Im Blickpunkt: Fanversammlung beim 1. FC Kaiserslautern

Interessante Einblicke auf dem Betzenberg

Interessante Einblicke auf dem Betzenberg


Am Sonntag fand die fünfte Fanversammlung in der Nordtribüne des Fritz-Walter-Stadions statt, an der knapp 200 Anhänger teilnahmen. Neben den Wahlen der Fanvertretung stellten sich die Vorstandsmitglieder Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt den Fragen des Publikums. Diskutierte Themen waren unter anderem der auslaufende Sponsoringvertrag mit dem umstrittenen Tickethändler Viagogo und die erteilten Stadionverbote nach dem Derby der zweiten Mannschaft gegen Waldhof Mannheim im letzten Frühjahr. 182 Wahlberechtigte, die 447 Stimmen auf sich vereinten, hatten sich im Vorfeld registriert - das komplizierte Wahlprozedere sollte später auch noch ein Diskussionsthema werden.

- Fotogalerie: Fünfte Fanversammlung in der Nordtribüne

Eröffnet wurde die Versammlung von den neuen Mitarbeitern des Fanprojekts Kaiserslautern, Christian Hirsch und Stefan Michels. Beide stellten sich und ihren Werdegang sowohl in der beruflichen, als auch in der Fan-Karriere beim FCK vor. Anschließend berichteten sie von den Aufgaben, die an ein Fanprojekt gestellt werden. Hierzu zählt zum Beispiel die Schlichtung zwischen FCK-Fans untereinander, aber auch zwischen Fans und Ordnungskräften bei Auswärtsspielen. Auch beim Thema Stadionverbote stellt das von der Arbeiterwohlfahrt getragene Fanprojekt eine Anlaufstelle für Betroffene dar. Die Arbeit beschränkt sich aber nicht nur auf den Fußball, sondern deckt auch alle anderen sozialen Probleme ab, die junge Menschen im Leben haben. Hierzu zählen zum Beispiel die Suche nach einem Ausbildungsplatz, aber auch Suchtprobleme oder Ärger zu Hause.

Nach der Vorstellung des Fanprojekts blickte Sebastian Scheffler für die FCK-Fanvertretung auf die Arbeit der letzten beiden Jahre zurück. Neben der eigenen, internen Organisation (Aufbau einer Struktur, Kontaktmöglichkeiten schaffen via Telefon, Homepage, Facebook, Twitter usw.) planten die Fanvertreter zum Beispiel auch die Fanclub-Turniere um den Norbert-Thines- und den Rudi-Merk-Wanderpokal und andere Aktionen, wie etwa gegen Ende der Saison 2010/11 die Kampagne „Lauter Abstiegskampf“. Auch die günstigen Sonderzugfahrten zu den nahgelegenen und die ICE-Fahrten zu den weiter entfernten Auswärtsspielen werden von der Fanvertretung organisiert und durchgeführt.

Aber auch Selbstkritik äußerte das sechsköpfige Gremium, etwa dass bei den Verhandlungen über die Vertragsverlängerung mit Viagogo Kompromisse eingegangen wurden anstatt den Deal komplett abzulehnen. Scheffler merkte außerdem an, dass er bei den Äußerungen von Stefan Kuntz gegen Ende letzter Saison („Ratten, die aus ihren Löchern kriechen“, „Diese Fans mit so hohen Erwartungen sind hier falsch“) nicht weiter Öl ins Feuer gießen und den sportlichen Erfolg des Vereins gefährden wollte. Im Nachhinein, so sagte er, würde die Fanvertretung bei solchen Vorkommnissen anders handeln. Insgesamt wolle das Fangremium in Zukunft kritischer sein und der Vereinsführung genauer auf die Finger schauen.

Anschließend kam es zur Wahl der Fanvertretung. Jeder der sechs Kandidaten durfte sich zunächst kurz vorstellen. Christoph Balzer konnte sich dank Hochzeitsreise leider nicht persönlich präsentieren und hinterließ eine Textbotschaft auf der Videoleinwand: Die Motivation für seine erneute Kandidatur sei, dass er dem Motto der Saison „Wir sind der FCK“ Nachdruck verleihen wolle. Wir, die Fans des 1. FC Kaiserslautern.

Sascha Kempf ist ebenfalls ein bekanntes Gesicht. Er wolle eine regelmäßig stattfindende, reale Plattform einrichten, um über die Stimmung im Stadion zu diskutieren und diesbezüglich die Leute „aus dem Internet herauszuholen“ und mit ihnen „Angesicht zu Angesicht“ debattieren. Dieser „Dialog Stimmung“ ist schon seit längerem geplant und fand auch schon einmal statt, er soll nun häufiger vor Heimspielen wiederholt werden.

