Saisonvorschau 2014/15

Ein Platz im Mittelfeld - oder doch mehr?

Ein Platz im Mittelfeld - oder doch mehr?


Seit fast zehn Jahren ist es gute Tradition: Die Redaktionsmitglieder von „Der Betze brennt“ lehnen sich aus dem Fenster und wagen eine Saisonprognose, auf die man sie später festnageln wird. Wo landet der 1. FC Kaiserslautern in der Saison 2014/15? Und warum?

Sebastians Vorschau:

Drei Jahre sportlicher Niedergang liegen hinter uns und nach jeder Saison dachten wir, den Tiefpunkt erreicht zu haben, und dass es in der kommenden Spielzeit wieder aufwärts geht. Aber hört man sich in Fankreisen um, fehlt hierfür dieses Jahr der Glaube. Und ehrlich gesagt, auch ich habe große Bedenken, dass es in der neuen Saison wieder einen Schritt nach vorne geben wird. Immerhin musste Kosta Runjaic mit Florian Dick, Mo Idrissou und Simon Zoller drei Stammspieler ziehen lassen, während sich unter den Neulingen vor allem weniger bekannte Spieler befinden - Tim Heubach oder Michael Schulze waren vor der Verpflichtung eher wenigen im Lautrer Umfeld ein Begriff, Stefan Mugosa war wohl gänzlich unbekannt. Dies muss natürlich nichts Negatives bedeuten, allerdings kommt so auch keine Euphorie auf. Immerhin wurde bislang darauf verzichtet, abgehalfterte Spieler von den Ersatzbänken der ersten Liga zu verpflichten. Mal schauen, ob das neue Konzept mit vorwiegend jungen, deutschsprachigen Spielern einschlägt und die junge Truppe für den Aufschwung sorgen kann.

Es wird auf jeden Fall schwieriger, einen der beiden ersten Plätze oder zumindest den Relegationsrang zu erreichen. Nürnberg und Braunschweig sind Absteiger aus der ersten Liga, denen viel zugetraut wird, auch Fürth möchte nach dem unglücklichen Verlauf der Relegationsspiele gegen den HSV angreifen, zudem kommt aus der dritten Liga mit Leipzig ein aufstrebender Retortenclub, der die zweite Liga nur als Durchgangsstation sieht. St. Pauli und die Münchner Löwen sollten wir auch auf dem Schirm haben, so dass es für den FCK oben tatsächlich eng werden kann.

Sollten die neuen Spieler also einschlagen und die besagte Euphorie entfachen, ist der Aufstiegskampf drin. Realistisch gesehen wird es aber wohl eher eine Saison im Mittelfeld vor einem stets halbleeren Fritz-Walter-Stadion. Und das, obwohl die verunglückten orangenen Trikots laut Farbenpsychologie „stimmungsaufhellend“ sein sollten. Aber Orange steht auch für „Einheit“ und vielleicht ist dies das eigentliche Saisonziel: Aus dem Verein, den Fans und der Mannschaft wieder eine Einheit formen und die Tabelle Tabelle sein lassen.

Meine Prognose: Der FCK landet nach einer recht emotionslosen Saison zwischen Platz 7 und 10.


grumbeerstambes' Vorschau:

Ich würde unsere Mannschaft im Vergleich zur letzten Saison - mit Ausnahme von Simon Zoller - nur bedingt schlechter sehen. Wie die Vereinsführung beteuert, wurden die „Unruhestifter“ aussortiert und der Teamgeist scheint in der Truppe zu stimmen.

Die Konkurrenz in diesem Jahr ist jedoch so stark, wie gefühlt schon lange nicht mehr: Nürnberg hat durch seine Transfers die Mittel, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen und notfalls im Winter nachzulegen. Die Aufsteiger aus Leipzig haben sowieso nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Auch mit Fürth ist wieder zu rechnen, ebenso mit Düsseldorf, Braunschweig und 1860. Auch Bochum hat sich namhaft verstärkt.

