Im Blickpunkt: Fanversammlung beim 1. FC Kaiserslautern

FCK-Fans planen Protest gegen RB Leipzig

FCK-Fans planen Protest gegen RB Leipzig


Im Fritz-Walter-Stadion fand am Donnerstagabend zum sechsten Mal die offizielle Fanversammlung des 1. FC Kaiserslautern statt. Diskutiert wurde über das neue Stimmungszentrum in der Westkurve und vor allem über den Umgang mit den bevorstehenden Spielen gegen RB Leipzig.

200 FCK-Anhänger aus allen Altersklassen und Stadionecken fanden sich im Presseraum auf dem Betzenberg ein, um auf der Fanversammlung über die aktuellen Themen der Kurve (und darüber hinaus) zu diskutieren. Kritisiert wurde, dass – insbesondere in Hinblick auf das Thema Leipzig – kein Vertreter der Vereinsführung und/oder der sportlichen Leitung anwesend war. Laut Auskunft der mitorganisierenden Fanvertretung wurde der FCK-Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz eingeladen, der den vorherigen Fanversammlungen auch stets beigewohnt hatte, dieser hatte jedoch keine Zeit.

Zum neuen Stimmungszentrum, das sich seit dieser Saison direkt hinter dem Tor befindet, zog zunächst Westkurven-Vorsänger und Fanvertreter Sascha Kempf ein erstes Zwischenfazit. Der bisherige Verlauf in vier Heimspielen seit dem Umzug sei gut gewesen, mit dem absoluten Highlight der Aufholjagd gegen 1860 München, lediglich beim Thema Fahnenschwenken gebe es noch Probleme. Den positiven ersten Eindrücken des Stimmungszentrums wurde in fast allen Wortmeldungen aus dem Publikum beigepflichtet, allerdings wurde stellvertretend vom Fanbeirat auch ein weiterer Kritikpunkt vorgebracht, laut dem sich einige Dauerkartenbesitzer von ihrem Platz vertrieben gefühlt hätten. Da von den Betroffenen keiner persönlich anwesend war, konnte diese Problematik jedoch ebenso wie das Thema Fahneneinsatz nicht komplett aufgelöst werden, so dass den Vertretern der FCK-Fanbetreuung (besteht aus Fanbeauftragten, Fanvertretung und Fanbeirat) zum Abschluss dieses Tagesordnungspunktes nur der Appell an alle Westkurvenbesucher blieb: Wenn Probleme auftreten, ist es wichtig, dass beide Seiten sachlich bleiben und sich nicht gegenseitig beleidigen!

Deutlich länger diskutiert wurde im Anschluss über die anstehenden Spiele gegen Rasenballsport Leipzig, dessen aggressiver Investor Red Bull vielen Fußballfans ein Dorn im Auge ist. Zwei Vertreter der Kampagne „Nein zu RB“ brachten zunächst die Argumente gegen das Leipziger Fußballprojekt vor (vgl. früheres Interview auf „Der Betze brennt“) und listeten Beispiele der bisherigen gegnerischen Fankurven auf: Braunschweig und Karlsruhe boykottierten das Auswärtsspiel in Karlsruhe fast komplett (56 KSC-Fans wurden im Gästeblock gezählt), während die sächsischen Rivalen aus Aue den Protest vor Ort ausdrücken wollten und dort unerwartetes erlebten: Die Fans aus dem Erzgebirge mussten am Stadioneingang alle T-Shirts mit der Aufschrift „Gegen RB“ ausziehen („Ein junges Mädel musste nur im BH in den Block“) und ein geplanter Autokorso wurde von der Polizei kontrolliert, woraus mehrere Betretungsverbote für das Stadion in Leipzig resultierten (vgl. Stellungnahme der Aue-Fans).

Bemerkenswert: Alle anwesenden FCK-Anhänger waren sich einig, dass man etwas gegen Rasenballsport Leipzig unternehmen müsse, kein einziger Fan sprach sich dagegen aus. Lediglich über die Form des Protests wurde kontrovers diskutiert. Die Ultragruppen des FCK kündigten an, das Auswärtsspiel in Leipzig am 3. November zu boykottieren, worin sie bei den meisten, aber nicht allen Mitfans Unterstützung fanden. Man schade damit mehr der eigenen Mannschaft und gegen Hoffenheim oder Wolfsburg habe man doch auch nicht in dieser Form protestiert, wurde als Gegenargument vorgetragen. Aber letztendlich überwogen die Stimmen für einen Boykott, der in den nächsten Wochen mit weiterer Aufklärungsarbeit vorbereitet werden soll.

Noch nicht beantwortet wurde die Frage, ob die Vereinsführung des FCK den Boykott der Fans unterstützen würde. Hier laufen derzeit Verhandlungen zu speziell zwei Punkten: Zum einen möchten die Fans als Alternativprogramm ein Public Viewing veranstalten, bevorzugt in der Nordtribüne des Fritz-Walter-Stadions. „Wir sind recht positiv gestimmt“, hoffen die Organisatoren auf eine finanzierbare Forderung des FCK, der seinerseits wiederum die Unkosten einer solchen Veranstaltung gedeckt wissen möchte. Und zum anderen ist seitens der Fanvertretung angedacht, dass den Besitzern von Auswärtsdauerkarten ein Verzichtrecht auf die Tickets für das Auswärtsspiel im November eingeräumt wird und diese vom FCK ungenutzt nach Leipzig zurückgeschickt werden. Nächste Woche soll hierzu eine Entscheidung fallen.

Zum Abschluss der sechsten Fanversammlung des 1. FC Kaiserslautern blickten die FCK-Mitarbeiter Markus Habich (Marketing) und Timo Elflein (Grafik) auf die bisherige Umsetzung der Saisonkampagne „Der Betze rockt“ zurück – und gaben einen kleinen Ausblick in die Zukunft: Zum nächsten Auswärtsspiel des FCK beim 1. FC Heidenheim wird der Mannschaftsbus der Roten Teufel neu gestaltet und dann nicht mehr in schwarz, sondern rot-weiß durch Deutschland fahren. Neben dem Slogan „Der Betze rockt“ soll auch ein teuflischer Fan mit FCK-Schwenkfahne und stilisiert im Hintergrund das Fritz-Walter-Stadion neben den Sponsoren den Bus schmücken.

Einige spezifische Fragen, die jedoch von den anwesenden Vereinsvertretern nicht beantwortet werden konnten, etwa wie viele Freikarten bisher in dieser Saison verteilt wurden oder inwiefern der Verein ein Auge auf die Finanzierung der Stadion-Bezahlkarte Justpay habe (vgl. Artikel bei JP4sport), bildeten nach etwa zwei Stunden den Schlusspunkt der Fanversammlung.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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