Johan Somers war auch Mitglied der bisherigen Fanvertretung. Er meint, um gewisse Dinge umsetzen zu können, brauche es manchmal Zeit. Auch wolle er den Spielern und dem Vorstand klarmachen, dass die da draußen - die Fans - ihr Gehalt zahlen würden und sie sich entsprechend für diese einsetzen sollen.

Christoph Daniel Vetter war bei der Vorstellungsrunde der erste neue Kandidat. Ihm sei der Dialog zwischen den Gruppen, zwischen den Fans und dem Verein wichtig. Außerdem wolle er das Fritz-Walter-Stadion ein wenig optisch herrichten und einen Verein gründen, dessen Aufgabe es ist, anderen FCK-Fans in Not zu helfen.

Sven Wieczorek betonte in seiner relativ kurzen Rede, die Zusammenarbeit zwischen der Fanvertretung und den Fanregionen verstärken zu wollen. Der 25-jährige aus der Fanregion Kusel hatte seine Arbeit schon im Vorfeld gemacht und fleißig um Stimmen geworben - wie sich später bei der Bekanntgabe des Wahlergebnisses herausstellen sollte.

Im Anschluss kamen Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt hinzu, um die Fragen der Fans zu beantworten. Die erste Wortmeldung beschäftigte sich gleich mit Viagogo und der Frage, ob der im Sommer auslaufende Vertrag mit der umstrittenen Ticketbörse verlängert wird. Grünewalt meinte, der FCK habe von Viagogo seit dem Abschluss des Sponsoringvertrages vor drei Jahren ca. 900.000 Euro bekommen, ohne jedoch näher auf die Zusammensetzung dieser Summe einzugehen - dem Verein habe das Geld in seiner wirtschaftlichen Weiterentwicklung sehr geholfen. Außerdem habe der FCK im Gegensatz zu Schalke 04 Klauseln im Vertrag stehen, wodurch zum Beispiel keine Karten für die Westkurve verkauft werden dürften. Das Unternehmen erhalte zu jedem Heimspiel ein Prozent des Kontingentes. Auf die konkrete Nachfrage, ob der Vertrag verlängert würde, wich Grünewalt aus und sagte, dass der Verein das intensiv prüfen müsse. Zwischen den Zeilen klang das so: Der Vertrag wird verlängert, es sei denn die FCK-Fans gehen dagegen auf die Barrikaden.

Ein weiteres Thema war die Terminierung der nächsten vier Auswärtsspiele durch die DFL: Keines der vier Spiele findet an einem Samstag oder Sonntag statt. Die Partien in Köln, Bielefeld und Frankfurt werden am Freitagabend, das Auswärtsspiel in Bochum am Montagabend ausgetragen. Der Vorstand solle sich intensiver dafür einsetzen, dass die Spiele fanfreundlicher terminiert würden, forderten die Fans. Stefan Kuntz entgegnete, dass der Verein selbst nur Wünsche äußern könne, es jedoch letztendlich bei der DFL liege, ob diesen entsprochen werde. Ein weiterer Faktor neben den TV-Anstalten sei etwa die individuelle Sicherheitslage an den Spieltagen. So müsse zum Beispiel verhindert werden, dass sich auf dem Rückweg von Auswärtsspielen rivalisierende Fans begegnen. Auf nochmalige Nachfrage versprach Kuntz, öffentlich Stellung gegen die fanfeindlichen Spieltermine zu beziehen, auch wenn das aus seiner Sicht keine Änderung der Lage bringen werde.

Bezüglich der sportlichen Leistung beim SV Sandhausen sagte Kuntz, dass er selbst keine befriedigende Antwort darauf habe, was am Samstag los gewesen sei. Er habe der Mannschaft in der Kabine aber „sehr emotional“ seine Meinung gesagt und sich danach zumindest selbst besser gefühlt. Verantwortlich für die nicht erbrachte Leistung auf dem Platz seien allerdings die Spieler, da könne auch die offene Trainerfrage keine Rolle spielen. Besonders bitter war für Kuntz, ausgerechnet den Verantwortlichen des SV Sandhausen gratulieren zu müssen, die „uns noch Geld schulden und menschlich so mies mit Kwame Nsor umgegangen sind“. Etwas überraschend: Dies war die einzige Aussage zur sportlichen Situation während der gesamten Versammlung, auch aus dem Publikum kamen keine weiteren Nachfragen zur Trainerdiskussion oder ähnlichen Themen.