Meine Prognose: Ich schätze, dass es dieses Jahr wesentlich schwerer wird, aufzusteigen, weshalb ich den FCK insgesamt auf Platz 4 bis 7 einordnen würde.


voks' Vorschau:

Der Fan in mir glaubt an die Magie unseres Betze. Er saugt die Worte von Kosta Runjaic, Stefan Kuntz und Markus Schupp auf, in denen die alten FCK-Tugenden versprochen werden. Eine junge Mannschaft, die zusammenhält, nie aufgibt und auch einmal die Grätsche auspackt, wenn die Situation danach verlangt - Gänsehaut.

Die vom FCK zahlreich verteilten Freikarten für die ersten Heimspiele gegen den TSV 1860 München und den Braunschweiger TSV Eintracht könnten direkt für ein vergleichsweise volles Haus sorgen. Es werden einige neue (und alte) potentielle FCK-Fans auf der Tribüne sitzen, die (wieder) mit dem Betze-Virus infiziert werden könnten. Der Funke springt vom Feld auf die Zuschauer über. Die, die sich in der Sommerpause keine Dauerkarte mehr geholt haben, kehren im Laufe der Saison zurück und stehen wieder voll hinter ihrer Mannschaft. Die junge Mannschaft wird von der Westkurve angefeuert und zum Aufstieg getragen.

Doch dann ist da noch der Realist in mir. Er erinnert sich an die Leistungen der Mannschaft im letzten Jahr. Er sieht die Abgänge und die Neuzugänge. Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Nominell ist die Mannschaft schlechter aufgestellt als zuvor, und so leicht wie letzte Saison wird es uns die Konkurrenz dieses mal wohl kaum machen. Wir sind klarer Underdog im Aufstiegskampf. Vielleicht muss man sich sogar eher nach unten orientieren. Bloß kein zweites 2008. Stefan Kuntz kennt die Fehler, die beim damaligen Jugendkurs gemacht wurden.

Die Spieler, nein, das Team muss dem Druck standhalten. Sie müssen das in sie gesetzte Vertrauen bestätigen. „Wir müssen Geduld haben“, predigen Stefan Kuntz und Prof. Dr. Dieter Rombach. Aber nur in den ersten Spielen besteht die Chance, die Fans sofort wieder zu überzeugen, sie gar nicht erst zweifeln zu lassen. Gelingt dies nicht, wird das Fritz-Walter-Stadion diese Saison wohl öfter halb leer bleiben. Andere werden diesen Zustand dann als halb voll bezeichnen, aber es wird halb leer sein.

Meine Prognose: Die Integration der Neuen und die Weiterbildung der Talente wird einige Zeit in Anspruch nehmen und Spuren hinterlassen. Die zu erwartenden Rückschläge werden kommen. Ich sage, die Mannschaft wird es schwer haben und wird zwischenzeitlich auch in der unteren Tabellenhälfte zu finden sein. Am 34. Spieltag hat sich das Team, wenn auch knapp, aber in der ersten Hälfte festgebissen: der 9. Platz. Und damit sollten wir zufrieden sein - zumindest diese Saison.


Thomas' Vorschau:

So ein schlechtes Gefühl vor dem Saisonstart des 1. FC Kaiserslautern hatte ich zuletzt im Sommer 2009 - und zehn Monate später feierten die Roten Teufel um Martin Amedick, Srdjan Lakic und Co. den Aufstieg in die Bundesliga. Ein gutes Omen? Wir werden es sehen, aber eines steht schon jetzt fest: Die Spieler von Kosta Runjaic haben (noch) nicht die individuelle Qualität ihrer Vorgänger. Das liegt einerseits in der Natur der Sache, wenn man auf den Nachwuchs setzt anstatt auf erfahrene Kräfte. Andererseits ist dieses Problem aber auch hausgemacht, weil ehemalige Leistungsträger wie Mo Idrissou, Jan Simunek, Florian Dick oder Albert Bunjaku nicht mehr erwünscht waren. Umso wichtiger ist es, dass der Teamgeist die reduzierte Einzelstärke auffängt. Die Kiebitze machen Hoffnung darauf und berichten, dass die Stimmung im Training so gut sei wie schon lange nicht mehr. Aber bis jetzt musste eben auch noch kein Spieler unerwartet die Ersatzbank drücken.

