Hall of Fame: Fritz Walter

Der größte FCK'ler aller Zeiten

Der größte FCK'ler aller Zeiten


Nach ihm sind Schulen und Straßen benannt, ebenso ein fast 50.000 Zuschauer fassendes Fußballstadion und die Trikotfarbe der Roten Teufel. Sogar das Wetter trägt seinen Namen, und er selbst trug den Namen von Kaiserslautern hinaus in die Welt: Fritz Walter, den ein kleines Mädchen einst als den „Erfinder von Kaiserslautern“ bezeichnete. Vielleicht eine übertrieben erscheinende Aussage - und doch eine mit hohem Wahrheitsgehalt.

Friedrich Walter wurde am 31. Oktober 1920 in Kaiserslautern geboren. Aber kaum einer nannte den kleinen Jungen Friedrich, sondern nur kurz „Fritz“. Bereits in früher Kindheit erkannte er seine Liebe zum Fußball, beim „Kanälches-Spiel“ in der Straße seiner Eltern sahen Beobachter bereits sein Talent. Mit acht Jahren schloss sich Fritz Walter dem 1. FC Kaiserslautern, sein Debüt in der Seniorenmannschaft des FCK gab er bereits mit 17 Jahren beim Spiel gegen den SV Niederauerbach, in dem er vier Tore erzielte. Wenig später sorgte er mit seinen drei Toren gegen die SG Burbach für den direkten Wiederaufstieg des 1. FC Kaiserslautern in die Gauliga.

Am 14. Juli 1940 wurde Fritz Walter erstmals von Bundestrainer Sepp Herberger in die deutsche Nationalmannschaft berufen. In seinem ersten Länderspiel erzielte der 19-jährige beim 9:3-Sieg gegen Rumänien gleich drei Treffer.

Die Leistungen Fritz Walters im Trikot der Nationalelf und seines Vereins versprachen eine verheißungsvolle Karriere, die zunächst jedoch durch den zweiten Weltkrieg jäh gestoppt wurde. 1942 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, geriet später in russische Gefangenschaft und kehrte 1945 jedoch ohne Blessuren wieder nach Hause zurück. Während seiner besten Fußballjahre von 1943 bis 1950 bestritt der geniale Spielmacher kein einziges Länderspiel.

Als Bundestrainer Herberger 1950 erstmals nach dem Krieg ein neues Team aufbot, fehlte Fritz Walter zunächst. Doch am 15. April 1951 setzte er als Mannschaftskapitän seine Nationalmannschaftskarriere im Spiel gegen die Schweiz fort.

Auch beim 1. FC Kaiserslautern wurde Fritz Walter in diesen Jahren zur unumstrittenen Führungspersönlichkeit. Nach den Wirren des Krieges führte er den FCK wieder zusammen und fungierte kurzzeitig sogar als Trainer. Bereits 1948 nahmen die „Roten Teufel“ erstmals am Endspiel um die Deutsche Meisterschaft teil, unterlagen jedoch dem 1. FC Nürnberg. Dennoch war dieses Endspiel der Beginn eines Mythos, die „Walter Elf“ war geboren. Neben Fritz Walter gehörten mit seinem Bruder Ottmar, Werner Liebrich, Werner Kohlmeyer und Horst Eckel fünf spätere Weltmeister zu der Mannschaft, die den 1. FC Kaiserslautern 1951 zur ersten Deutschen Meisterschaft führte. Insgesamt nahm Fritz Walter mit dem FCK an fünf Meisterschaftsendspielen teil, ein weiterer nationaler Titel gelang jedoch nur 1953.

Der größte sportliche Moment Fritz Walters ist gleichzeitig auch die Sternstunde des deutschen Fußballs. Als Kapitän, Kopf der Mannschaft und verlängerter Arm des Trainers führte er die deutsche Nationalelf zum sensationellen Weltmeister-Titel 1954, dem „Wunder von Bern“ - natürlich bei regnerischem „Fritz Walter Wetter“ im Finale. Noch heute gilt Fritz Walter aufgrund dieses Erfolges, der dem deutschen Volk neun Jahre nach dem zweiten Weltkrieg ein neues Selbstwertgefühl gab, neben Konrad Adenauer als einer der „Gründerväter der Bundesrepublik Deutschland“. Für die Nationalmannschaft lief er zwischen 1940 und 1958 61-mal auf und erzielte 33 Tore, was ihn bis heute zu einem der torgefährlichsten deutschen Mittelfeldspieler aller Zeiten macht.

