Im Blickpunkt: Saisonendspurt in der Regionalliga Südwest

Kleine Teufel ganz groß

Kleine Teufel ganz groß


Während die Profis des FCK den Aufstieg in die Bundesliga verpasst haben, hat die U23 noch alle Chancen, nächste Saison eine Klasse höher zu spielen. DBB-Autor grumbeerstambes über die aktuelle Lage bei unserer zweiten Mannschaft.

Seit Konrad Fünfstück die U23 und das Nachwuchsleistungszentrum am Fröhnerhof als Leiter übernahm, gestaltet sich die Jugendarbeit des 1. FC Kaiserslautern sehr erfolgreich. Die U19 schaffte den souveränen Aufstieg zurück in die A-Jugend-Bundesliga und stand im letzten Jahr sogar im Finale des Junioren-Vereinspokals in Berlin. Zurzeit belegt sie Platz 4 der ersten Liga und hat durchaus noch Chancen, sich als Sieger der Staffel Süd/Südwest für die Meisterschafts-Endrunde zu qualifizieren. Besonderes Aufsehen erregt momentan jedoch das Abschneiden der „kleinen Roten Teufel“ von der Lautrer U23.

Es lief die dritte Minute der Nachspielzeit - quasi die allerneunzigste Minute - als Mario Pokar den goldenen Treffer des Tages erzielt. Der FCK II gewinnt 1:0 am vergangenen Sonntag beim FSV Mainz 05 II, dem einzigen verbleibenden Konkurrenten um die Aufstiegsrunde zur 3. Liga. Nur noch ein Punkt trennt die beiden Teams im Kampf um den zweiten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an den Entscheidungsspielen gegen den Meister der Regionalliga Nord oder Nordost berechtigt. Bereits zuvor hatte der SC Freiburg II angekündigt, keine Lizenz für die dritte Liga beantragt zu haben. Drei Spiele verbleiben noch, um diesen einen Punkt aufzuholen. Wobei die kleinen Mainzer wohl das leichtere Restprogramm haben: Nächste Woche beim Tabellenletzten aus Pfullendorf, zu Hause gegen die TuS Koblenz und zum Saisonabschluss beim wahrscheinlichen sportlichen Absteiger aus Worms. Lautern hat hier den Vorteil der beiden Heimspiele: Am Sonntag wird die sich zur neuen Saison zurückziehende U23 von Eintracht Frankfurt empfangen, ehe es dann zum schweren Auswärtsspiel bei den Offenbacher Kickers geht. Am letzten Spieltag am 24. Mai um 14:00 Uhr ist der FC Homburg zu Gast im Fritz-Walter-Stadion.

Überhaupt haben die „jungen Wilden“ momentan einen tollen Lauf: Die letzten vier Spiele wurden allesamt gewonnen, die Rückrundentabelle weist Platz 2 und die beste Abwehr der Liga aus. In der Woche vor dem Last-Minute-Sieg in Mainz wurde zu Hause der souveräne Spitzenreiter der Regionalliga Südwest, die SG Großaspach, mit 5:1 deklassiert. Besonders hervorzuheben sind auch die beiden Derbys gegen Waldhof Mannheim, in der Hinrunde gelang hier ein emotionales 1:1 in der Nachspielzeit und in der Rückrunde ein 2:1-Heimsieg.

Toller Fußball und großer Einsatz

Die U23 begeistert in der vierten Liga mit tollem Fußball und großem Einsatz - wie man es sich so oft in dieser Saison von unseren Profis wünschte. Besonders der Sturm des FCK II zeigte sich in dieser Saison stark, sodass zum Beispiel der Profivertrag für Jan-Lucas Dorow (16 Saisontore) kaum verwundert. Aber auch die anderen Offensivspieler wie Sebastian Jacob oder der bereits für die aserbaidschanische A-Nationalmannschaft spielende Rufat Dadachev wussten zu überzeugen. In der Abwehr sorgte im Tor zunächst Marius Müller für einen sauberen Kasten, nach dessen Aufrücken in die Profimannschaft hütet dort Julian Pollersbeck das Gehäuse. Auch Innenverteidiger Sascha Mockenhaupt kann mittlerweile auf seinen ersten Profieinsatz zurückblicken.