Gesprochen wurde außerdem über die verhängen Stadionverbote nach dem Spiel der U23 zu Hause gegen Waldhof Mannheim. Kritisiert wurde dabei die Bezeichnung der Betroffenen als „Täter“ seitens des FCK, obwohl deren Schuld nie belegt wurde. Des Weiteren erhielten nur Minderjährige ein Anhörungsrecht vor der Aussprache des Stadionverbotes. Die FCK-Verantwortlichen hielten dem entgegen, dass bereits zu den Relegationsspielen gegen Hoffenheim die meisten Stadionverbote bereits wieder ausgesetzt wurden. Eine Arbeitsgemeinschaft beim DFB arbeite derzeit neue Stadionverbotsrichtlinien aus, die demnächst den Vereinen vorgestellt sollen.

Ein weiterer Punkt war der Kampf gegen den Rechtsextremismus im Stadion und das Durchsetzen eines Verbots von Kleidungsmarken, die eindeutig dem rechten Spektrum zugeordnet werden. Kuntz meinte, dass die Security diesbezüglich geschult würde, es jedoch bei der Vielzahl an Ordnern auch schwarze Schafe gäbe und sich Fehler deshalb nicht vermeiden ließen. Außerdem müsse man auf die Verhältnismäßigkeit beim Verbot von Kleidungsmarken achten und insgesamt deeskalierend auftreten.

Weitere Themen waren die Regionalliga-Tauglichkeit des Platz 4, vergünstigte Fanartikel für Fanclubs, die Verlegung des Stadionfests auf einen Sonntag und elektronische Abstimmungen bei Wahlen wie der heutigen oder auch den Mitgliederversammlungen. Danach verabschiedeten sich die Vorstandsmitglieder und verließen die Runde.

Die Facebook-Gruppe „FCK-Fans gegen eine Megafonanlage in der Westkurve“ wollte unter dem abschließenden Punkt „Sonstiges“ noch die Notwendigkeit der Megafonanlage diskutieren, allerdings konnte der Antragsteller leider nicht an der Versammlung teilnehmen, wodurch die Diskussion nach dem Austausch einiger Argumente von beiden Seiten schnell beendet wurde. Der Fanbeauftragte Christoph Schneller regte eine Projektgruppe zu diesem Thema an.

Angesprochen wurde dann noch das Wahlverfahren an sich. Dauerkarteninhaber und Vereinsmitglieder erhielten je eine Stimme, außerdem durften Fanclubs in Person ihres Vorsitzendes fünf Stimmen abgeben. Ein Anwesender kritisierte, dass dadurch auf die Fanclubvorsitzenden unverhältnismäßig viele Stimmen verteilt würden und ein Verfahren wie bei der Aufsichtsratswahl (fünf zu besetzende Plätze = fünf Stimmen pro Besucher) sinnvoller sei. Dem wurde entgegnet, dass die Fanclubvorsitzenden dadurch die Möglichkeit haben sollten, auch für nicht anwesende Mitglieder des Fanclubs abstimmen zu können. Gleichzeitig wurde jedoch betont, dass das Wahlverfahren natürlich nicht in Stein gemeißelt sei und man darüber auch reden könne. Werner Bohl vom Fanbeirat merkte an, dass auch sein Gremium einen Vorschlag zur Neuregelung des Wahlverfahrens einbringen werde.

Zum Abschluss der Fanversammlung wurde das Wahlergebnis bekanntgegeben, das eine Überraschung enthielt: Sven Wieczorek katapultierte sich als neuer Kandidat mit der Unterstützung aus vier Fanregionen bis auf Platz 2, dazu wurden die altbekannten Fanvertreter Sebastian Scheffler, Christoph Balzer und Sascha Kempf erneut in das Gremium gewählt. Diese vier bilden gemeinsam mit dem Behinderten-Fanbeauftragten Nino Gagliano und dem Sprecher des Fanbeirats Werner Bohl die neue Fanvertretung, das höchste Fangremium beim FCK und Sprachrohr des Anhangs.

Fazit der Veranstaltung: Insgesamt erhielten die anwesenden Fans interessante Einblicke in wichtige Fan- und Vereinsthemen, wie zum Beispiel den Vertrag mit Viagogo oder das Verfahren bei Stadionverboten. Die Fanversammlung bietet eine Plattform für Fans - egal ob Vereinsmitglied, Dauerkarteninhaber oder nicht - um dem Vorstand Fragen zu stellen und mit anderen Fans über Themen zu diskutieren, die die FCK-Gemeinde beschäftigen. Aber auch die Möglichkeit, die Fanvertreter selbst wählen zu können, ist eine wertvolle Chance, das Vereinsleben mitzubestimmen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: grumbeerstambes

Weitere Links zum Thema:

- Fanvertretung für zwei Jahre neugewählt (Der Betze brennt, vom 15.09.2013)

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