Was eine unterschätzte Truppe mit der richtigen Mischung erreichen kann, hat gerade erst die Deutsche Nationalmannschaft in Brasilien bewiesen. Klar, mit der Qualität eines Klose, Götze oder Hummels kann man die FCK-Spieler nicht vergleichen. Aber wir wollen ja auch nicht Weltmeister werden, sondern „nur“ aufsteigen. Vieles (aber nicht alles) wird vom Saisonstart abhängen und von den ein bis zwei Mittelfeldspielern, die noch verpflichtet werden sollen. Da die Tendenz zu einem kreativlastigen System mit fünf Mittelfeldspielern in der Startelf zu gehen scheint, steht und fällt der Erfolg des FCK mit der Effizienz in der Zentrale und auf den Außenbahnen. Um die enttäuschten Zuschauer zurück zu gewinnen, muss aber erstmal das eigentliche, viel grundlegendere Problem behoben werde: Es muss wieder Spaß machen, auf den Betze zu pilgern! Der Verein muss das Miteinander stärker fördern!

Meine Prognose: Ich habe absolut keine Ahnung, wo der FCK in diesem Jahr landet - fast alles ist möglich. Deswegen verdopple ich einfach meine Chancen mit einem Tipp ins Blaue: Die Roten Teufel spielen eine verlängerte Saison, denn es geht in die Relegation!


suYins Vorschau:

Ich war irgendwie froh, als die letzte Spielrunde endlich vorbei war. Endlich keine „Hoffnung“ mehr, die man doch noch irgendwie Spieltag für Spieltag hatte, da die anderen Mannschaften auch nicht viel besser waren. „Wenn die onnere die nägscht Spiele noch veliere und mir gewinne, dann schaff' mers bestimmt!“ Unerträglich! Ich konnte es nicht mehr lesen und hören. „Solange die Chance... blabla!“

Angenommen es hätte keine WM stattgefunden, mir wäre der Fussball völlig am A... vorbei gegangen, ich war nur noch Lustlos. Zum Glück gab es Teams wie Chile, Mexiko oder die US-Amerikaner... und natürlich Deutschland! So verlief die Sommerpause doch noch irgendwie erträglich für mich ab. Nach einigen Tagen „Schlaaaand“ holte mich der Gedanke an den FCK wieder ein.
Was denke ich über die kommende Saison? Ich gehe relativ neutral in die neue Runde und hoffe einfach, dass unser junges Team Kampf und Wille zeigt! Ich rechne nicht mit dem Aufstieg - aber ein Platz unter den ersten Zehn sollte machbar sein.
Wir Fans sollten den Spielern eine faire Chance geben, auch wenn die ersten Spiele nicht so verlaufen sollten wie gewünscht. Die vergangene Saison muss, irgendwie im Kopf abgehakt werden, sonst nehmen wir die miese Stimmung auch gleich wieder mit ins Stadion - schon zum ersten Spieltag. Kloppo würde sagen „Umparken im Kopf“. LAUTRE!

Meine Prognose: Eine komplette Vorbereitung unter Runjaic, jetzt zählt's für Coach Kosta. Bekommt der Trainer noch ein bis zwei Wunschspieler, sollte ein Platz unter den ersten zehn Teams möglich sein. Voraussetzung: Die Neuen spielen sich schnell ein und setzen die taktischen Vorgaben des Trainers auch um. Beispiel: Pokalspiel gegen Leverkusen.