Der Preis, den es zu gewinnen gibt, klingt zunächst einmal alles andere als unattraktiv: Der Aufstieg in die dritte Liga. Statt Pfullendorf, Neckarelz und Baunatal kämen dann Hansa Rostock, die Stuttgarter Kickers und Preußen Münster auf den Betzenberg. Es stünden keine Reisen mehr nur durch Südwestdeutschland auf dem Programm, sondern durch die ganze Republik. Durchaus ein Argument bei der Verpflichtung von jungen Perspektivspielern. Denn die dritte Liga hat in der Öffentlichkeit durch große Namen wie VfL Osnabrück, MSV Duisburg oder demnächst Energie Cottbus durchaus an Attraktivität und auch Interesse gewonnen. Regelmäßig übertragen die Dritten Programme der ARD Spiele live und kostenlos im TV oder im Internet - in der aktuellen Saison sogar bis zu neun Partien pro Spieltag. Gegenteiliger Behauptungen in Internetforen, wonach die FCK-Amateure nicht aufsteigen dürften, weil zwischen der ersten und der zweiten Mannschaft mindestens eine Liga Unterschied sein müsse, sind übrigens nicht zutreffend: Gemäß § 55b der DFB-Spielordnung ist die U23 sehr wohl zum Aufstieg berechtigt.

Aber die dritte Liga birgt auch Nachteile, die nicht wegzudiskutieren sind. Der Spielbetrieb der offiziell ersten Profiklasse dürfte wohl mehr kosten als in der Regionalliga: Mehr Ordner sind notwendig bei Vereinen mit vielen mitreisenden Fans, manchmal stattfindende Abendspiele würden den Betrieb der Flutlichtanlage erfordern, die Wege zu den Auswärtsspielen sind wesentlich länger. Welche finanziellen Auswirkungen der Aufstieg genau haben dürfte, weiß aber niemand. Die Lizenz hat der FCK jedenfalls beantragt (siehe ältere Meldungen auf „Der Betze brennt“). Auch ein Punkt dürfte die ablehnende Haltung vieler Fußballfans gegenüber Zweitvertretungen in der dritten Liga sein: Gegen U23-Teams kommen im Schnitt faktisch weniger Fans zu den Spielen, was dann auch an den fehlenden Gästefans liegt.

Letzterer Punkt ist ein anzusprechendes Thema in Kaiserslautern: Der Zuschauerschnitt bei Spielen des FCK II ist (leider) sehr gering. Knapp 350 Zuschauer kamen im Schnitt in dieser Saison auf den Betze. Diese wirken dann im knapp 50.000 Zuschauer fassenden Fritz-Walter-Stadion doch recht verloren - heißt es oft, dass die WM-Spielstätte dem FCK ein großer Klotz am Bein sei, ist das für die Amateure sehr wohl zutreffend. Dafür verantwortlich sind die DFB-Regularien, die in der Regionalliga ein Stadion mit einem Fassungsvermögen von mindestens 5.000 Zuschauern vorschreiben (in der 3. Liga übrigens gar 10.000 Zuschauer). Bei Einführung dieser neuen Regeln fiel der bisherige Spielort für die Amateure, Platz 4 hinter der Osttribüne des Stadions, wegen zu geringer Kapazität weg. Wenn man nach Gründen für den niedrigen Zuschauerzuspruch sucht, werden oft dieselben Punkte angesprochen. Viele FCK-Fans kommen von außerhalb und schon die Anreise zu den schlecht terminierten Zweitligaspielen in jeder zweiten Woche ist anstrengend und zeitintensiv. Oft überschneiden sich auch die Termine beider FCK-Teams. Zum anderen müssen auch Mitglieder und Dauerkarten-Inhaber mindestens sechs Euro Eintritt zahlen. Andere Vereine wie zum Beispiel Braunschweig oder Mönchengladbach bieten Dauerkartenbesitzern oder Vereinsmitgliedern freien Eintritt an - etwas, das sicher auch in Lautern das Interesse an den „kleinen Roten Teufeln“ fördern könnte.

