Porträt: Der neue Sportdirektor des 1. FC Kaiserslautern

Uwe Stöver: Erde statt heißer Luft

Uwe Stöver: Erde statt heißer Luft


Wer ist eigentlich Uwe Stöver? DBB-Autor Dominic Bold beobachtet den Werdegang des künftigen Sportdirektors schon seit 15 Jahren und ist sich sicher: Die FCK-Verantwortlichen haben eine gute Wahl getroffen.

Alles besser zu wissen als die Anderen, ist für jeden Fußballfan ein vertrautes Gefühl. Das Problem ist das „Nie gefragt werden“, zumindest nie von den Richtigen. Aber dann – ganz plötzlich – kommt ein Moment um die Ecke, in dem man sich als Souffleur der verantwortlichen Gremien fühlen darf. Der Moment, in dem man ein innerliches „Geht doch!“ formuliert. Denn wenn mich jemals irgendjemand gefragt hätte, wen ich als Sportdirektor für den 1. FC Kaiserslautern verpflichten würde, hätte ich laut „Uwe Stöver“ gerufen.

Meine Wahl basiert auf den Erfahrungen, die ich als freier Mitarbeiter der Lautrer Sportredaktion der Rheinpfalz mit ihm gemacht habe. Zwischen 2001 und 2007 habe ich Uwe Stövers internen Aufstieg vom neuen Trainer der A-Jugend über die Trainertätigkeit bei den Amateuren bis zum Leiter des Nachwuchsleistungszentrums auf dem Fröhnerhof über sechs Jahre kontinuierlich und intensiv als Journalist begleitet.

Ohne diese Zeit detailliert analysieren zu wollen, kann man ruhigen Gewissens behaupten, dass in Kaiserslautern in diesen Jahren eine gute und erfolgreiche Nachwuchsarbeit betrieben wurde. Dafür stehen Namen wie Florian Fromlowitz, Fabian Schönheim, Sebastian Reinert, Daniel Halfar, Sascha Kotysch und Tobias Sippel, die als Jugendspieler bis in die erste Mannschaft aufgestiegen sind. Dafür stehen Namen wie Marcel Ziemer und Steffen Bohl, die den Sprung über die Amateure bis nach oben geschafft haben. Ohne diese Grundlage wäre der Verein 2008 vielleicht nicht „unzerstörbar“ geblieben.

Stövers Talente: Sippel, Halfar und Co.

Die Entwicklung vieler Talente war natürlich nicht Stövers alleiniger Verdienst, aber die Resultate waren kein Zufall: sie beruhten auf einem klaren Konzept. Ich erinnere mich zum Beispiel an das erste Spiel von Tobias Sippel im Tor der A-Jugend. Als ich die Mannschaft auf einem Nebenplatz des Wildparkstadions auflaufen sah, dachte ich, wir hätten den Torhüter der C-Jugend mitgebracht, so klein war dieser 16-jährige, der nicht gemäß seines Alters oder seiner Körpergröße, sondern seiner sportlichen Fähigkeiten eingesetzt wurde. Das galt in noch extremerem Maß für Daniel Halfar, der nach seiner Ausbildung unter Stöver schon mit 17 Jahren für den FCK in der Bundesliga debütierte.

Entscheidend war aber nicht allein das Talent, sondern auch die Persönlichkeit eines jungen Fußballers. So erklärte mir Stöver einmal, warum der ebenfalls als herausragendes Talent eingestufte Danny Blum in seiner Altersklasse als Kapitän amtieren sollte: um zu lernen, Verantwortung zu übernehmen. Kleine Beispiele, die zeigen sollte, dass beim Blick auf das große Ganze das Bewusstsein für die individuellen Bedürfnisse nie verloren ging. Der positive Effekt war zudem, dass jede Mannschaft über den notwendigen Mix an Charakteren verfügte, die sich gegenseitig ergänzten. Meine Erwartung ist, dass dieses Gespür auch in unserer jetzigen Umbruchsituation zum Tragen kommt.

Abgesehen von allen fachlichen Aspekten freue ich mich vor allem auf den Typen Uwe Stöver: ein sehr geradliniger Mensch, mit klaren Vorstellungen. Und wenn sie sich nicht ad hoc umsetzen lassen: keine Panik. Dann wird eben beharrlich und pragmatisch daran gearbeitet, auf Umwegen ans Ziel zu kommen. Was eben auch Ausdauer erfordert, Geduld und Loyalität, die allen voran die Trainer genießen durften. Der von ihm als sein eigener Nachfolger beim FCK II verpflichtete Hans-Werner Moser ist in der ersten Saison direkt aus der Regionalliga abgestiegen, obwohl Stöver selbst zweimal zuvor den Klassenerhalt gesichert hatte. Aber er stand nie zur Disposition. Wie auch kein anderer Trainer im U-Bereich aus sportlichen Gründen gehen musste. Verantwortlich zu sein, hieß für Stöver eben auch, Verantwortung zu übernehmen – auch oder gerade bei Misserfolgen. So hielt er es übrigens auch vor einem Jahr beim FSV Frankfurt, wo Stöver am 33. Spieltag nach der Entlassung von Trainer Benno Möhlmann gleich mit seinen Hut nahm, was wiederum am Bornheimer Hang noch heute bedauert wird. Es war nie so, dass die Fehler (von denen damals beim FCK auch genug gemacht wurden, keine Frage) nur die Anderen machten. Gute und schlechte Ergebnisse waren immer Ergebnisse eines ganzen Teams.

Sportlicher Erfolg schlägt persönliche Strahlkraft

Und das führt mich direkt in die Gegenwart: Denn dieser Gedanke soll ja die Arbeit unseres neuen Vorstands leiten. Ganz egal ob Uwe Stöver administrativ unter diesem eingestellt ist oder nicht: sie werden nur zusammen Erfolg haben, und er ist dabei die Schlüsselfigur. Ohne sportlichen Erfolg werden alle Kampagnen und Konsolidierungsversuche verpuffen. Ich bin mir darüber bewusst, dass es viele FCK-Fans gibt, die sich genau deswegen einen größeren Namen gewünscht hätten, mit mehr Strahlkraft. Ich dagegen bin der Meinung, dass nach fast zwei Jahrzehnten mit viel heißer Luft, die nur zur fortschreitenden Erosion unseres Vereins beigetragen hat, eine ordentliche Portion Erde genau das ist, was wir jetzt brauchen.

Ob darauf je wieder etwas wachsen wird, das die gespaltene und in großen Teilen frustrierte FCK-Seele wieder aufmuntert, ist die große Frage. An der Antwort müssen sich Uwe Stöver und der neue Vorstand messen lassen. Letztlich zählen im Fußball keine Empfehlungsschreiben, sondern nur Ergebnisse. Aber solange sie nicht vorliegen, dürfen wir weiter diskutieren. Schließlich weiß es jeder von uns besser als alle anderen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: lehrer pöppl

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