Tocos Vorschau:

Endlich wieder Fußball. Endlich wieder Vereinsfußball, um genau zu sein. Endlich sind Bengalos auch wieder in Medienberichten verpönt (und weiterhin beliebtes Fotomotiv), endlich sind Fußballfans wieder grölende, marodierende, unmündige Asis, die unbedingt mit massiven Polizeiaufgeboten von normalen Menschen abgeschirmt werden müssen. An dieser Stelle: Viel Spaß den Gästefans der ersten Liga in Paderborn. Endlich geht es um den Verein und das Land ist egal. Und endlich hat Miro seinen Rekord. Glückwunsch, Junge. Lautrer geben niemals auf.

Zum Glück gab es erneut einen Umbruch. Wie so vieles andere auch, wäre dieser Satz von mir abgetippt vor einem Jahr undenkbar gewesen. Da sieht man mal, was die vergangene Saison aus mir gemacht hat. Das ist kein Stachel, der tief sitzt, sondern ein ganzer Pflock. Er sitzt gefühlte 34 Schläge tief. Doch in der Saison 2014/15 geht es auch wieder bei Null los und zum Glück gab es erneut einen Umbruch. Kaum auszudenken, was die Mannschaft der vergangenen Saison sonst noch hätte anstellen können. Leidenschaftslos am Aufstieg vorbei. Mit Herzblut zurück.

Es wurden Weichen gestellt. Markus Schupp kehrte zwischenzeitlich an seine alte Wirkungsstätte zurück und übernimmt Verantwortung im sportlichen Bereich. Die trägt er freilich ab sofort, aber seine Arbeit werden wir in Gänze wohl erst zu Beginn der Saison 2015/16 beurteilen können. Aber diese Weiche ist gestellt. Im Kader wächst der Nachwuchs heran und soll die Fans wieder mit der Mannschaft versöhnen. Ein ziemliches Brett. Doch die Transferpolitik hat sich - Stand heute - offenbar auch geändert. Noch eine gestellte Weiche. Leider stimmte hier bezogen auf Florian Dick das Timing nicht und die Wege trennten sich. Schade. Danke, Flo. Wir sind der FCK.

Wir setzen nun also auf die Jugend. Wir erhalten ein Gratis-Ticket zum Saisonauftakt, wenn wir (aus Gründen) unsere Dauerkarte gekündigt haben und wir erhalten gegen 1860 ein paar Gratis-Tickets mehr, wenn wir in Fanclubs organisiert sind. Wir rücken zusammen und wir müssen wieder mehr werden. Warum ist uns der Name unseres Stadions noch wichtig, wenn wir es nicht einmal ordentlich füllen können? Was wollen wir bewahren? Wir erzählen von früher und haben Angst vor morgen. Wir müssen da durch. Wir müssen reden, aber bitte auf Augenhöhe. Gemeinsam unzerstörbar.

Meine Prognose: „Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben.“ Hätte Fritz Walter uns das nicht vor Jahren mit auf den Weg gegeben, würde unsere Mannschaft uns doch glatt überraschen. Im positiven Sinne. Vielleicht nicht positiv genug für den Aufstieg, schließlich gibt es ja auch noch Konkurrenz, aber ich rechne mit steigenden Zuschauerzahlen, weil die Jungs uns keine andere Wahl lassen. Braunschweig ist eingespielt, Düsseldorf und Nürnberg haben nachgelegt, Fürth bleibt unbeirrt und St. Pauli oder Union sollen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken und von den Dosen ablenken. Den Aufstiegsfavoriten viel Spaß bei den Montagsspielen, während sich die Roten Teufel diese Saison in Warnwesten und in Ruhe Freitag, Samstag oder Sonntag im Mittelfeld einspielen. Dann kommt alles andere von selbst.


… und wie lautet Deine Saisonprognose? Diskutiere mit uns im Forum von „Der Betze brennt“ und nimm an der Umfrage zur Endplatzierung der Roten Teufel teil - wir sind gespannt auf die Ergebnisse!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Redaktion

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