Fritz Walter spielte über 30 Jahre lang für den 1. FC Kaiserslautern, ehe er am 20. Juli 1959 seine aktive Karriere nach 379 Spielen (306 Tore) für die erste Mannschaft des FCK beendete. Trotz für damalige Verhältnisse überragender Angebote vom AS Nancy (Frankreich) und Atletico Madrid - die Spanier boten ihm 500.000 D-Mark für zwei Jahre - hielt er seinem Verein stets die Treue. Auch nach seiner aktiven Karriere war Fritz Walter so oft wie möglich als Zuschauer zu Gast auf dem Betzenberg, wo einst seine Karriere begann. Als gute Seele des Vereins fand er auch in Krisensituationen stets aufmunternde Worte für seine Nachfolger auf dem Spielfeld und blieb stets die Symbolfigur des Vereins.

Neben dem FCK engagierte sich Fritz Walter Mitte der 1960er auch für einige Jahre beim SV Alsenborn, dem Verein seines Wohnortes Enkenbach-Alsenborn bei Kaiserslautern. Auch die Regionalliga-Meisterschaft 1966/67 und der mehrfache Fast-Aufstieg des „Dorfvereins“ in die Bundesliga trugen seine Handschrift.

Doch auch abseits des Fußballplatzes war es vor allem der Mensch Fritz Walter, der die Massen faszinierte. Bis ins hohe Alter blieb er natürlich, stets freundlich und sozial engagiert. Aus Verbundenheit zum „Chef“, dem ehemaligen Bundestrainer, war er über viele Jahrzehnte bis 1997 Repräsentant der Sepp-Herberger-Stiftung, die sich der Resozialisierung jugendlicher Straftäter verschrieben hat. Am 2. Juni 1999 wurde schließlich vom Land Rheinland-Pfalz, dem Deutschen Fußball-Bund, dem DFB-Sportförderverein und dem 1. FC Kaiserslautern die Fritz-Walter-Stiftung gegründet. Ihr Zweck ist die Förderung der allgemeinen sportlichen Jugendarbeit, die Unterstützung von Maßnahmen zur Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft sowie die Leistung eines Beitrages zur Völkerverständigung vor allem mit den mittel- und osteuropäischen Staaten.

Während seines ganzen Lebens erhielt Fritz Walter unzählige Ehrungen. Erster Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft, die Umbenennung des Betzenberg-Stadions in Fritz-Walter-Stadion oder die bis dato einzige Ehrenbürgerschaft des Landes Rheinland-Pfalz - letztere Ehrung musste anlässlich Fritz Walters 80. Geburtstages am 31. Oktober 2000 eigens erfunden werden, da der Jubilar alle vorhandenen bereits innehatte.

Am 17. Juni 2002 trauerte Deutschland um Fritz Walter. Wenige Monate nach dem Tod seiner geliebten Frau Italia war er im Alter von 81 Jahren in Enkenbach-Alsenborn verstorben. Beim nächsten Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei der in diesen Tagen laufenden WM in Japan/Südkorea wurde dem Ehrenspielführer in einer Schweigeminute gedacht. Im Fritz-Walter-Stadion fand kurze Zeit später eine bewegende Trauerfeier vor mehreren tausend Gästen statt. In mehreren Reden wurde dem Verstorbenen vor den Augen zahlreicher Weggefährten und Fans gedacht, so sagte der damalige DFB-Präsident Mayer-Vorfelder: „Fritz Walter war mehr als ein Vorbild und Idol - er ist ein Mythos.“ Beim nächsten Heimspiel des FCK erstrahlte eine große Gedenkchoreographie in der Westkurve des Fritz-Walter-Stadions.

Exakt vier Jahre nach seinem Tod fand in „seinem“ Stadion das WM-Spiel Italien - USA statt; es war der letzte, leider unerfüllte Wunsch Fritz Walters, ein Spiel der WM 2006 auf dem Betzenberg sehen zu können. Ohne seinen Einsatz wäre Kaiserslautern nicht als Austragungsort der Weltmeisterschaft berücksichtigt worden - dies wird niemand abstreiten. Am 17. Juni 2006 fand im Stadion eine Gedenkminute für Fritz Walter statt, der damit auch der einzige Mensch sein dürfte, dem bei zwei WM-Turnieren gedacht wurde.

Fritz Walter gilt als einer der besten Fußballspieler aller Zeiten. Bei der offiziellen Wahl zum „Weltfußballer des Jahrhunderts“ wurde er vierzehnter, doch für seine Fans und Bewunderer wird er stets die Nummer 1 sein - nicht nur als Sportler.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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