammelte auch zuvor keine Argumente für eine Weiterbeschäftigung. Ein Fehleinkauf, den der FCK nun wenigstens ohne Zahlung einer Abfindung "loswerden" kann.

Kacper Przybylko: Kürzlich unternahm der Angreifer nach langer Leidenszeit bei der zweiten Mannschaft einen neuen Comeback-Versuch. Findet "Pritsche" zu alter Stärke, wäre er ein gefährlicher Drittliga-Stürmer. Aufgrund der Verletzungshistorie ist - ähnlich wie bei Daniel Halfar - ein neuer Vertrag für Przybylko aber eher unwahrscheinlich.

Dylan Esmel, David Tomic und Valdrin Mustafa: Das Nachwuchs-Trio hat Verträge für die 3. Liga. Alle drei Akteure dürften als Perspektivkandidaten in die kommende Saison gehen.

Nicklas Shipnsoki und Manfred Osei Kwadwo: Beide Spieler standen zuletzt mehr auf dem Abstellgleis, nachdem sie ihre Chancen im Profiteam nicht nutzten. Shipnoski galt als eines der größten Talente beim FCK, ein Abgang ist nun aber wahrscheinlich. Bei Osei Kwadwo, dessen Vertrag im August bis 2020 verlängert wurde, gilt voraussichtlich das gleiche - allerdings hat der 22-jährige bei seinem Leihjahr in Großaspach auch schon Drittliga-Erfahrung gesammelt.

Torben Müsel: Dem Nachwuchs-Stürmer wird viel zugetraut, doch ein Verbleib des 18-Jährigen, nach dem andere Klubs ihre Fühler ausgestreckt haben, ist nicht wahrscheinlich.

Ausblick:

Auch im Angriff steht ein großer Umbruch bevor. Mit Osawe und Andersson brechen zwei Startelf-Kandidaten weg. Nach aktuellem Stand treten nur ein paar Nachwuchskräfte den Gang in die 3. Liga an. Sollte es jedoch gelingen, Spalvis zu halten, wäre das ein echtes Ausrufezeichen.


Kommentar: Alle Hände voll zu tun


von paulgeht

Dem 1. FC Kaiserslautern steht ein riesiger Kader-Umbruch bevor. Zahlreiche Transferbewegungen sind in diesem Sommer zu erwarten, um die Roten Teufel drittligatauglich zu machen. Das Budget schmilzt durch den Abstieg in Liga drei zusammen, bei Klassenerhalt zu erwartende Ablösesummen für Phillipp Mwene, Sebastian Andersson oder Brandon Borrello gibt es nicht.

Umso größer lastet der Druck: Das knappe Geld muss sinnvoll eingesetzt werden, um den sofortigen Wiederaufstieg - die einzig ehrliche Option - anpeilen zu können, auch wenn die Pfälzer mit einem angepeilten Fünf-Millionen-Etat absolut konkurrenzfähig sind. Gefahren sind dabei nicht wegzudiskutieren. Bader und Notzon haben keine Drittliga-Erfahrung, auch für Cheftrainer Michael Frontzeck wird die nächste Saison zu einem Abenteuer. Umso wichtiger, dass sich der FCK mit Spielern verstärkt, die sich in der neuen sportlichen Umgebung auskennen.

Baders Rezept, den Kader mit einer guten Mischung aus Talenten und erfahrenen Profis zu bestücken, klingt vielversprechend, doch Vorsicht: Auch der Karlsruher SC hatte sich einen ähnlichen Umbau verschrieben, doch vermeintlich etablierte Kräfte wie Dominik Stroh-Engel oder Anton Fink brachten nicht den von Beginn an erhofften automatischen Erfolg. Inzwischen bleibt dem KSC nur noch die Hoffnung auf die Relegation.

Wichtig außerdem: Angesichts von 38 Liga-Spieltagen und zwei weiteren Wettbewerben (DFB-Pokal und Südwest-Pokal) müssen die künftigen FCK-Spieler belastbar und fit sein. Das gilt es auch bei der Frage zu berücksichtigen, wer aus dem aktuellen Kader für ein weiteres Engagement zur Verfügung steht.

Doch gelingt es dem FCK, einige Spieler aus dem jetzigen Zweitliga-Kader vom Gang in die 3. Liga zu überzeugen und außerdem die Mannschaft mit hungrigen Talenten und motivierten Neuzugänge zu verstärken, dürfen die FCK-Fans den nächsten Sommer mit viel Zuversicht angehen. Bis dahin wartet zwar viel Arbeit, es gibt alle Hände voll zu tun. Doch der Neuaufbau ist auch eine große Chance für die Zukunft.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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