Noch mindestens zwei Gelegenheiten zur Unterstützung der U23

Sieht man sich aber dann noch einmal die Zuschauerzahlen an, ist es zum Teil doch merkwürdig, dass viele FCK-Fans junge Spieler für die Profimannschaft fordern, selbst jedoch kaum einen davon regelmäßig spielen sehen. Die FCK-Anhänger zeigten jedoch auch, dass sie sehr wohl für eine tolle Kulisse bei Partien der U-Mannschaften sorgen können: Zum Halbfinale um die A-Jugend-Meisterschaft 2011 gegen 1860 München (0:1) kamen 4.500 Zuschauer - damals Rekordkulisse für ein U19-Spiel. Zwei Jahre zuvor reisten 2.000 Lautrer mit zum U23-Derby nach Mannheim, mehr als zu manchem Auswärtsspiel in der zweiten Liga. Viel zu oft versäumt es der FCK jedoch auch, die Spiele der U23 zu bewerben. Der VfB Stuttgart machte mehrfach im Internet und in den Vereinsmedien auf das Derby der eigenen zweiten Mannschaft in der 3. Liga gegen den Karlsruher SC aufmerksam. 19.970 Zuschauer kamen daraufhin ins Neckarstadion. Zu den Spielen von Borussia Dortmund II kommen regelmäßig mehrere tausend Zuschauer ins Stadion Rote Erde.

Die Partie bei den Kickers aus Offenbach am übernächsten Samstag (17. Mai, 14:00 Uhr) wäre durchaus eine Reise wert für diejenigen, die die Saison noch nicht beenden und die Jungen auch einmal kicken sehen wollen. Das Auswärtsspiel beim traditionsreichen OFC bietet da eine tolle Gelegenheit mit einer für Regionalliga-Verhältnisse tollen Kulisse. Zum Abschluss der (regulären) Saison kommt dann der FC Homburg nach Kaiserslautern. Unabhängig davon, ob es dann noch um die Qualifikation für die Aufstiegsspiele geht und wie man zu zweiten Mannschaften in der 3. Liga steht, hätten die Jungs für ihre wieder einmal großartige Runde einen würdigen Rahmen zum Saisonende verdient. Sollten es die Amateure tatsächlich in die Relegation schaffen, ginge es übrigens entweder gegen den Meister der Regionalliga Nord (VfL Wolfsburg II/Werder Bremen II) oder der Regionalliga Nordost (TSG Neustrelitz). Und wer die Zeit findet, sollte der U23 im nächsten Jahr ruhig öfter einmal einen Besuch abstatten - und vielleicht feststellen, dass die „jungen Wilden“ leidenschaftlicher zu Werke gehen als mancher Profi.

Tickets für die Spiele der U23 sind an der Tageskasse erhältlich. Vollzahler bezahlen 8,- Euro, ermäßigte Tickets kosten 6,- Euro. Bei Spielen der Amateure sind auch Mitglieder und Dauerkarteninhaber ermäßigungsberechtigt.

Zum Abschluss noch eine Anmerkung der gesamten Redaktion von „Der Betze brennt“:

Auf unserer Facebook-Seite kam es vor einigen Tagen zu einer kontroversen Diskussion über den oft zu hörenden Schlachtruf „Blut und Ehre - Für die Amateure“. Die meisten Fans kennen den Hintergrund dieser Parole nicht, verzichten dann aber sinnvollerweise doch auf ihre Verwendung, nachdem sie darüber aufgeklärt wurden: „Blut und Ehre“ war in der Nazi-Zeit die Grußformel der Hitlerjugend und gilt genauso wie „Sieg Heil“ oder das „Hakenkreuz“ als „Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“, deren Verwendung strafbar ist (vgl. Begriffserklärung bei Wikipedia). Im Fußball wurde die Parole vor vielen Jahren von Nazi-Hools eingeführt und verbreitete sich mit Unwissenheit der meisten Zuschauer schnell in den deutschen Fankurven.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: grumbeerstambes

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